Kritik eines Korrekten
„Was gesagt werden muss“: Hans Rauschers Korrekturen. Der Titel ist Programm.
Gut möglich, dass das nicht allen seiner „Standard“-Leser gefallen wird. Hans Rauscher, Kolumnist seit 1997 ebendort, hat ein Buch geschrieben. Und der Titel „Was gesagt werden muss – aber nicht gesagt werden darf“ist gewissermaßen Programm. Es ist eine – behutsame, aber doch eindeutige – Abrechnung mit jenem Teil der (Medien-)Gesellschaft, die man politisch korrekt nennen kann.
Hans Rauscher wirft in erster Linie Fragen auf. Und es ist gut, dass er das tut. Könnte es sein, dass die Wähler von Strache, Le Pen und Trump vielleicht doch Recht haben? Werden deren Interessen tatsächlich nicht mehr gewahrt, weil sie es sind, die die Folgen der Zuwanderung zu tragen haben, ohne dass sie jemand gefragt hätte, ob sie das überhaupt wollen? Und weiter: „Wie groß ist der sozial verträgliche Anteil einer anderen Kultur und eines anderen Gesellschaftsmodells in einer westlich-liberalen Gesellschaft? Wie geht man mit der wachsenden Zahl der Muslime in Österreich und in Europa um, ohne einerseits gefährlich naiv, andererseits auf undemokratische, ja rassistische Abwege zu geraten?“
Die Zuwanderung ist überhaupt das Generalthema dieses Buches. Weil sie das Thema der Gegenwart schlechthin ist. Und einer der Gründe, wenn nicht der wesentliche, weshalb sich viele Wähler den Rechtspopulisten zuwenden würden. „Für eine große Mehrheit der Österreicher und Europäer ist diese Zuwanderung einfach zu viel“, schreibt Rauscher. Und erinnert daran, dass jene, die 2015/2016 über die Balkanroute nach Österreich kamen, nur zu einem Drittel echte Flüchtlinge (aus Syrien und dem Irak) waren, der Rest seien Armutsflüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan und Afrika gewesen. Sie kamen in ein Land, in dem bereits 1,9 Millionen Menschen Migrationshintergrund haben.
„Die Bilder der großteils jungen Männer, die beim Grenzübergang in der Südsteiermark die paar dort bereitgestellten Polizisten einfach beiseitegeschoben haben, wirkten wie ein Brandbeschleuniger auf die öffentliche Meinung.“Dieser Eindruck des „Kontrollverlusts eines hilflosen Staates“sei nicht zu Unrecht entstanden.
Illiberale Demokratie
Eine Folge all dessen: die Bereitschaft von Teilen der Bevölkerung, sich auf das Abenteuer einer „illiberalen Demokratie“einzulassen: „Es wird gewählt, aber eine starke Führungspersönlichkeit soll letztlich entscheiden.“Bereits zu beobachten in Teilen Osteuropas. Dies sei aber ein „Weg in die Irre“. Ebenso wie das Verlangen nach einer stärker plebiszitären Ausrichtung der Demokratie hierzulande. Wobei diesem „Rechtspopulismus“wiederum die Linken mit einer Art gemäßigtem Linkspopulismus das Wasser abzugraben versuchten.
Österreich, konstatiert Rauscher mit Verweis auf Experten, habe zu einem großen Teil eine falsche, weil unqualifizierte Zuwanderung. Auch die offensichtliche Integrationsunwilligkeit vieler muslimischer Zuwanderer, deren Religion für sie lebens(stil)bestimmend sei, sei ein Problem. Rauscher beruft sich auf zahlreiche Umfragen und Studien. Und noch eine Frage stellt er: „Sind der europäische und der muslimische Lebensstil problemlos miteinander vereinbar?“Seine Antwort lautet: „Nein.“
Wenn also jemand wie Hans Rauscher, der selbst im Milieu der politisch Korrekten verortet wird, solche Fragen aufwirft, dann ist das auf jeden Fall einmal ein Fortschritt.
Hans Rauscher Was gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf 150 S., geb., € 18 (Ecowin Verlag, Salzburg)