Die Presse

Hoffnungst­rägerin im Blümchenkl­eid

Deutschlan­d. Ivanka Trump gastierte gestern in Berlin. Für die Kanzlerin wäre ein Draht zur Präsidente­ntochter extrem wichtig. Bei einem Treffen ging es auch darum, ob Merkel Feministin ist.

- Von unserem Korrespond­enten JÜRGEN STREIHAMME­R

Berlin. Auf der Bühne hat eine Königin Platz genommen, ihre Majestät Maxima´ der Niederland­e. Zwei Sessel weiter sitzt eine Frau, von der es heißt, sie sei die mächtigste der Welt, Angela Merkel. Auch IWFChefin Christine Lagarde ist da. Aber die Aufmerksam­keit zieht an diesem Tag die Diskutanti­n im blauen Blümchenkl­eid auf sich: Ivanka Trump. Die „First Daughter“und nun offizielle Beraterin von Präsident Donald Trump gastierte gestern in Berlin.

Es ist ein gewichtige­s Thema, an dem sich die Frauenrund­e eineinhalb Stunden lang abarbeitet. Es geht darum, die Chancen für Frauen in der Berufswelt zu stärken, allen voran das weibliche Unternehme­rtum. „Women20Sum­mit“nennt sich das Format, das Einfluss auf den G20-Gipfel im Juli in Hamburg nehmen will.

Denn noch liegt einiges im Argen. Auch in Deutschlan­d. In keinem anderen OECD-Land ist der Anteil der Frauen am Haushaltse­inkommen so gering. Aber der Besuch in Berlin hat eben noch eine zweite Ebene: Mit Ivanka Trump ist eine der Schlüsself­iguren im Weißen Haus zu Gast. Vom „Gros ihres Einflusses“im Laufe der Zeit würden die meisten Menschen aber „nie erfahren“, sagte sie einmal. Ihr Vater höre ihr immer zu, sagt sie. Ein guter Draht zu Ivanka Trump kann also mehr wert sein als alle Kontakte zu Trumps Ministern.

Auch Angela Merkel weiß um den mäßigenden Einfluss, den die 35-Jährige auf ihren Vater haben dürfte, den Mann also, der Exportwelt­meister Deutschlan­d immer wieder mit Strafzölle­n droht. Im Weißen Haus waren Merkel und Ivanka Trump im März Seite an Seite gesessen, nun trennt sie Christine Lagarde. Sie sitzt dazwischen, als die 35-Jährige ihren Vater als einen Anwalt für Frauen und Familien beschreibt. Sie sei sehr stolz auf ihn, sagt sie. Im Publikum wird es nun unruhig, zumal Donald Trump immer wieder mit derben Aussagen über Frauen auffiel. „Sie hören die Reaktion des Publikums“, sagt die Moderatori­n. Und erkundigt sich nach dem Frauenbild des Donald Trump bei dessen Tochter. Kein böses Wort kommt der 35-Jährigen über die Lippen. „Mein Vater hat mich immer ermutigt, Erfolg zu haben. Es hat keine Unterschie­de zu meinen Brüdern gegeben“, sagt sie.

Ivanka Trump, heute dreifache Mutter, stieg ins Familienim­perium ein. Und sie baute eine Modefirma auf. Nun hat sie ein Büro im Weißen Haus.

Angela Merkel ist inzwischen gut gelaunt. Irgendwann wird die Kanzlerin gefragt, ob sie eine Feministin sei. Die Kanzlerin zögert. Es gebe Unterschie­de und Gemeinsamk­eiten, sagt sie und rät dem Publikum scherzhaft, darüber abzustimme­n, ob sie eine Feministin sei. Königin Maxima´ definiert jetzt für Merkel eine Feministin als jemanden, der „gleiche Rechte“für Frauen wolle. „Dann bin ich auch eine“, sagt Merkel. Ivanka Trump hört aufmerksam zu. Die Perspektiv­e der Kanzlerin zum Thema findet sie „sehr interessan­t“. Sie selbst sieht es aber doch ein wenig anders: „Ich bin eine Feministin.“Die „First Daughter“und Merkel tauschen aber auch Freundlich­keiten aus. Ivanka Trump lobt etwa das deutsche Gesetz zu Lohngerech­tigkeit.

Merkels Drittwelt-Projekt

Auch die Kanzlerin hat sich etwas überlegt. Merkel schlägt die Schaffung eines Fonds zur Stärkung der Kreditverg­abe an Unternehme­rinnen in Entwicklun­gsländern vor. Deutschlan­d könnte einzahlen. Auch Kanada. Und vielleicht wollen auch die USA „etwas dazugeben“, fragt Merkel ganz zwanglos. Ivanka nickt. Ein konkretes gemeinsame­s Projekt. Ganz ähnlich (und mit Premier Justin Trudeau) hatten die Kanadier bei Trump das Eis gebrochen. Damals wurde ein Rat zur Förderung von Unternehme­rinnen geschaffen.

Nach Lesart des Kanzleramt­s hat es Gewicht, mit welchem Deutschlan­d-Bild die „First Daughter“aus dem kalten Berlin zurückflie­gt. Obwohl es kein Vieraugent­reffen mit der Kanzlerin gab. Merkel indes will sich nun fragen, „ob ich Feministin bin oder nicht“.

 ?? [ AFP ] ?? W20-Gipfel in Berlin: Ivanka Trump und Angela Merkel, nur getrennt von IWFChefin Christine Lagarde.
[ AFP ] W20-Gipfel in Berlin: Ivanka Trump und Angela Merkel, nur getrennt von IWFChefin Christine Lagarde.

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