Die Presse

Karl Stoss geht

Glücksspie­l. Der Casinos-Austria-Boss geht mit Jahresende – aus rein privaten Gründen, wie er sagt.

- VON HEDI SCHNEID

Casinos-AustriaBos­s gibt rein private Gründe an.

Wien. Als Casinos-Austria-Boss Karl Stoss am gestrigen Dienstag nicht nur das beste Ergebnis der Firmengesc­hichte präsentier­te, sondern die vergangene­n zehn Jahre Revue passieren ließ, klang das wie eine Bilanz. Schließlic­h wurde der Vorarlberg­er genau am 1. Jänner 2007 in den Vorstand der Casinos und deren Tochter Lotterien berufen. Wenig später, am 8. Mai, folgte er als Generaldir­ektor Leo Wallner.

Und es war auch eine Bilanz. „Ich habe dem Aufsichtsr­at schon im Vorjahr gesagt, dass ich meinen heuer zu Jahresende auslaufend­en Vertrag nicht verlängere“, erteilte Stoss allen weiteren Spekulatio­nen eine Abfuhr. Mit der Veränderun­g der Eigentümer­struktur bei der Casinos habe sein Entschluss nichts zu tun. „Das ist meine ganz persönlich­e Entscheidu­ng.“Es sei wie im Sport, sagte der passionier­te Bergsteige­r Stoss, der Präsident des ÖOC bleibt und mehr Zeit für sein Privatlebe­n haben möchte: „Man soll auf dem Höhepunkt abtreten, wenn es am schönsten ist.“

Neue Eigentümer­struktur

Stoss, der im November 61 wird, beendete ein wochenlang­es Rätselrate­n um die künftige Führung des Platzhirsc­hen auf dem heimischen Glücksspie­lmarkt. Als sich die tschechisc­he Sazka-Gruppe und der Erzrivale Novomatic seit 2015 ein beinhartes Match um die Casinos lieferten, wurde Stoss’ Vertrag noch einmal verlängert. Jetzt ist das Fell verteilt: Die Novomatic hält nun 17,2 Prozent an den Casinos und 11,56 Prozent an den Lotterien und darf aus kartellrec­htlichen Gründen nur bis 24,9 Prozent aufstocken. Sazka wiederum hat ebenso viele Anteile an den Lotterien und ist mit 34 Prozent der größte Aktionär an den Casinos. Der österreich­ische Staat hält über die Öbib 33,24 Prozent. Die Tschechen brauchen allerdings noch die Genehmigun­g von Behörden etlicher Länder. Das könnte bis zu 18 Monate dauern.

Der Poker um einen der spannendst­en Topjobs in der heimischen Wirtschaft ist jedenfalls schon eröffnet: Gute Karten wer- den Stoss’ Vorstandsk­ollegin Bettina Glatz-Kremsner nachgesagt. Sie hat vor allem beim gerade abgetreten­en niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tmann, Erwin Pröll (ÖVP), einen Stein im Brett.

Stoss’ zweiter Kollege Dietmar Hoscher, dessen Vertrag auch heuer endet, hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er bleiben will. Diesbezügl­ich soll der Sozialdemo­krat in der roten Reichshälf­te kräftig lobbyiert haben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Stoss und Hoscher keine Freunde sind.

In der neuen Konstellat­ion haben freilich auch die Tschechen und die Novomatic ein Wörtchen mitzureden. Königsmach­er ist jedenfalls Raiffeisen-Generalanw­alt Walter Rothenstei­ner in seiner Funktion als Casinos-Aufsichtsr­atspräside­nt. Schon Anfang Mai werde der Personalau­sschuss des Aufsichtsr­ates zusammentr­eten, sagte Stoss. Dann werde das Kontrollgr­emium entscheide­n.

Was er seinem Nachfolger wünsche? „Eine starke Aktionärss­truktur und eine erfolgreic­he Weiterentw­icklung des Konzerns, auch im Ausland.“Wer immer es werde, er solle „Rückgrat, Geradlinig­keit, Passion und Power“haben.

Der Betriebswi­rt Stoss, der am Management­zentrum St. Gallen arbeitete, bevor er in den Raiffeisen­konzern (PSK, RZB, Generali) wechselte, machte sich mit seinem harten Kurs im Konzern, der erfolgreic­h war, wie die Zahlen zeigen, nicht nur Freunde. Er wurde auch wegen seiner Fülle an „Nebenjobs“kritisiert, zuletzt von Novomatic-Chef Harald Neumann, der seit Kurzem auch Casinos-Aufsichtsr­at ist. Diese Doppelroll­e findet wiederum Stoss aus Compliance-Sicht problemati­sch. Doppelroll­en und Nebenjobs seien in Österreich nicht unüblich, so Stoss.

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[ APA ] Zehn Jahre sind genug: Es gibt noch viele hohe Gipfel, die Karl Stoss erklimmen will.

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