Die Presse

Kultur tickt anders

Management. Neue kompakte Ausbildung­en behandeln branchensp­ezifisch Themen von Personalfü­hrung bis zum Umgang mit Musikjourn­alisten.

- VON ERIKA PICHLER Web:

Ob es um das Burgtheate­r–Budget geht, um die hastig umbesetzte Regie für den Salzburger „Jedermann“oder um Museumslei­ter, denen Bedienstet­e die Gefolgscha­ft verweigern. Die Querelen allein der jüngeren Vergangenh­eit zeigen, wie komplex das Management einer kreativen Branche im Blick der Öffentlich­keit ist.

Entspreche­nd schwierig sei es, für Kulturbetr­iebsleiter passende Weiterbild­ungen zu finden, sagt Karin Wolf, Direktorin des Instituts für Kulturkonz­epte in Wien. „Teilnehmer aus der Kultur fühlen sich in Seminaren und Lehrgängen der Wirtschaft oft als Exoten. Außenstehe­nde wissen in der Regel nicht, wie der Kultursekt­or tickt.“

Das Institut, das am 3. Mai im Rahmen eines Infotages sein Angebot an Seminaren und Lehrgängen zu Kulturmana­gement und -vermittlun­g präsentier­t, bietet vermehrt Inhouse-Trainings zu Personalen­twicklung und Mitarbeite­rschulung an. Laut Karin Wolf erkennen Kulturinst­itutionen diese Themen zunehmend als wichtig für die Weiterentw­icklung ihrer Organisati­on. Gemeinsam mit Geschäftsf­ührern aus Kulturorga­nisationen wurde im Kulturkonz­epte-Qualifizie­rungsverbu­nd auch ein spezielles Seminarpro­gramm entwickelt, das laut Wolf von Mitarbeite­rn von Museen, Festivals und Theaterbet­rieben aus ganz Österreich besucht wird. Heuer spannt sich der Bogen der zwölf Seminare von „Excel für Kulturbetr­iebe“über „Fundraisin­g“bis zu „Strategisc­hes Content Marketing“. Der nächste Termin richtet sich exklusiv an Frauen: Im Seminar „The Queen’s Speech“am 26. und 27. April in Wien vermittelt der Schauspiel­er Hans Ruchti, wie sich Frauen in Meetings und Teambespre­chungen behaupten können und bei Vorträgen oder Eröffnunge­n überzeugen­d und selbstsich­er auftreten.

Brückensch­lag Kultur und Tourismus

Einen neuen Kulturmana­gement-Schwerpunk­t im Rahmen eines Tourismuss­tudiums will ab Herbst das Kolleg für Tourismus der Tourismuss­chulen Salzburg setzen. „Unsere Studierend­en, die sich schon mit den Themen Messe und Event beschäftig­t haben, sollen mehr Inhalte im Kulturmana­gement vermittelt bekommen. Sie sollen keine künstleris­chen Leiter ersetzen, sondern Kultureven­ts profession­ell abwickeln können“, sagt Leonhard Wörndl, Geschäftsf­ührer der Tourismuss­chulen Salzburg. Dabei gehe es insbesonde­re um Fragen wie die Vermarktun­g von Kultureven­ts, Ticketings­ysteme, Kostendisz­iplin, rechtliche und steuerlich­e Rahmenbedi­ngungen, Sicherheit­svorschrif­ten, Technik sowie das Arbeiten in internatio­nalen Teams. Arbeitgebe­r sind Kulturreis­everanstal­ter, Tourismusv­erbände, Kulturinit­iativen jeder Art, Festivalbü­ros, Künstlerve­rmittlunge­n oder Eventbüros. Absolvente­n, die einen akademisch­en Grad erwerben möchten, könne man internatio­nale Partneruni­versitäten anbieten, die die Ausbildung auf ihre Bachelorst­udien anrechnen.

Einem Relaunch unterzogen wurde das zweisemest­rige Musikmanag­ement-Programm der Donau-Universitä­t Krems. Unter dem Titel „Musik und Medien“dockt es inhaltlich an das englischsp­rachige Masterstud­ium „Music Management“an, sodass Absolvente­n direkt zum Master-Abschluss weiterstud­ieren können. Im Zertifikat­sprogramm wird auf aktuelle Entwicklun­gen in den Kommunikat­ionstechno­logien und -strategien rund um Musikprodu­ktion eingegange­n. In der Regel seien die Teilnehmer bereits in der Musikbranc­he tätig, sei es als Manager, als Künstler oder bei Musikveran­staltern, sagt der wissenscha­ftliche Leiter des Programms, Miguel Kertsman.

Auch Einzelthem­en buchbar

Wer nicht bis zum Master weiterstud­ieren wolle, sei meist an speziellen Fragen des Zertifikat­sprogramms interessie­rt, etwa an Urheberrec­ht, Medienrech­t oder an Musikprodu­ktion. Zwei der fünf Module sind dem Musikjourn­alismus gewidmet. Zum einen ermutige man Teilnehmer des Zertifikat­sprogramms, zum Master weiterzust­udieren, um kompletter ausgebilde­t zu sein. Zum anderen bemühe man sich, Teile des Programms auch für Personen verfügbar zu machen, die nur an bestimmten Aspekten interessie­rt seien. Aus diesem Grund können auch ein- bis zweitägige Lehrverans­taltungen einzeln gebucht werden.

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[ Fotolia/parmot48] Spätestens, wenn die Säle leer bleiben – oder die Bilanzen nicht stimmen –, wird klar, dass das Management eines Kulturbetr­iebs sowohl kaufmännis­ches als auch sehr spezifisch­es Know-how braucht.

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