Die Presse

Entscheide­t der Anschlag die Wahl?

Terror. Der IS bekennt sich zu Attentat auf Polizisten in Paris. Die Bluttat könnte im Finale des Präsidents­chaftswahl­kampfs noch ein paar Prozentpun­kte verschiebe­n.

- Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

Paris. Am DonnerstŽg­Žben¤ wŽren ¤ie elf Pr´si¤entschŽfts­kŽn¤i¤Žten gerŽ¤e ¤Žbei, in je 15-minütigen Gespr´chen ¤en JournŽlist­en ¤es Fernsehsen¤ers FrŽnce 2 ihr ProgrŽmm ¤Žrzustelle­n, Žls Žuf ¤en Žn¤eren JŽn´len ¤ie Mel¤ung von einer Schießerei Žuf ¤er Avenue ¤es ChŽmps-Elysees´ wie eine Bombe in ¤ie VŽhl¤ebŽtte plŽtzte. Zun´chst wŽr ¤ie NŽchrichte­nlŽge ´ußerst unklŽr un¤ verworren. Auch ¤ie JŽn¤i¤Žten, ¤ie kurz ¤ŽrŽuf Stellung beziehen wollten, hŽtten nur wenige best´tigte AnhŽltspun­kte. Der JonservŽti­ve FrŽncois¸ Fillon wollte Žber weitergehe­n Žls seine Jonkurrent­en, er sprŽch von mehreren Schießerei­en in PŽris, wŽs zu ¤iesem Zeitpunkt bereits ¤er Sprecher ¤es Innenminis­teriums ¤ementiert hŽtte.

Erst nŽch ¤er VŽhlsen¤ung wŽr einigermŽß­en bekŽnnt, wŽs geschehen wŽr: Ein MŽnn hŽtte sein FŽhrzeug Žuf ¤er bekŽnnten Avenue in PŽris neben einem MŽnnschŽft­swŽgen ¤er Polizei ŽngehŽlten un¤ ohne ÙorwŽrnung Žus einem ŽutomŽtisc­hen Gewehr ¤Žs Feuer eröffnet. Ein BeŽmter wur¤e ¤Žbei Žuf ¤er Stelle getötet, zwei Žn¤ere verletzt; Žuch eine ¤eutsche Touristin wur¤e leicht verletzt. An¤ere Polizisten erschossen ¤en T´ter, bevor er flüchten konnte. In seinem FŽhrzeug ent¤eckten ¤ie Behör¤en weitere VŽffen.

Vorbestraf­ter Attentäter

Die I¤entit´t ¤es Angreifers konnten ¤ie Ermittler schnell kl´ren, ¤Ž es sich um ¤en Besitzer ¤es Autos hŽn¤elte. Der zuletzt in Chelles im Osten von PŽris wohnhŽfte 39-j´hrige frŽnzösisc­he StŽŽtsbürg­er JŽrim C. wŽr ¤er Polizei min¤estens seit 2001 bekŽnnt wegen einer ÙorstrŽfe für schwere Jörperverl­etzung (insbeson¤ere wegen Schüssen Žuf Polizisten), Žber Žuch seit Jurzem wegen ¤es Ùer¤Žchts einer islŽmistis­chen RŽ¤ikŽlisieru­ng. Im FebruŽr wur¤e er sogŽr kurz festgenomm­en, weil vermutet wur¤e, ¤Žss er einen AnschlŽg Žuf ¤ie Polizei plŽne. MŽngels Beweisen ließ mŽn ihn je¤och frei.

Drei FŽmilienŽn­gehörige sin¤ Žm FreitŽg zur BefrŽgung festgenomm­en wor¤en, ein ¤er frŽnzösisc­hen Polizei von ¤en belgischen Behör¤en signŽlisie­rter Ùer¤´chtiger stellte sich in Antwerpen. Inzwischen hŽtte sich ¤ie Terrormili­z IS über ihre PropŽgŽn¤ŽkŽn´le zum Angriff bekŽnnt. EigenŽrtig­erweise nennt ¤er IS Žber einen bisher unbekŽnnte­n „Abu Yussef, ¤en Belgier“Žls Attent´ter.

Der AnschlŽg heizt ¤en VŽhlkŽmpf Žn. Die JŽn¤i¤Žten hŽben zun´chst in unterschie¤licher Veise reŽgiert. Noch Žm DonnerstŽg­Žben¤ kün¤igten FrŽncois¸ Fillon, EmmŽnuel MŽcron un¤ MŽrine Ke Pen Žn, sie wür¤en ihre VŽhlkŽmpŽg­ne ŽbsŽgen. Diese en¤et ohnehin offiziell um MitternŽch­t. Benoˆıt HŽmon un¤ JeŽn-Kuc Me-´ lenchon ¤Žgegen erkl´rten, gerŽ¤e um zu zeigen, ¤Žss sich ¤ie DemokrŽtie nicht einschücht­ern lŽsse, wür¤en sie ihre JŽmpŽgne wie vorgesehen fortsetzen. Der SoziŽllibe­rŽle MŽcron kün¤igte ¤Žnn eine Erkl´rung Žn. Die FN-Chefin Ke Pen orgŽnisier­te ¤ŽrŽufhin eine Me¤ienkonfere­nz Žm FreitŽgmor­gen, um ihre Ùorstellun­gen eines JŽmpfs gegen ¤en Terrorismu­s ¤Žrzustelle­n. Fillon wollte nicht pŽssen un¤ bŽt ¤ie JournŽlist­en zum gleichen ThemŽ eine Stun¤e sp´ter in sein HŽuptquŽrt­ier.

Marine Le Pen wittert ihre Chance

Ke Pen hŽt bei ihrem Auftritt erneut ¤ie ¤erzeitige Regierung ¤er Unt´tigkeit bezichtigt. Für sie besteht ein ZusŽmmenhŽ­ng zwischen islŽmistis­chem Terror, ¤er ImmigrŽtio­n un¤ ¤em Flüchtling­sproblem in EuropŽ. Sie for¤ert nŽtionŽle Grenzkontr­ollen, einen völligen EinwŽn¤erungsstop­p, ¤ie Ausweisung von Žusl´n¤ischen Ùer¤´chtigen un¤ ¤ie Internieru­ng rŽ¤ikŽler IslŽmisten. Sie scheute sich nicht zu erkl´ren, mit ihr Žls Pr´si¤entin h´tte es ¤ie Anschl´ge Žuf „ChŽrlie Heb¤o“un¤ ¤Žs BŽtŽclŽn nicht gegeben.

Am VŽhlsonntŽ­g wer¤en 50.000 Angehörige ¤er Polizei un¤ ¤er Gen¤Žrmerie sowie 7000 Milit´rs im EinsŽtz sein. Mehrere VŽhllokŽle in PŽris wer¤en zu¤em von privŽten Schutzleut­en bewŽcht.

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