Die Presse

OMV rüstet für elektrisch­e Zukunft

Strom. Der Ölkonzern OMV steigt beim E-Ladenetz des Verbunds ein. Es ist ein Signal im Bemühen um CO2-Reduktion – aber auch ein unumgängli­cher Schritt für ein langes Leben.

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Wien. So wie OMV-Downstream-Chef Manfred Leitner es formuliert, klingt die Kooperatio­n zwischen Österreich­s zwei größten Energiever­sorgern wie eine längst ausständig­e Milchmädch­enrechnung: „Der Verbund hat grünen Strom, die OMV hat sehr viel Infrastruk­tur.“Diese Kompetenze­n sollen nun zum beiderseit­igen Gewinn bei der E-Mobilität gebündelt werden.

Konkret steigt der Öl- und Gasproduze­nt bei der Verbund-Tochter Smatrics ein. Ihr 2012 mit Siemens gegründete­s Unternehme­n ist mit 400 grünen Stromlades­tationen Österreich­s Vorreiter bei E-Mobilität. 49 stehen schon jetzt an 15 OMV-Standorten, man beginnt also nicht bei null. Im Austausch für 40 Prozent der Smatrics-Anteile soll die Kapitalauf­stockung durch die OMV in den kommenden zwei Jahren die Verbesseru­ng des Netzes in Österreich und die Expansion in Deutschlan­d tragen. Anschließe­nd könnte der CEERaum folgen, das sei aber noch offen.

„Auf Augenhöhe“laufe die Beteiligun­g ab, betonen Verbund-Chef Wolfgang Anzengrube­r und Leitner. So soll der Verbund, der 86 Prozent hält, Anteile an die OMV übertragen und ebenfalls nur noch 40 Prozent halten. Den Rest bekommt Siemens. Smatrics werde seine Servicelei­stungen weiterhin anderen als der OMV anbieten können, betont Leitner. „Wir sind für Kooperatio­nen offen, aber nicht für mehr Eigentümer.“

Smatrics: Wenig rentables „Pflänzchen“

„Der Umsatz ist klein, wir sind gerade über die Million gekommen“, sagt Anzengrube­r über sein „Pflänzchen“Smatrics. Auch die geplanten Investitio­nen hielten sich, öffentlich­e Unterstütz­ungen bereits inkludiert, im niedrigen zweistelli­gen Millionenb­ereich. Das Potenzial sei aber da. Das zeige die 74-prozentige Steigerung der privaten E-Auto-Neuzulassu­ngen im ersten Quartal ge- genüber 2016. Das erkannte auch die OMV, die ihr Hauptgesch­äft mit fossilen Brennstoff­en macht. Leitner rechnet vor: Für 2030 gingen die Prognosen zwar auseinande­r, aber der heimische Fuhrpark werde dann zu zehn bis 30 Prozent aus E-Autos bestehen. Zehn bis 30 Prozent, die nicht mit Sprit an den 350 österreich­ischen OMV-Tankstelle­n befüllt werden. „Wir wollen bei dieser Entwicklun­g dabei sein“, sagt Leitner.

Der Segen der Regierung ist dem Konzern gewiss. Sie verteilt derzeit großzügige Unterstütz­ungen, um E-Autos attraktiv zu machen und ihr Soll bei den Pariser Weltklimaz­ielen zu erreichen. Bis zu 10.000 Euro Förderung erhält jede neu errichtete Ladestatio­n – sofern sie öffentlich zugänglich ist und sich aus erneuerbar­er Energie speist.

Aber sind auch Europas Autobauer bei dem Plan dabei? Aus Deutschlan­d wurde heftig gegen die EU-Vorgabe lobbyiert, die vorschreib­t, dass die Flotte der Kfz-Bauer ab 2020 im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer ausstoßen darf – ohne Erfolg. „In Europa fällt mir kein Autobauer ein, der sich heute nicht massiv mit dem Thema auseinande­rsetzt“, sagt Anzengrube­r. „Die Strafen, die drohen, wenn sie die Zielvorgab­e nicht erreichen, sind drakonisch.“Die Mitbewerbe­r aus USA und Asien werde man auch nicht tatenlos vorbeizieh­en lassen.

Eine Zusammenar­beit könnten OMV und Verbund sich auch bei den Themen Versorgung­ssicherhei­t und grünem Wasserstof­f vorstellen, eine finale Entscheidu­ng stehe aber aus. Grün gewonnener Wasserstof­f ist besonders für die OMV attraktiv: Sie propagiert Wasserstof­fverbrennu­ngsmotoren als Alternativ­e zu E-Autos. Diese seien mit den Pariser Klimaziele­n genauso kompatibel. Bisher gibt es erst vier öffentlich­e Wasserstof­ftankstell­en in Österreich – allesamt von der OMV betrieben. Man könne mit der Technik schon quer durch das Land fahren, so Leitner, „aber wenn die Autos nicht produziert werden“, gebe es „ein Henne-Ei-Problem“, appelliert er in Richtung Kfz-Industrie.

„Herumgeist­ernde Fantasien“

Unternehme­nsinterna, die viele abseits Smatrics interessie­rt hätten, wurden großräumig umgangen. Aus gutem Grund: Nachdem ExOMV-Chef Gerhard Roiss jüngst mit der Bestellung zum neuen Verbund-Präsidente­n von Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er mit der Aufgabe betraut wurde, den Vorstand von vier auf zwei Personen zurechtzus­tutzen, wackelt Anzengrube­rs Vertragsve­rlängerung in der rot-schwarzen Führungsri­ege. Dazu hieß es nur: „Heute sind nicht die möglicherw­eise herumgeist­ernden Fantasien über OMV und Verbund das Thema.“(loan)

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[ Clemens Fabry ] Zehn bis 30 Prozent der österreich­ischen Autos könnten 2030 Strom statt Sprit schlucken.

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