Gaulhofer Viel Furcht, wenig Hoffnung für Frankreichs Wirtschaft
Analyse. Raus aus dem Euro, radikale Rosskur oder die große Synthese aus links und rechts: Die Wirtschaftsprogramme der vier Elys´ee-´Anwärter sind allesamt riskante Sprünge ins Ungewisse.
Wien/Paris. Mit dem Sonntagsausflug wird es an diesem Wochenende nichts. Erst geben die Pariser Banker ihre Stimme ab, dann bleiben sie in Bereitschaft. Besser: in Alarmbereitschaft. Vielleicht müssen sie rasch reagieren, sprich: verkaufen, was das Zeug hält – wenn die europafeindlichen Extremisten an den Urnen Erfolge feiern. Die Rechtsradikale Marine Le Pen auf Platz eins, der Linksradikale Jean-Luc Melenchon´ auf Platz zwei – oder beides kombiniert, als Horrorszenario der Wirtschaft für die Stichwahl im Mai.
Warum aber setzen so viele Franzosen auf Bruch und Umsturz? Man kann es ökonomisch erklären: Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Arbeitslosen, während die Wirtschaft nur sehr schwach wächst. Weder der Konservative Sarkozy noch der Sozialist Hollande konnten daran etwas ändern. So erstarken die Extreme – die sich, wie so oft, berühren. Raus aus dem Euro, raus aus der EU, fordern Links- wie Rechtsaußen. Mit Nuan- cen: Melenchon´ schwebt eine Währungsunion vor, die ihre Prinzipien entsorgt – keine Defizitgrenze, keine unabhängige Zentralbank, jeder Staat soll sich nach Belieben direkt bei der EZB verschulden können. Wenn sich Europa diesem Konzept verweigert (was sicher ist), folgt der Austritt. Le Pen geht direkt aufs Ziel zu: Die Banque de France wirft die Notenpresse an und finanziert höhere Schulden mit neuen Francs.
25 Nobelpreisträger warnen vor Le Pen
Wozu ein solcher monetärer Gewaltakt führt, hat das Institut Montaigne abgeschätzt: Die massive Abwertung der nationalen Währung würde eine Kapitalflucht auslösen, die Zinsen in die Höhe treiben und den Schuldendienst stark verteuern. Die Folgen nach 15 Jahren: ein Einbruch der Wirtschaftsleistung um 180 Mrd. Euro oder neun Prozent des BIPs und eine halbe Million mehr Arbeitslose. Das fürchtet nicht nur der liberale Thinktank: 25 Wirtschaftsnobelpreisträger aller Couleurs haben