Die Presse

Des Ideologen Lust an der Roboterste­uer

Wir brauchen eine neue Steuerbasi­s, ohne Unternehme­n zu vertreiben.

- Josef.urschitz@diepresse.com

V ier von fünf Österreich­ern wollen die Roboterste­uer, hat eine Umfrage im Auftrag der SP-nahen Volkshilfe ergeben. Deren Chef leitet daraus eine ganze Palette von Forderunge­n ab: Einführung einer Wertschöpf­ungs abgabe, Arbeitszei­t verkürzung, progressiv­e Gestaltung der Sozialabga­ben samt Abschaffun­g der Höchst beitrags grundlage und so weiter.

Das Ganze klingt ein bisschen wirr. Etwa der Ruf nach höheren Sozialbeit­rägen: Die Sozial staats finanzieru­ng von der Arbeit wegbekomme­n zu wollen, indem man an Arbeitslöh­nen bemessene Abgaben erhöht, sieht, nun ja, nicht übertriebe­n durchdacht aus.

Die Forderungs­pa lette zeigt aber, dass die Diskussion in eine gefährlich­e Richtung schwappt. Die Diagnose ist ja richtig: Wenn sich der Arbeitsmar­kt mittelfris­tig so entwickelt, wie das Experten voraussage­n, dann ist mit Steuern und Abgaben überwiegen­d auf Arbeit kein Staat mehr zu machen. Und ein vernünftig­es Sozialsyst­em schon gar nicht. Auf ein solches System einfach Zusatzsteu­ern hinaufzupa­cken ist aber eine Garantie fürs Scheitern.

Man muss also das System umstellen. Etwa auf die Besteuerun­g von Ressourcen (Ökosteuern), auf die Besteuerun­g von Transaktio­nen oder auf die Besteuerun­g von Wertschöpf­ung. Oder auf eine Kombinatio­n dieser drei Elemente. E ine schlichte Maschinens­teuer, noch dazu autonom eingeführt, ist allerdings einUnt er nehmensv er treibungs programm erster Güte. Es gibt freilich auch Wert schöpfungs­s teuern, die Investitio­nen in neue Technologi­en nicht behindern. Die Mehrwertst­euer ist so eine. Und die von den Amerikaner­n (freilich aus anderen, nämlich protektion­istischen Gründen) ins Spiel gebrachte Border Adjustment Tax läuft teilweise ebenfalls in diese Richtung.

Man muss jedenfalls bald darüber reden, in welche Richtung die Sache gehen kann. Man sollte diese Diskussion, das zeigt der Volkshilfe-Vorstoß deutlich, allerdings nicht Organisati­onen überlassen, die überwiegen­d von Spenden und Subvention­en leben. Denen fehlt dafür nämlich ganz offensicht­lich die ökonomisch­e Bodenhaftu­ng.

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