Loch in der Wand
Am
ersten Schultag nach den Osterferien sollten die Kinder in der Schule erzählen, was sie während der schulfreien Zeit erlebt haben. Wo sie auf Urlaub waren. Was der Osterhase gebracht hat. Und so. Das Kind hat seine Ferien nach eigenen Angaben vor versammelter Klasse wie folgt zusammengefasst: Am Karsamstag ist unsere Klospülung kaputt geworden, und dann war ein Mann da, und jetzt haben wir ein Loch in der Wand.
Das ist zwar völlig richtig, denn tatsächlich hat unser in der Wand verbauter Spülkasten aufgrund des kaputten Schwimmers (Kind: „Ein Schwimmer? In der Wand?“) einen Wasserschaden verursacht, aber man staunt schon, was dem Kind von mehr als einer Woche umfangreichem Osterferienprogramm am allerberichtenswertesten erscheint: Nicht die Ostereiersuche im Kindermuseum Schönbrunn, nicht die Rätselrallye vor dem Schloss (beides wirklich nett übrigens), auch nicht die gefinkelt versteckten Osternester oder der Besuch aus Frankreich. Nein. Das Loch in der Wand.
Sie können sich meine große Freude vorstellen, dass wenige Stunden, bevor wir osterfeierbedingt full house hatten, so ein Wasserschaden auftaucht. Und dazu die positive Aufregung vom Kind: Wenn das Klo nicht geht, dürfen wir zu den Nachbarn? Oder, noch besser: Ziehen wir ins Hotel? Weder noch, der leicht hysterisch herbeigerufene Installateur, der unter geflüsterten, aber dennoch unüberhörbaren Kommentaren des Kindes („Jetzt hat er die Wand kaputtgemacht“) einen Teil seines Osterwochenendes bei uns verbringen durfte, hat alles so repariert, dass wir abgesehen vom vorläufigen Loch in der Wand zum Normalzustand übergehen konnten.
Technische Gebrechen gefallen Kindern überhaupt. Als unsere Waschmaschine w. o. gegeben und dies anhand eines überfluteten Badezimmers kundgetan hat, war das Kind hellauf begeistert, vor allem auch, weil es den nassen Boden „als Erstes“entdeckt hat. Der Wasserschaden im Klo hat erstaunlicherweise sogar das eigentliche Großereignis dieser Ferien ausgestochen: Das Kind hat nämlich endlich seinen ersten Milchzahn verloren.
Aber das ist eine andere Geschichte.