Elektroautobauer Tesla ruft 53.000 Autos zurück
Autohersteller. Mögliche Probleme mit Handbremsen machen Rückrufaktion nötig. Die Aktionäre nehmen es gelassen. Indes konnte Tesla in Deutschland einen Streik abwenden. Mit der Gewerkschaft streitet man jedoch weiter.
Kaum eine Aktie spaltet die Investorenwelt so wie die des Elektroautobauers Tesla. Die einen halten das Unternehmen, das seit Jahren Verluste schreibt, im ersten Quartal nur 25.000 Autos verkauft hat, aber an der Börse so hoch bewertet wird die riesigen Konkurrenten General Motors und Ford, für hoffnungslos überbewertet.
Die anderen verweisen auf das starke Wachstum des Unternehmens und auf die Zukunft der Elektromobilität. Dennoch: Seit Anfang September hat sich die Tesla-Aktie um zwei Drittel verteuert. Nach einem so steilen Anstieg sind Aktien generell anfällig für Gewinnmitnahmen, falls schlechte Nachrichten kommen.
Solche kamen am Donnerstagabend, doch die Aktionäre nahmen es relativ gelassen: Tesla muss weltweit 53.000 Fahrzeuge wegen möglicher Probleme mit der Handbremse in die Werkstätten beordern. Betroffen seien die Typen Model S und Model X, die von Februar bis Oktober 2016 gebaut worden seien, teilte das Un- ternehmen auf seiner Website am Donnerstag mit.
Im Zusammenhang mit der Rückrufaktion habe es keine Unfälle oder Verletzungen gegeben. Die Handbremsen müssten sicherheitshalber ausgetauscht werden. Die offizielle Rückrufmitteilung gehe in Kürze an die Kunden.
Im vergangenen Jahr musste Tesla in den USA 2700 Fahrzeuge des Models X in die Werkstätten zurückrufen. Bei einem Unfalls könnten Sitze in der dritten Reihe des Fahrzeugs unerwartet nach vorn rutschen, begründete das Unternehmen damals den Schritt.
Die Aktie rutschte am Donnerstagabend an der New Yorker Börse ein Prozent ins Minus und notierte damit nur drei Prozent unter ihrem Allzeithoch. Wer auf fallende Tesla-Kurse gewettet hat, muss sich weiter gedulden. Und das betrifft nicht wenige Anleger. Seit Jahresbeginn sollen sich die Verluste dieser Investoren auf 3,2 Mrd. Dollar belaufen, wie das Finanzportal Business Insider vor zwei Wochen mitteilte.
Die Optimisten sind vorerst stärker: Sie hoffen auf eine erfolgreiche Eroberung des Massenmarkts mit dem Model 3 – Teslas erstem Mittelklassewagen, der im September in die Serienfertigung starten soll.
Und so kommt es, dass die Tesla-Aktie steigt, während GM und Ford in den vergangenen drei Monaten Abstriche bei den Aktienkursen hinnehmen mussten. Investoren fürchten, dass sich der US-Automarkt nach einem von Billigsprit und niedrigen Finanzierungszinsen befeuerten Absatzboom abkühlen könnte. Da hilft es wenig, dass Ford in den vergangenen fünf Jahren 26 Mrd. Dollar verdient hat, während sich bei Tesla die Verluste auf 2,3 Mrd. Dollar summierten.
„Teilen unsere Vision nicht“
In Deutschland konnte Tesla kürzlich einen Streik abwenden: TeslaChef Elon Musk gibt im Streit mit der deutschen Gewerkschaft IG Metall eine Jobgarantie für die Mitarbeiter des übernommenen deut- schen Autozulieferers Grohmann. Grohmann baut automatisierte Maschinen für die Fahrzeugproduktion. Für Tesla sind die Anlagen bei der Fertigung des Models 3, die im Sommer anlaufen soll, wichtig. Die IG Metall fordert zudem einen Tarifvertrag und hat zuletzt mit Streik gedroht. Tesla will Gespräche mit dem Betriebsrat führen, um sicherzustellen, „dass die Vergütung jedes einzelnen Mitarbeiters wettbewerbsfähig ist“. Musk übte indes Kritik an der Gewerkschaft: Alles bei Tesla diene der Mission, den Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen, „und ich glaube nicht, dass die IG Metall unsere Mission teilt“.
Tesla hat Grohmann vergangenes Jahr übernommen. Zu den Kunden gehören auch die TeslaKonkurrenten BMW und Daimler.
Ende März erfolgte der Paukenschlag: Grohmann beliefert ab sofort nur noch ein einziges Unternehmen: Tesla. Die laufenden Aufträge werden noch bearbeitet, danach sei jegliche Kooperation jedoch beendet, hieß es. (b. l./ag.)