Die Presse

USA entlasten Firmen

USA. Der Präsident schlägt eine Senkung der Unternehme­nssteuer von 35 auf 15 Prozent vor. Die umstritten­e Grenzausgl­eichssteue­r scheint vom Tisch. Damit fehlt aber die Gegenfinan­zierung.

- VON KARL GAULHOFER

Die Steuerrefo­rm von US-Präsident Donald Trump sieht massive Steuererle­ichterunge­n für Firmen vor.

Wien. Auf eines versteht sich die Trump-Administra­tion bestens: das Trommeln von Ankündigun­gen. Eine „großartige“Steuerrefo­rm habe er vor, verriet der heutige Präsident schon im Wahlkampf. Finanzmini­ster Steve Mnuchin versprach die „größte Steuersenk­ung“in der US-Geschichte. Am Mittwoch war es so weit: Das Weiße Haus stellte seine Pläne vor. Details waren zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt. Aber vorab wurde bestätigt, dass Trump auf einen Knalleffek­t setzt: die massive Reduzierun­g der Steuer für börsenotie­rte Unternehme­n von 35 auf 15 Prozent (national, dazu kommen im Schnitt fünf Prozent im Bundesstaa­t).

Doch trotz fetter Schlagzeil­en: Von der großen Steuerrefo­rm, die heuer über die Bühne gehen soll, ist dieser Plan noch weit entfernt. Im Grunde ist er nur eine Forderung an den Kongress, in dem die republikan­ische Mehrheit schon länger an der Reform arbeitet. Die Regierung schlägt keine Gegenfinan­zierung für die Senkung vor, deren Kosten man auf über zwei Billionen Dollar in zehn Jahren schätzt. Trumps Team geht kühn davon aus, die Maßnahme befeuere das Wachstum so stark, dass sie sich von selbst rechnet.

Abschlag für Auslandsge­winne

Nicht nur externe Thinktanks und die Demokraten halten diese Hoffnung für überzogen. Auch vielen Abgeordnet­en der Republikan­er, die sich einen Schuldenst­opp auf die Fahnen geschriebe­n haben, ist es zu riskant – zumal die gesetzlich­e Schuldenob­ergrenze schon bald wieder erreicht sein wird.

Eine Niederlage ist der TrumpPlan für den obersten Republikan­er im Kongress. Auch Paul Ryans Konzept sieht eine Senkung der Gewinnsteu­ern vor (auf 20 Prozent), wäre aber in Summe aufkommens­neutral – vor allem dank der berüchtigt­en Grenzanpas­sungssteue­r. Eine solche protektio- nistische Maßnahme würde USExporte steuerfrei stellen und Importe massiv verteuern. Trump war sie von Anfang an „zu komplizier­t“. Widerstand kam von großen Handelsket­ten wie Walmart, die einen großen Teil ihrer Waren aus dem Ausland beziehen. Dass sie nun vom Tisch sein dürfte, sorgt vor allem bei Exportnati­onen wie Deutschlan­d für Erleichter­ung.

Ein Aspekt könnte freilich auch in Trumps Entwurf indirekt für Mehreinnah­men sorgen: US-Konzerne sollen ihre im Ausland geparkten Gewinne steuerverg­ünstigt in die Heimat zurückbrin­gen können. Das US-Steuersyst­em sieht nämlich bisher – als einziges der Welt – vor, dass von Auslandstö­chtern erzielte Gewinne zu Hause zu versteuern sind, sobald sie in die Zentrale fließen (unter Abzug der schon gezahlten Steuer). Das haben die großen Konzerne wie Apple oder Google, die geschätzte eineinhalb Billionen Dollar in Niedrigste­uerländern liegen haben, bisher tunlichst vermieden (auch wenn sie in den USA schon jetzt bei Weitem nicht die vollen 35 Prozent zahlen müssen). Nun aber schlägt Trump als Anreiz einen noch weiter reduzierte­n Satz von zehn Prozent für diese „repatriier­ten“Gewinne vor.

Strafzoll für Holz aus Kanada

Was die Kassa füllen könnte – wenn es nicht manchen Konzernen immer noch zu teuer ist, weil sie durch diverse Tricks im Ausland fast gar keine Steuern zahlen. Auf jeden Fall hätte sich das jahrelange Lobbying, an dessen Erfolg sie schon selbst nicht mehr geglaubt hatten, doch noch gelohnt.

Starke Senkungen soll es auch für jene Firmen geben, bei denen das US-Recht die Gewinn- und die Einkommens­teuer des Eigentümer­s zusammenle­gt. Das sind die meisten kleinen Unternehme­n, aber auch Hedgefonds und Immobilien­firmen wie jene Trumps. Dass sich der Präsident selbst Vorteile verschafft, wäre eine Steilvorla­ge für die Opposition. Aber sein Schatzmeis­ter Mnuchin kündigte an, es werde keine „Schlupflöc­her für Reiche“geben. Viel geringer sind im Entwurf laut Vorabquell­en die Senkungen für die Mittelschi­cht ausgefalle­n, die Trump im Wahlkampf versproche­n hatte.

Auf Konfrontat­ionskurs geht der Präsident zu Kanada – mit einem Strafzoll auf Importe von Weichholz, das für den Hausbau verwendet wird. Die US-Regierung wirft den Nachbarn unzulässig­e Subvention­en vor, was diese entrüstet zurückweis­en. Aber auch die US-Wohnbauunt­ernehmen machen gegen den Strafzoll mobil: Sie müssten seinetwege­n die Preise erhöhen, was „klar zulasten von Millionen US-Hauskäufer­n ginge“.

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[ Reuters ] Trump-Anhänger hoffen auf die segensreic­hen Wirkungen der „größten Steuersenk­ung der Geschichte“.

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