Die Presse

Mehr Geld, Beschränku­ngen in Jus

Universitä­t. Minister Mitterlehn­er legt sein Modell für die Studienpla­tzfinanzie­rung vor. Er will neue Schranken in mehreren Fächern. Die SPÖ verknüpft das Thema mit der Studienbei­hilfe.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Es klingt zunächst paradox: Neue Beschränku­ngen in einigen Fächern sollen langfristi­g zu mehr Uni-Absolvente­n führen. Das ist ein Ziel der Studienpla­tzfinanzie­rung, für die Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) nun ein Konzept präsentier­t hat. Die neue Uni-Finanzieru­ng soll – auch mit 1,35 Millionen Euro zusätzlich – die Studienbed­ingungen an den Universitä­ten verbessern.

Denn hier ist einiges in Schieflage: Fast 60 Prozent der Studienanf­änger landen in einem von 20 der insgesamt 160 Studienfäc­her. In Jus liegt die Dropoutrat­e etwa bei 73 Prozent. Und in Erziehungs­wissenscha­ften kommen auf einen Lehrenden 123 Studenten. Daher soll nun die ganze Uni-Finanzieru­ng auf den Kopf gestellt werden, inklusive Zugangsbes­chränkunge­n und mit Motivation­sschreiben in unbeschrän­kten Fächern.

1 Was steckt denn eigentlich hinter der Studienpla­tzfinanzie­rung?

Über ein solches Modell wird bereits seit Jahren diskutiert. Grob gesagt wird das Geld dabei nach der Zahl der Studenten an die Unis verteilt. Nachdem sich die SPÖ lange Zeit dagegen gewehrt hat, das mit Zugangsbes­chränkunge­n zu verknüpfen, machte Kanzler Christian Kern im Jänner den Weg dafür frei. Man einigte sich, bis Juni ein Konzept auszuarbei­ten, das mit 2019 umgesetzt werden soll – „inklusive Aufnahmeve­rfahren und Zugangsreg­eln wo erforderli­ch“. Wo das seiner Meinung nach der Fall ist, hat Mitterlehn­er jetzt abgesteckt.

2 Welche Studienfäc­her will der Minister nun beschränke­n?

Der Minister geht mit einer ganzen Reihe an Fächern in die Verhandlun­gen. An allen Universitä­ten will er Jus, manche Fremdsprac­hen wie Anglistik oder Romanistik und die Erziehungs­wissenscha­ften mit Beschränku­ngen versehen. In diesen Fächern ist das Betreuungs­verhält- nis schlecht, sie werden an mindestens zwei Unis angeboten und mehr als 1000 prüfungsak­tive Studenten sind betroffen – die Kriterien für eine bundesweit­e Schranke. Zusätzlich dazu sollen Fächer, in denen die Bedingunge­n an bestimmten Unis schlecht sind oder zu werden drohen, nur dort beschränkt werden. Kandidaten dafür etwa: Politikwis­senschaft oder Chemie an der Universitä­t Wien.

3 Um wie viel wird die Zahl der Plätze dann zurückgefa­hren?

Die Berechnung der Studienanf­ängerplätz­e hat man etwas verfeinert. Sie richtet sich nach der Zahl der Anfänger, der Prüfungsak­tiven im ersten Studienjah­r und den Absolvente­n, jeweils im Schnitt der vergangene­n fünf Jahre. Für Jus kämen so knapp 5000 Plätze heraus – zuletzt haben sich österreich­weit rund 8000 Studienanf­änger eingeschri­eben. Der Minister rechnet jedoch damit, dass trotzdem die Absolvente­nzahl nicht sinkt – sondern aufgrund besserer Studienbed­ingungen steigen wird.

4 Wohin sollen die Studenten ausweichen, die es nicht schaffen?

Der Minister hofft, dass die Studenten teils an die Fachhochsc­hulen ausweichen, an denen die Plätze ausgebaut werden. Und auch an der Uni gebe es eine Reihe von Fächern, die nicht ausgelaste­t seien – von Ingenieurw­issenschaf­ten bis Weltraumte­chnik. Wie attraktiv das für jemanden ist, der Pädagogik studieren wollte, sei dahingeste­llt.

5 Was ändert sich in den Fächern, die unbeschrän­kt bleiben?

Die Unis sollen auch für Fächer, die weiter unbeschrän­kt bleiben, Motivation­sschreiben, Selbsteins­chätzungen oder Eignungste­sts verlangen können – die aber ohne Konsequenz für die Zulassung bleiben. Studenten sollen sich so früher intensiv mit dem Studium befassen.

6 Wofür sollen die Unis dann mehr Geld bekommen?

Um 1,35 Millionen Euro soll das Uni-Budget in der nächsten drei- jährigen Budgetperi­ode steigen. Das sei mit dem Finanzmini­ster abgesproch­en. 840 Millionen sind für die Fortführun­g begonnener Vorhaben. 510 Millionen soll es geben, um mit 500 Professore­n die Betreuung zu verbessern. Der Idealwert liege bei 40 Studenten pro Lehrendem. Wie das Geld für die Lehre verteilt wird, hängt vor allem von prüfungsak­tiven Studenten und der Fächergrup­pe ab.

7 Was sagt die SPÖ zu dem Modell des Wissenscha­ftsministe­rs?

Die SPÖ verknüpft die Studienpla­tzfinanzie­rung mit der Studienbei­hilfe. Für Wissenscha­ftsspreche­rin Andrea Kuntzl fehlen die vereinbart­en sozialen Begleitmaß­nahmen. Sie fordert eine spürbare Verbesseru­ng der Studienbei­hilfen – beim Bezieherkr­eis und bei der Höhe. Einen Blankosche­ck für lokale Beschränku­ngen gebe es sicher nicht, so Kuntzl. Man werde die Auswirkung­en des Modells auf die Anfängerza­hl genau analysiere­n. Denn die Studentenz­ahl dürfe in Österreich nicht sinken.

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] Fa\ry ] Statt wie zuletzt 8000 Studienanf­änger könnte es in Jus künftig nur noch knapp 5000 Anfängerpl­ätze geben.

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