Mehr Blumen für Ottakring
Grätzeltour. Das Designteam Breaded Escalope hat sein Atelier seit bald zehn Jahren in der Ottakringer Straße. Für den 16. Bezirk wünscht es sich mehr Grün. Das soll bis 2018 auch wachsen.
Wir wünschen uns, dass Ottakring der erste autofreie Bezirk Wiens wird“, sagt Michael Tatschl. Er ist ein Drittel des Designtrios Breaded Escalope, bestehend seit 2008 aus Martin Schnabl, Sascha Mikel und ihm. Die drei kennen sich aus ihrer Jugend in Kärnten, die Studiogründung erfolgte beim Studienaufenthalt an der Kingston University in London – der Name stammt von einer englischen Speisekarte: Breaded Escalope. Zu Deutsch: Wiener Schnitzel. Zurück in Österreich, gefiel es den Designern in Wien. „Wir wohnten in der Nähe und waren auf der Suche nach einer Werkstatt. Ottakring war für uns als Noch-nicht-Wiener eine bekannte Gegend. Schlussendlich war die Ottakringer Straße aber eine rein finanzielle Entscheidung“, erzählt Tatschl. Das Atelier ist ein Erdgeschoßlokal, das zur Zwischennutzung angeboten wurde, der Vertrag über die Jahre mehrmals verlängert. Arbeiten, lärmen, feiern – dafür ist der Platz in jeder Hinsicht günstig und „die Nachbarn hat es nicht gestört, wenn wir einmal lauter waren“, sagt Martin Schnabl. Denn Breaded Escalope startet schon einmal die Kreissäge für Design- und Kunstobjekte.
Aus Verkehrsknotenpunkt . . .
Das Designtrio unterhält sein Gassenlokal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ottakringer Brauerei. Der Duft von Hopfen und Malz liegt in der Luft. Vor dem Atelier brausen die Autos vorbei, ums Eck, auf dem Johann-Nepomuk-BergerPlatz, halten die Straßenbahnlinien 2, 9 und 44. Ruhig ist anders. „Der Verkehr ist wirklich massiv. Die Ottakringer Straße ist wie die Triester Straße, nur in klein“, sagt Tatschl. Erst ein paar Gehminuten Richtung Innenstadt wird es gemütlicher. „Beim Yppenplatz“, verrät Gernot Sklenofsky. Er unterstützt das Designtrio seit ein paar Jahren in der Organisation. Auf dem Yppenplatz schlägt das kulturelle Herz Ottakrings – das Kulturfestival Soho Ottakring feierte hier seine Geburtsstunde, die ansässige Lokalszene ist äußerst lebendig. Hier trifft man Breaded Escalope etwa zum Mittagessen im La Salvia, einem kleinen Italiener mit friulanischen Speisen, oder im Wetter, Raetus Wetters italienischem Lokal. Auf dem Brunnenmarkt sind die Designer gern im Kent, einem der bekanntesten türkischen Lokale der Stadt. „Sonst sind wir arbeitsbedingt viel in den Baumärkten der Umgebung“, sagt Schnabl. Nach knapp zehn Jahren kenne man seine Lieferanten, habe ein gutes Netzwerk in der Nähe. „Die Menschen sind hier wirklich nett.“Ob der Fachhändler im Computershop oder der Tischler nebenan, „man spürt eine Lebensfreude, die man im sonst zugeknöpften Wien nicht findet“, sagt Tatschl. Die zeigt sich unter anderem in den türkischen Teehäusern, in denen man den ganzen Tag Kartenspieler beobachten kann. „Deshalb fühlen wir uns hier auch wohl.“Immerhin verbringt Breaded Escalope bis zu 15 Stunden täglich im Atelier. Da ist für Freizeit wenig Platz. „Und die verbringen wir dann im Bett“, scherzt Tatschl. „Ganz ehrlich, Parks oder Grünflächen, die man erwähnen müsste, gibt es hier nicht.“Dabei grenzt der Bezirk, der erst 1892 aus den Gemeinden Ottakring und Neulerchenfeld gebildet wurde, an den Wienerwald. Knapp 37 Prozent der Bezirksgesamtfläche (8,65 Quadratkilometer) sind als Grünfläche ausgewiesen. Und bis Sommer 2018 soll das Grün auch mehr werden. Justament auf dem Johann-Nepomuk-Berger-Platz soll ein Park entstehen, samt hoffentlich positiven Nebeneffekten: „Die Würstelbude hat bereits den dritten Betreiber und läuft nicht. Das ist verbesserungswürdig“, sagt Tatschl lachend.
. . . wird neuer Park
Durch die Neuführung der Straßenbahnlinien 2 und 44 werden aus dem Verkehrsknotenpunkt mit getrennten kleinen Grünflächen fast 4000 Quadratmeter Park. Mittels Bürgerbeteiligung und rund neun Millionen Euro soll der Platz neu gestaltet werden. Inwiefern Breaded Escalope mitgestaltet, ist offen. „Der Raum war immer auf Zwischennutzung ausgelegt und für unsere Anfangsphase ein enorm wichtiger Platz. Aber nach bald zehn Jahren ist es wohl Zeit. Nicht, weil wir die Gegend nicht mögen, sondern weil man im Leben auch andere Optionen sehen will“, sagt Tatschl. Weit weg siedelt das Trio nicht – ein Atelier im 15. Bezirk ist im Gespräch. Es soll einen Garten haben.