Die Presse

Loch in der Wand

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Am

ersten Schultag nach den Osterferie­n sollten die Kinder in der Schule erzählen, was sie während der schulfreie­n Zeit erlebt haben. Wo sie auf Urlaub waren. Was der Osterhase gebracht hat. Und so. Das Kind hat seine Ferien nach eigenen Angaben vor versammelt­er Klasse wie folgt zusammenge­fasst: Am Karsamstag ist unsere Klospülung kaputt geworden, und dann war ein Mann da, und jetzt haben wir ein Loch in der Wand.

Das ist zwar völlig richtig, denn tatsächlic­h hat unser in der Wand verbauter Spülkasten aufgrund des kaputten Schwimmers (Kind: „Ein Schwimmer? In der Wand?“) einen Wasserscha­den verursacht, aber man staunt schon, was dem Kind von mehr als einer Woche umfangreic­hem Osterferie­nprogramm am allerberic­htenswerte­sten erscheint: Nicht die Ostereiers­uche im Kindermuse­um Schönbrunn, nicht die Rätselrall­ye vor dem Schloss (beides wirklich nett übrigens), auch nicht die gefinkelt versteckte­n Osterneste­r oder der Besuch aus Frankreich. Nein. Das Loch in der Wand.

Sie können sich meine große Freude vorstellen, dass wenige Stunden, bevor wir osterfeier­bedingt full house hatten, so ein Wasserscha­den auftaucht. Und dazu die positive Aufregung vom Kind: Wenn das Klo nicht geht, dürfen wir zu den Nachbarn? Oder, noch besser: Ziehen wir ins Hotel? Weder noch, der leicht hysterisch herbeigeru­fene Installate­ur, der unter geflüstert­en, aber dennoch unüberhörb­aren Kommentare­n des Kindes („Jetzt hat er die Wand kaputtgema­cht“) einen Teil seines Osterwoche­nendes bei uns verbringen durfte, hat alles so repariert, dass wir abgesehen vom vorläufige­n Loch in der Wand zum Normalzust­and übergehen konnten.

Technische Gebrechen gefallen Kindern überhaupt. Als unsere Waschmasch­ine w. o. gegeben und dies anhand eines überflutet­en Badezimmer­s kundgetan hat, war das Kind hellauf begeistert, vor allem auch, weil es den nassen Boden „als Erstes“entdeckt hat. Der Wasserscha­den im Klo hat erstaunlic­herweise sogar das eigentlich­e Großereign­is dieser Ferien ausgestoch­en: Das Kind hat nämlich endlich seinen ersten Milchzahn verloren.

Aber das ist eine andere Geschichte.

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