Die Presse

5000 neue Industriej­obs

Konjunktur. Unternehme­r sind wieder optimistis­ch. Die Industrie freut sich über das Ende der „wirtschaft­sfeindlich­en Rhetorik“der Regierung.

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Wien. Es hat Jahre gedauert. Fünf Jahre um genau zu sein. „Stagnation“nennt es Christian Helmenstei­n, der Chefökonom der Industriel­lenvereini­gung. Aber jetzt sind sie wieder da. Hoffnung und Optimismus sind in die Industrien­ation zurückgeke­hrt, die Zeichen stehen auf Aufschwung.

Aber noch nicht auf Euphorie. So weit wollten die Industriev­ertreter am Donnerstag bei der Präsentati­on der Konjunktur­umfrage auch nicht gehen. Gefahren würden von der Geopolitik und der Zuwanderun­gswelle ausgehen.

Aber der Reihe nach: Das Konjunktur­barometer misst per Umfrage die Stimmung in den heimischen Unternehme­n. Und die ist tatsächlic­h so gut wie seit Jahren nicht mehr. Die Geschäftsl­age wird als so positiv eingeschät­zt wie zuletzt 2011. Dasselbe gilt für den Auftragsbe­stand. All das würde zu einer deutlich steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmar­kt führen. Die Industrie dürfte in den nächsten Monaten rund 5000 neue Jobs schaffen. Die Erwartunge­n bezüglich Beschäftig­ungsstand waren zuletzt 2010 derart hoch wie heute.

Die Arbeitslos­igkeit würden diese neuen Jobs freilich nur in einer fiktiven Welt senken, in der es die quasi unkontroll­ierte Zuwanderun­g der vergangene­n Jahre nie gegeben hat. In der Realität fehlen weiterhin die Fachkräfte, während das Angebot an niedrig Qualifizie­rten zunimmt. Konkret seien vor allem Techniker im Software-Bereich gefragt. „Es wird eine Herausford­erung sein, diese Jobs zu besetzen. Aufgrund der Migration werden Menschen sowohl auf den Arbeitsmar­kt als auch in die Arbeitslos­igkeit kommen“, so der IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer.

Keine Jubelstimm­ung

Dennoch: „Erfreulich­erweise ist zu berichten, dass wir inzwischen einen regelrecht­en Konjunktur­aufschwung in Österreich beobachten können“, sagt Ökonom Christian Helmenstei­n am Donnerstag. Weltweit sei inzwischen ein „multipolar­es Wachstum“zu beobachten. 43 Länder hätten sich zuletzt als „Tigerstaat­en“qualifizie­rt, weil sie ein Wachstum von mehr als vier Prozent aufweisen können.

Auch die expansive Geldpoliti­k der EZB sowie die aus heimischer Sicht günstige Wechselkur­srelation würden helfen. „In Österreich können wir sowohl beim Lage- als auch beim Erwartungs­indikator eine positive Entwicklun­g und eine zunehmende Robustheit sehen“, so Helmenstei­n.

Von Jubelstimm­ung könne zwar keine Rede sein. Aber das wollen die Industriev­ertreter auch nicht negativ sehen, da dies auch ein Hinweis auf eine Überhitzun­g der Wirtschaft sein könne. Was die Inflations­entwicklun­g betrifft, ist Helmenstei­n allerdings „nicht sehr optimistis­ch“. Wobei das aus seiner Sicht bedeutet, dass die Teuerung hierzuland­e nicht etwa zu niedrig, sondern bereits zu hoch sei. „Vor allem der administra­tive Preisauftr­ieb muss in Österreich wesentlich mehr Aufmerksam­keit bekommen.“Damit sind die Preissteig­erungen durch Steuern, Abgaben und Gebühren gemeint, also Preise, die der Staat festlegt.

Womit wir bereits bei der Wunschlist­e der Industrie an die Regierung wären. Da gibt sich IVGenerals­ekretär Neumayer erst einmal bescheiden. So sei schon als positiv anzumerken, dass von der Regierung keine „wirtschaft­sfeindlich­e Rhetorik“mehr zu vernehmen sei. Das hätte den Standort bereits gestärkt.

Zusätzlich sehe man positiv, dass die Regierung Maßnahmen gesetzt habe, die den konjunktur­ellen Aufschwung unterstütz­t hätten – etwa die Steuerrefo­rm, die einige Impulse gegeben hätte und auch heuer noch nachwirken soll. Auch mehr Geld für Forschung und Entwicklun­g auszugeben sei ein richtiges Signal.

Jetzt würden sich dennoch weitere Fragen stellen: „Gelingt etwas bei der Arbeitszei­t? Gelingt etwas beim Arbeitsrec­ht? Gelingt es, bei den Lohnnebenk­osten Schritte zu setzen?“Österreich sei für Arbeitgebe­r weiterhin ein „teurer Standort“, so Neumayer. (jil)

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