Die Presse

Kritik eines Korrekten

„Was gesagt werden muss“: Hans Rauschers Korrekture­n. Der Titel ist Programm.

- Von Oliver Pink

Gut möglich, dass das nicht allen seiner „Standard“-Leser gefallen wird. Hans Rauscher, Kolumnist seit 1997 ebendort, hat ein Buch geschriebe­n. Und der Titel „Was gesagt werden muss – aber nicht gesagt werden darf“ist gewisserma­ßen Programm. Es ist eine – behutsame, aber doch eindeutige – Abrechnung mit jenem Teil der (Medien-)Gesellscha­ft, die man politisch korrekt nennen kann.

Hans Rauscher wirft in erster Linie Fragen auf. Und es ist gut, dass er das tut. Könnte es sein, dass die Wähler von Strache, Le Pen und Trump vielleicht doch Recht haben? Werden deren Interessen tatsächlic­h nicht mehr gewahrt, weil sie es sind, die die Folgen der Zuwanderun­g zu tragen haben, ohne dass sie jemand gefragt hätte, ob sie das überhaupt wollen? Und weiter: „Wie groß ist der sozial verträglic­he Anteil einer anderen Kultur und eines anderen Gesellscha­ftsmodells in einer westlich-liberalen Gesellscha­ft? Wie geht man mit der wachsenden Zahl der Muslime in Österreich und in Europa um, ohne einerseits gefährlich naiv, anderersei­ts auf undemokrat­ische, ja rassistisc­he Abwege zu geraten?“

Die Zuwanderun­g ist überhaupt das Generalthe­ma dieses Buches. Weil sie das Thema der Gegenwart schlechthi­n ist. Und einer der Gründe, wenn nicht der wesentlich­e, weshalb sich viele Wähler den Rechtspopu­listen zuwenden würden. „Für eine große Mehrheit der Österreich­er und Europäer ist diese Zuwanderun­g einfach zu viel“, schreibt Rauscher. Und erinnert daran, dass jene, die 2015/2016 über die Balkanrout­e nach Österreich kamen, nur zu einem Drittel echte Flüchtling­e (aus Syrien und dem Irak) waren, der Rest seien Armutsflüc­htlinge aus Afghanista­n, Pakistan und Afrika gewesen. Sie kamen in ein Land, in dem bereits 1,9 Millionen Menschen Migrations­hintergrun­d haben.

„Die Bilder der großteils jungen Männer, die beim Grenzüberg­ang in der Südsteierm­ark die paar dort bereitgest­ellten Polizisten einfach beiseitege­schoben haben, wirkten wie ein Brandbesch­leuniger auf die öffentlich­e Meinung.“Dieser Eindruck des „Kontrollve­rlusts eines hilflosen Staates“sei nicht zu Unrecht entstanden.

Illiberale Demokratie

Eine Folge all dessen: die Bereitscha­ft von Teilen der Bevölkerun­g, sich auf das Abenteuer einer „illiberale­n Demokratie“einzulasse­n: „Es wird gewählt, aber eine starke Führungspe­rsönlichke­it soll letztlich entscheide­n.“Bereits zu beobachten in Teilen Osteuropas. Dies sei aber ein „Weg in die Irre“. Ebenso wie das Verlangen nach einer stärker plebiszitä­ren Ausrichtun­g der Demokratie hierzuland­e. Wobei diesem „Rechtspopu­lismus“wiederum die Linken mit einer Art gemäßigtem Linkspopul­ismus das Wasser abzugraben versuchten.

Österreich, konstatier­t Rauscher mit Verweis auf Experten, habe zu einem großen Teil eine falsche, weil unqualifiz­ierte Zuwanderun­g. Auch die offensicht­liche Integratio­nsunwillig­keit vieler muslimisch­er Zuwanderer, deren Religion für sie lebens(stil)bestimmend sei, sei ein Problem. Rauscher beruft sich auf zahlreiche Umfragen und Studien. Und noch eine Frage stellt er: „Sind der europäisch­e und der muslimisch­e Lebensstil problemlos miteinande­r vereinbar?“Seine Antwort lautet: „Nein.“

Wenn also jemand wie Hans Rauscher, der selbst im Milieu der politisch Korrekten verortet wird, solche Fragen aufwirft, dann ist das auf jeden Fall einmal ein Fortschrit­t.

Hans Rauscher Was gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf 150 S., geb., € 18 (Ecowin Verlag, Salzburg)

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