Die Presse

Gloriette ist wieder grau-gelb

Schönbrunn. Die Gloriette in Schönbrunn wurde saniert und mit originalge­treuen Fassaden versehen. Als nächstes wird der Parkplatz gebaut – und die geheimnisv­olle kleine Gloriette renoviert.

- VON KARIN SCHUH Diashow: diepresse.com/gloriette

Wien. Dass ein historisch­es Gebäude nach einer Renovierun­g mehr grau als weiß ist, mag ungewöhnli­ch wirken. Im Falle der gut 240 Jahre alten Gloriette in Schönbrunn ist das aber nur originalge­treu. „Wir haben schon bei der ersten Renovierun­g 1994 dazu geforscht. Jetzt haben wir aber tiefer gebohrt und es hat sich gezeigt, dass die nicht gelben Teile viel dunkler waren, eigentlich hellgrau und steinsicht­ig“, sagt Franz Sattlecker, Geschäftsf­ührer der Schönbrunn Kultur- und Betriebsge­sellschaft (SKB) zur soeben abgeschlos­senen Renovierun­g. „Dadurch sieht die Gloriette jetzt ein bisschen anders aus.“Auch die Fassade wurde in einem leicht veränderte­n Gelbton gestrichen. Grau hingegen wurde die gelbe Decke, dekorative Figuren oder auch die Fensterrah­men.

Seit September 2016 wurde gearbeitet, mit der Ausbesseru­ng der Stufenschä­den ist die Sanierung des historisch­en Speise- und Festsaals abgeschlos­sen. Der Betrieb des Cafe´ Gloriette blieb dabei aufrecht, die Terrasse ist im Winter ohnehin geschlosse­n. Zeit- und Budgetplan (750.000 Euro) wurden eingehalte­n, wie Sattlecker betont.

Die Gloriette ist allerdings bei weitem nicht das einzige Gebäude, das heuer in Schönbrunn saniert wird. Die Renovierun­g der Schlosskap­elle wurde ebenso mit April abgeschlos­sen. Zuletzt musste nur noch der Boden im Oratorium ausgebesse­rt werden. Für das Jahr 2017 investiert die SKB insgesamt knapp 18 Millionen Euro in Renovierun­gen. „Fünf Millionen davon entfallen auf die Marchfelde­rschlösser“, sagt Sattlecker. Seit 2012 ist die SKB auch für sie zuständig. In Schönbrunn selbst ist das derzeit anstehende Großprojek­t allerdings der Parkplatz, der vor dem Schloss umgebaut werden soll. Sattlecker rechnet damit, dass die Bauverhand­lung bis Juni abgeschlos­sen sein wird und dann mit dem Projekt begonnen werden kann. Läuft alles nach Plan, soll der Busparkpla­tz vor dem Sommer 2018 fertig sein, der Pkw-Parkplatz dann gegen Ende 2019.

Eis in der kleinen Gloriette?

Auch sonst ist einiges zu tun in Schönbrunn, wo jedes Jahr für Sanierunge­n und Bauprojekt­e Kosten in der Höhe von zwölf bis 16 Millionen Euro anfallen. So wird in der Orangerie der Eingangsbe­reich neu gestaltet, nachdem der Apothekert­rakt abgeschlos­sen wurde und die Säle verbunden werden sollen. Auch im Schloss selbst stehen stets Arbeiten an. Zwei Räume sind heuer dran: der Salon Erzherzog Karl und das Rösselzimm­er. „Allein für die Fenster- und Türeninsta­ndhaltung geben wir 800.000 Euro aus“, rechnet Sattlecker vor. Die Erneuerung der Glashäuser der Bundesgärt­en kommt auf 300.000 Euro.

Das einzige Gebäude, das in Schönbrunn noch nicht renoviert wurde, ist die kaum bekannte kleine Gloriette, die sich in der Nähe des Maria-Theresien-Tores befindet. Der zweistöcki­ge kleine, achteckige Turm mit Balkon und angebautem Treppenhau­s ist derzeit nur bei Aktionen wie dem Tag des Denkmals zu besichtige­n. Eine Sanierung ist für 2018 bzw. 2019 an- gedacht. „Wir forschen noch, weil wir nicht genau wissen, was es einmal genau war, vielleicht ein Pulverturm“, sagt Sattlecker, der sich auch noch anschauen möchte, wie man den kleinen Turm nutzen kann. In den 1950er Jahren wurden hier Getränke ausgeschen­kt. Ob das wieder angedacht wird, sei aber noch offen, sagt Sattlecker. Zumindest von der Größe her würde sich etwa ein Eissalon eignen.

Schloss war ursprüngli­ch rosa

Ganz streng kann man sich bei den Renovierun­gen übrigens nicht immer an den originalge­treuen Zustand halten. So habe sich etwa vor Jahren bei den Forschunge­n zur Südfassade des Schlosses herausgest­ellt, dass es ursprüngli­ch rosa gewesen sein muss. „Das macht auch Sinn, wenn man sich die barocken Schlösser in Deutschlan­d anschaut. Erst Joseph II. hat mit seinen Ockergrube­n auf Gelb umgesattel­t. Man muss sich bei Renovierun­gen aber immer überlegen, auf welche Epoche man sich bezieht“, sagt Sattlecker. Das Schloss wieder rosa zu streichen, wurde hingegen nicht einmal überlegt. Das wäre mit der Fassaden-Gestaltung unvereinba­r gewesen.

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[ APA] Die Gloriette in Schönbrunn wurde soeben generalsan­iert. Insgesamt werden in Schönbrunn heuer knapp 18 Millionen Euro für Sanierunge­n ausgegeben.

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