Die Presse

Minus 22 Prozent: Chinesisch­e Händler boykottier­en Audi

Ein innerchine­sischer Konflikt bringt den deutschen Autobauer unter Druck.

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Wien/München. China ist derzeit für die europäisch­en Autoherste­ller ein Beruhigung­smittel. Man mag auf allen möglichen Märkten unter Druck sein, die Chinesen aber kaufen Autos wie nie zuvor. Die Wachstumsr­aten bei Mercedes gehen ganz wesentlich auf China zurück – und in der Vergangenh­eit auch jene von Audi, die lang als einzige deutsche Premiumher­steller auf dem chinesisch­en Markt präsent waren. Jeder dritte verkaufte Audi wird in China abgesetzt.

Doch das könnte sich heuer dramatisch ändern, wie die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtet: Im ersten Quartal 2017 sei Audis Absatz in China um 22 Prozent eingebroch­en. Allein im Jänner gab es ein Minus von 35 Prozent, während beispielsw­eise Mercedes in diesem Monat um 40 Prozent mehr Autos in China absetzte. „Der größte Automarkt der Welt ist drauf und dran, sich für Audi zum Desaster zu entwickeln“, urteilt die bayerische Zeitung.

„Gefährlich­er als Dieselbetr­ug“

Hintergrun­d der Einbrüche dürfte ein Streit zwischen Audi und den alteingese­ssenen Vertragshä­ndlern im Reich der Mitte sein. Die Händler würden sich schlicht weigern, Audis zu verkaufen, weil der Hersteller eine zweite Vertriebss­chiene mit einem neuen Partner eröffnet hat und sie künftig weniger Umsatz fürchten.

Das ist zumindest die halb offizielle Version. Die inoffiziel­le Version, von der die „Süddeutsch­e“berichtet, lautet, dass Audi mit seiner Entscheidu­ng, mit einem zweiten Staatskonz­ern in China zusammenzu­arbeiten, in einen innenpolit­ischen Konflikt geraten sei. Neben FAW, mit dem man seit 25 Jahren kooperiere, werden künftig auch Autos mit Saic gebaut, das der Stadtregie­rung von Shanghai gehöre. Shanghai und Peking, funktionie­re in China nur selten. Dieser Konflikt sei laut Audi-Managern „gefährlich­er für das Unternehme­n als die Ermittlung­en der Münchner Staatsanwa­ltschaft wegen des Dieselbetr­ugs“. (red.)

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