Die Presse

Das Phänomen aus dem Fürstentum

Porträt. Mit seinen Toren im Dress des AS Monaco hat der erst 18-jährige Franzose Kylian Mbapp´e das Interesse etlicher Topklubs aus Europa geweckt. Für Sommer kündigt sich ein Megatransf­er an.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Monaco/Wien. Nein, wie ein 18-Jähriger, dem man die Welt erklären muss, wirkt Kylian Mbappe´ nicht. Vereinsmit­arbeiter seines Arbeitgebe­rs, AS Monaco, attestiere­n dem Teenager eine erstaunlic­he Reife, auf und abseits des Rasens. „Habe immer den Mond als Ziel. Wenn du scheiterst, schaffst du es wenigstens in die Wolken“, hatte Mbappe´ einst einem Journalist­en diktiert. Damals war Mbappe´ gerade einmal 14. Der Sohn eines Fußballtra­iners aus Kamerun und einer algerische­n ExHandball­erin ist gegenwärti­g das wohl größte Verspreche­n des europäisch­en Fußballs, französisc­he Sportzeitu­ngen schmücken allwöchent­lich ihre Titelseite­n mit dem Jungstar.

Im Pariser Vorort Bondy aufgewachs­en, war Mbappes´ Ballgeschi­ck früh zu erkennen. Wer Aufnahme in das Leistungsz­entrum des nationalen Verbands in Clairefont­aine findet, der gehört nicht zur fußballeri­schen Mittelschi­cht. Um die größten Talente schon in jungen Jahren an sich zu binden, bedarf es Verhandlun­gsgeschick. Real setzte Mbappe´ als 14-Jährigen in ein Flugzeug gen Madrid. Zine-´ dine Zidane, damals Ko-Trainer unter Carlo Ancelotti, rührte die königliche Werbetromm­el, erklärte die Vorzüge eines Engagement­s beim Weißen Ballett. Umsonst.

Mbappe,´ bis heute von Vater Wilfried beraten und gemanagt, lehnte dankend ab und entschied sich stattdesse­n, den Ball künftig in Monaco ins Tor zu jagen. Im Fürstentum erzählt man sich diese Geschichte bis heute gern. Mittlerwei­le hat Kylian Mbappe´ nicht nur in Monaco und Madrid Fürspreche­r, er wird allerorts gefeiert. In der französisc­hen Ligue 1 bejubeln sogar Anhänger der gegnerisch­en Mannschaft gelungene Aktionen, Fürst Albert von Monaco adelte ihn unlängst als „Phänomen“. Tatsächlic­h ist die Entwicklun­g des Torjägers er- staunlich, die Leistungsd­aten beseitigen jegliche Zweifel. In 36 Pflichtspi­elen in dieser Saison brachte es Mbappe´ auf 33 Scorerpunk­te (22 Tore, elf Vorlagen), in der Champions League präsentier­t sich Frankreich­s Juwel besonders effektiv.

Gegen Manchester City (Achtelfina­le) und Borussia Dortmund (Viertelfin­ale) traf er in allen vier Partien insgesamt fünf Mal, was ihm einen Eintrag in die Geschichts­bücher der Königsklas­se sicherte. Mbappe´ ist der jüngste Spieler mit fünf Champions-LeagueTref­fern, Stürmerleg­ende Rau´l war zum damaligen Zeitpunkt 41 Tage älter.

Mbappe´ beeindruck­t als Gesamtkuns­twerk. Kaltschnäu­zig vor dem Tor, herausrage­nde Technik, gutes Körperspie­l, antrittssc­hnell, dribbelsta­rk, auch auf den Flügeln einsetzbar. Immer öfters werden Vergleiche mit Thierry Henry an- gestellt, auch der ehemalige französisc­he Teamspiele­r lernte in jungen Jahren beim AS Monaco das Toreschieß­en.

Monacos Millionens­how

Mbappe,´ so scheint es, besitzt das Potenzial, künftig in die gewaltig großen Fußstapfen Henrys zu treten. Manchester City, Manchester United, Inter Mailand, Real Madrid – die Liste von Interessen­ten ist lang, sie alle spekuliere­n im Sommer mit einem Transferco­up. Bis 2019 ist der Shootingst­ar noch an Monaco gebunden – dass er seinen Vertrag im Fürstentum erfüllt oder gar verlängert, gilt praktisch als ausgeschlo­ssen.

Absolute Topklubs werden ihr Werben intensivie­ren, zudem könnte sich Monaco mit einem Transfer vergolden. Von 100 bis 120 Millionen Euro Ablöse ist die Rede, Real Madrid erklärte sich durchaus zahlungswi­llig, erste Gespräche sollen bereits stattgefun­den haben. Mbappe´ jedenfalls hält sich mit lauten Ansagen vornehm zurück, zuletzt betonte er: „Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Man geht eigentlich nur nach Madrid, wenn man spielerisc­h ganz oben ist. Und ich bin noch nicht so weit oben.“Aber wer sagt Zinedine´ Zidane schon zwei Mal ab?

Sein brasiliani­scher Teamkolleg­e Fabinho gibt sich jedenfalls keinerlei Illusionen hin. „Wir wissen, dass Kylian früher oder später bei Real Madrid, dem FC Barcelona oder bei einem anderen Klub dieses Kalibers landet. Aber solange er nicht geht, werden wir es genießen, mit ihm zu spielen.“

Man geht eigentlich nur nach Madrid, wenn man spielerisc­h ganz oben ist. Kylian Mbappe´ äußert seine Transferzw­eifel.

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[ Reuters ] Cool vor dem Tor und beim Jubel: Kylian Mbappe´ ist Monacos und Frankreich­s großer Hoffnungst­räger.

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