Das Phänomen aus dem Fürstentum
Porträt. Mit seinen Toren im Dress des AS Monaco hat der erst 18-jährige Franzose Kylian Mbapp´e das Interesse etlicher Topklubs aus Europa geweckt. Für Sommer kündigt sich ein Megatransfer an.
Monaco/Wien. Nein, wie ein 18-Jähriger, dem man die Welt erklären muss, wirkt Kylian Mbappe´ nicht. Vereinsmitarbeiter seines Arbeitgebers, AS Monaco, attestieren dem Teenager eine erstaunliche Reife, auf und abseits des Rasens. „Habe immer den Mond als Ziel. Wenn du scheiterst, schaffst du es wenigstens in die Wolken“, hatte Mbappe´ einst einem Journalisten diktiert. Damals war Mbappe´ gerade einmal 14. Der Sohn eines Fußballtrainers aus Kamerun und einer algerischen ExHandballerin ist gegenwärtig das wohl größte Versprechen des europäischen Fußballs, französische Sportzeitungen schmücken allwöchentlich ihre Titelseiten mit dem Jungstar.
Im Pariser Vorort Bondy aufgewachsen, war Mbappes´ Ballgeschick früh zu erkennen. Wer Aufnahme in das Leistungszentrum des nationalen Verbands in Clairefontaine findet, der gehört nicht zur fußballerischen Mittelschicht. Um die größten Talente schon in jungen Jahren an sich zu binden, bedarf es Verhandlungsgeschick. Real setzte Mbappe´ als 14-Jährigen in ein Flugzeug gen Madrid. Zine-´ dine Zidane, damals Ko-Trainer unter Carlo Ancelotti, rührte die königliche Werbetrommel, erklärte die Vorzüge eines Engagements beim Weißen Ballett. Umsonst.
Mbappe,´ bis heute von Vater Wilfried beraten und gemanagt, lehnte dankend ab und entschied sich stattdessen, den Ball künftig in Monaco ins Tor zu jagen. Im Fürstentum erzählt man sich diese Geschichte bis heute gern. Mittlerweile hat Kylian Mbappe´ nicht nur in Monaco und Madrid Fürsprecher, er wird allerorts gefeiert. In der französischen Ligue 1 bejubeln sogar Anhänger der gegnerischen Mannschaft gelungene Aktionen, Fürst Albert von Monaco adelte ihn unlängst als „Phänomen“. Tatsächlich ist die Entwicklung des Torjägers er- staunlich, die Leistungsdaten beseitigen jegliche Zweifel. In 36 Pflichtspielen in dieser Saison brachte es Mbappe´ auf 33 Scorerpunkte (22 Tore, elf Vorlagen), in der Champions League präsentiert sich Frankreichs Juwel besonders effektiv.
Gegen Manchester City (Achtelfinale) und Borussia Dortmund (Viertelfinale) traf er in allen vier Partien insgesamt fünf Mal, was ihm einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Königsklasse sicherte. Mbappe´ ist der jüngste Spieler mit fünf Champions-LeagueTreffern, Stürmerlegende Rau´l war zum damaligen Zeitpunkt 41 Tage älter.
Mbappe´ beeindruckt als Gesamtkunstwerk. Kaltschnäuzig vor dem Tor, herausragende Technik, gutes Körperspiel, antrittsschnell, dribbelstark, auch auf den Flügeln einsetzbar. Immer öfters werden Vergleiche mit Thierry Henry an- gestellt, auch der ehemalige französische Teamspieler lernte in jungen Jahren beim AS Monaco das Toreschießen.
Monacos Millionenshow
Mbappe,´ so scheint es, besitzt das Potenzial, künftig in die gewaltig großen Fußstapfen Henrys zu treten. Manchester City, Manchester United, Inter Mailand, Real Madrid – die Liste von Interessenten ist lang, sie alle spekulieren im Sommer mit einem Transfercoup. Bis 2019 ist der Shootingstar noch an Monaco gebunden – dass er seinen Vertrag im Fürstentum erfüllt oder gar verlängert, gilt praktisch als ausgeschlossen.
Absolute Topklubs werden ihr Werben intensivieren, zudem könnte sich Monaco mit einem Transfer vergolden. Von 100 bis 120 Millionen Euro Ablöse ist die Rede, Real Madrid erklärte sich durchaus zahlungswillig, erste Gespräche sollen bereits stattgefunden haben. Mbappe´ jedenfalls hält sich mit lauten Ansagen vornehm zurück, zuletzt betonte er: „Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Man geht eigentlich nur nach Madrid, wenn man spielerisch ganz oben ist. Und ich bin noch nicht so weit oben.“Aber wer sagt Zinedine´ Zidane schon zwei Mal ab?
Sein brasilianischer Teamkollege Fabinho gibt sich jedenfalls keinerlei Illusionen hin. „Wir wissen, dass Kylian früher oder später bei Real Madrid, dem FC Barcelona oder bei einem anderen Klub dieses Kalibers landet. Aber solange er nicht geht, werden wir es genießen, mit ihm zu spielen.“
Man geht eigentlich nur nach Madrid, wenn man spielerisch ganz oben ist. Kylian Mbappe´ äußert seine Transferzweifel.