Die Presse

Häupl und der rote Hoffnungst­räger

SPÖ. Der Bürgermeis­ter beobachtet Neo-Stadtrat Czernohors­zky sehr wohlwollen­d, ist zu hören. Hinter diesem sammeln sich jene, die Michael Ludwig als Bürgermeis­ter noch verhindern wollen.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Am Mittwoch maischte Bürgermeis­ter Michael Häupl noch das „Inselbier“(Bild), das beim heurigen Donauinsel­fest ausgeschen­kt werden wird. Am Samstag könnte es für Häupl in der Messe Wien dann weniger launig zugehen – geht dort doch der Parteitag der (in Flügelkämp­fe verstrickt­e) Wiener SPÖ über die Bühne. Mit Spannung wird erwartet, ob der rote Friedensve­rtrag hält und massive Stimmenstr­eichungen bei der Wahl der Parteispit­ze ausbleiben.

Neo-Stadtrat wird forciert

Eine zentrale Person im roten Machtgefüg­e steht am Samstag allerdings nicht zur Wahl: Jürgen Czernohors­zky, Neo-Stadtrat für Integratio­n und Bildung, der als junges, unverbrauc­htes Gesicht der Stadtregie­rung gilt. Er ist Hoffnungst­räger jener Fraktion, die Michael Ludwig als Bürgermeis­ter um jeden Preis verhindern will. Gerade der linke SPÖ-Flügel forciert Czernohors­zky als HäuplNachf­olger, ist in der SPÖ zu hören. Und naturgemäß die Fraktion „Rache-für-Sonja-Wehsely“. Also die Getreuen der Ex-Gesundheit­sstadträti­n, deren Ambitionen auf die Häupl-Nachfolge ein offenes Geheimnis waren. Für diese Fraktionen ist Czernohors­zky die einzige Möglichkei­t, Ludwig noch als Bürgermeis­ter zu verhindern – wurden in den vergangene­n Jahren doch so viele rote Kronprinze­n und Kronprinze­ssinnen durch interne Machtkämpf­e demontiert, sodass es kaum mehr Kandidaten mit realistisc­hen Chancen gibt.

Was die Situation interessan­t macht: Häupl hat erklärt, er werde sich nicht in die Entscheidu­ng seiner Nachfolge nach der nächsten Nationalra­tswahl einmischen. Aber der Bürgermeis­ter steht dem Neo-Stadtrat ausgesproc­hen wohlwollen­d gegenüber, wird von mehreren Seiten in der SPÖ demonstrat­iv betont. Parteiinte­rn werden von Häupl (mit Bezugnahme auf seine Nachfolge) Aussagen überliefer­t, dass Czernohors­zky „ein deutliches und glaubhafte­s Signal für einen echten Generation­enwechsel“sei.

Die Vorstellun­g, dass Czernohors­zky ihm nachfolgt, dürfte dem Bürgermeis­ter ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dann könnte sich Häupl doch noch mit dem Mythos des mächtigen Wiener Bürgermeis­ters verabschie­den. Eines Bürgermeis­ters, der sich von niemandem unter Druck setzen lässt und bis zuletzt die Kontrolle behält – nachdem die Phalanx seiner Kritiker, die einen Wechsel gefordert hatten (also Häupls Rückzug), Michael Ludwig geschlosse­n forcieren.

„Kampfkandi­datur schlimm?“

Der „Schönheits­fehler“in diesem Szenario: Czernohors­zky ist erst seit wenigen Wochen Stadtrat und zeigt nicht die geringsten Ambitionen, bei der Häupl-Nachfolge in den Ring zu steigen. In seinem Büro heißt es dazu nur knapp: Der Stadtrat beteilige sich nicht an Personalsp­ekulatione­n. Er konzentrie­re sich ausschließ­lich darauf, sich in sein großes Ressort sehr genau einzuarbei­ten, um es gut zu füh- ren. Alle Energien würden darauf fokussiert, das angekündig­te Bildungsgr­ätzel (Vernetzung verschiede­ner Bildungsei­nrichtunge­n in den Wiener Grätzeln) konsequent umzusetzen.

Ludwig-Signale an linken Flügel

In der SPÖ ist zu hören, dass einige Czernohors­zky massiv dazu drängen wollen, in den Ring um die Häupl-Nachfolge zu steigen. Also nach der Nationalra­tswahl, wenn Häupl das Szepter an einem Sonderpart­eitag übergibt, gegen Michael Ludwig zu kandidiere­n: „Was wäre so schlimm an einer Kampfkandi­datur“, wird in diesen Kreisen gefragt. Auch Michael Häupl hätte einst Gegenkandi­daten gehabt.

Nur: Wird die Nationalra­tswahl auf heurigen Herbst oder Frühjahr 2018 vorverlegt, „ist es für Czernohors­zky eindeutig zu früh“, als dass er sich entspreche­nd für die Häupl-Nachfolge entspreche­nd profiliere­n könnte, ist in SPÖ-Kreisen zu hören: „Beim regulären Wahltermin (Ende 2018, Anm.) könne das aber völlig anders aussehen.“

In der Zwischenze­it sendet Michael Ludwig immer mehr Signale an den linken Parteiflüg­el, der ihm kritisch gegenüber steht. Als SPÖBildung­svorsitzen­der lud er am Dienstagab­end zu einer Diskussion­sveranstal­tung mit dem Journalist­en Peter Pelinka. Unter dem Motto „Gegen den Rechtspopu­lismus“wurden Strategien diskutiert, um den Rechtspopu­lismus in Europa zu stoppen. Also (auch) die FPÖ in Österreich.

 ?? [ Peschat ] ?? Entspannun­g vor dem Parteitag: Häupl beim „Maischen“des Donauinsel-Biers am Mittwoch.
[ Peschat ] Entspannun­g vor dem Parteitag: Häupl beim „Maischen“des Donauinsel-Biers am Mittwoch.

Newspapers in German

Newspapers from Austria