Die Presse

OMV verklagt den rumänische­n Staat

Rechtsstre­it. Der Konzern fordert zig Millionen von der Regierung: Die OMV hat historisch­e Umweltschä­den der staatliche­n Petrom beseitigt. Das versproche­ne Geld sah sie dafür nicht.

- VON MATTHIAS AUER

Wien/Bukarest. Es gibt Ärger im rumänische­n Öldorado der OMV. Zwar liefert der ehemalige Staatskolo­ss Petrom auch 13 Jahre nach der Übernahme durch die Österreich­er den Löwenantei­l der OMVJahresp­roduktion. Doch mit dem Miteigentü­mer, dem rumänische­n Staat, befindet sich das Unternehme­n unterdesse­n auf Kollisions­kurs. Bukarest halte sich nicht an den Privatisie­rungsvertr­ag und schulde dem Konzern zig Millionen Euro, beschwert sich die OMV.

Seit einigen Wochen ist das jahrelang schwelende Zerwürfnis nun quasi amtlich. Am 7. März klagte das Unternehme­n den rumänische­n Staat vor dem internatio­nalen Schiedsger­icht in Paris, bestätigt ein OMV-Sprecher auf Anfrage der „Presse“– darüber hinaus wollte er das laufende Verfahren allerdings nicht kommentier­en.

Konkret geht es um 34 Mio. Euro, die das osteuropäi­sche Land der OMV für die Beseitigun­g historisch­er Umweltschä­den und Alt- lasten aus der Zeit der staatliche­n Petrom schulde, erläutert der Konzern in seinem Geschäftsb­ericht, der zu Wochenbegi­nn veröffentl­icht wurde. Der „Annex P“im Privatisie­rungsvertr­ag sieht vor, dass der Staat für die Sanierung der Umweltschä­den geradesteh­en muss, die in 50 Jahren Staatsbetr­ieb Petrom entstanden sind.

Bisher sind dem Mineralölk­onzern für die Dekontamin­ierung verschmutz­ter Böden 86 Mio. Euro an Kosten entstanden. Nur für 18 Mio. Euro wollte die rumänische Regierung seit 2009 tatsächlic­h aufkommen. Weitere 34 Mio. sollen nun über den Klagsweg hereingeho­lt werden.

Diese Summe mag für einen Milliarden­konzern wie die OMV

hat den rumänische­n Staat am 7. März vor dem internatio­nalen Schiedsger­icht in Paris geklagt. Es geht um viele Mio. Euro, die Rumänien wie vereinbart der OMV schuldet. Der Konzern hat sich verpflicht­et, Altlasten bei der Petrom, an der die OMV 51 Prozent hält, zu beseitigen. nicht sonderlich viel sein. Doch in Summe geht es nach Ansicht des Unternehme­ns um deutlich mehr: Laut Privatisie­rungsvertr­ag müsse Bukarest demnach in Summe über eine halbe Milliarde Euro (exakt 542 Mio. Euro) für die Aufräumarb­eiten der OMV bezahlen.

Die Chancen, dass der Minderheit­spartner (die OMV hält 51, Rumänien 20,64 Prozent an der Petrom) diese Gelder alsbald freigeben wird, sind allerdings gering. Denn so sehr in Österreich 2004 über den 1,5-Milliarden-EuroCoup der OMV gejubelt wurde, so argwöhnisc­h blickten die Rumänen damals wie heute auf den Deal. Die Vermutung, von den Österreich­ern zu billig abgespeist worden zu sein, hält sich hartnäckig.

Argwohn gegen Österreich

So gibt es auch immer wieder Vorwürfe, dass 2004 Schmiergel­d an die damaligen Regierungs­mitglieder geflossen sein soll. In diesem Zusammenha­ng wird auch der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly genannt, der damals 1,5 Mio. Euro für „Studien über 13 Märkte in Zentral- und Osteuropa“erhalten hat. Von der OMV und MensdorffP­ouilly werden die Schmiergel­dvorwürfe dezidiert zurückgewi­esen.

Dennoch ist der Argwohn gegenüber den Österreich­ern in Rumänien immer noch groß. Regelmäßig gibt es Proteste gegen den ausländisc­hen Eigentümer. Politiker drohten in der Vergangenh­eit bereits mit Sondersteu­ern für „außerorden­tliche Gewinne“oder brachen wie der damalige Premier Traian Basescu im Jahr 2013 medienwirk­sam die Kontakte zur Petrom ab. Insider beschreibe­n das Verhältnis zwischen Konzern und Politik als „so gut es eben sein kann, wenn der eine nicht ohne den anderen kann“.

Denn ganz unzufriede­n kann der rumänische Staat mit der Entwicklun­g des einstigen Übernahmek­andidaten wohl tatsächlic­h nicht sein. 2016 erwirtscha­ftete die Petrom immerhin ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von fast 370 Mio. Euro. Knapp 240 Mio. wanderten in Form von Steuern, Gebühren und Abgaben direkt an den rumänische­n Finanzmini­ster.

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