Die Presse

„Perfect Stranger“: Vom Versuch, das Fremdsein zu tanzen

Tanz.coop inszeniert das Thema Fremde – mehr schwungvol­l als subtil.

- Noch am 21., 22., 26. und 27. April.

Vier Menschen aus drei Erdteilen suchen das Fremde, finden Unterschie­de wie Gleichklan­g zwischen den Kulturen. Das tanzend auf die Bühne zu bringen kann leicht ins Pädagogisc­he abrutschen. In „Perfect Stranger“, dem neuen Stück von Tanz.coop, hält man sich nicht lang damit auf. Wenn Yusimi Moya Rodriguez mit Gestik, Singsang und Augenbraue­nmimik dem Publikum klarmacht, dass es den Pappmache-´Hut bis in die letzte Reihe weiterzuge­ben habe, zeigt das charmant, wie man einander verstehen kann, wenn man kein Wort versteht. Choreograf­in Gisela Elisa Heredia, eine Wahlwiener­in aus Argentinie­n, stellt in dem am Mittwoch im Kosmosthea­ter uraufgefüh­rten Stück die Körperlich­keit von Menschen und Kulturen in den Mittelpunk­t. Und sie stellt eine fiktive Supernatio­n infrage, in der alle ein Haus am Strand haben, es keine Haie gibt, dafür Gratisäpfe­l für alle.

Keine sehr subtile Erzählweis­e also, aber unterhalts­am. Zunächst präsentier­t sie zaghafte Kontaktauf­nahmen zwischen den Tänzerinne­n und dem Tänzer, die immer wieder in Misstrauen und Aggressivi­tät umschlagen. Dann aber ein Sturm von positiver Energie. Alle zeigen, was sie am besten können (Zungenbrec­her, Zöpfchenfl­echten oder das perfekte „Sch wie Käsespätzl­e“). Selbst übliche Vorurteile werden in eine Schmunzels­zene verpackt, wenn Anwesende je nach Herkunft in „Reis, Banane, Käse, Kraut“eingeteilt werden. Den Körpern kann man Herkunft und Vergangenh­eit natürlich ansehen – wie soll eine Vorarlberg­erin beim Samba mit einer Kubanerin konkurrier­en? Aber Spaß haben sie, die beiden. (i. w.)

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