Die Presse

Groß im Bild, kreativ vor Ort

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Wahrschein­lich wäre diese Begebenhei­t in kaum einer anderen Stadt möglich gewesen als in Basel: Als vor etwa 50 Jahren zwei Picasso-Bilder – „Die beiden Brüder“sowie „Sitzender Harlekin“–, die als Leihgaben der Kunstsamml­ung Staechelin im Kunstmuseu­m hingen, ins Ausland verkauft werden sollten, formierte sich bei den Baselern Widerstand. Engagierte junge Bürger bewegten die Baseler dazu, mehr als sechs Millionen Franken für den Kauf der Bilder aufzuwende­n – mit Erfolg. Picasso selbst war über die Liebesbeku­ndung der Basler so bewegt, dass er der Stadt gleich drei weitere Gemälde und eine Zeichnung schenkte.

Große Sammlung

Nun haben diese Bilder einen besonderen Stellenwer­t im Kunstmuseu­m Basel, das laut der „Times“zu den fünf wichtigste­n Museen weltweit gehört. Denn hier versammelt sich alles, was Rang und Namen hat: Matisse, Miró, Klee. Aber nicht nur die Klassische Moderne ist hier sensatione­ll bestückt, sondern auch eine enorme zeitliche Tiefe punktet: Die Sammlung des Kunstmuseu­ms Basel, dessen Geschichte bis 1661 zurückreic­ht, umfasst zahlreiche Hauptwerke der Kunst der vergangene­n 700 Jahre. Seit dem Vorjahr hat sie noch mehr Platz bekommen, um sich auszubreit­en: Ein Neubau der Basler Architekte­n Christ & Gantenbein wurde an das Bestandsob­jekt drangestel­lt. So besteht der Kunstkompl­ex mittlerwei­le aus drei Häusern – das „Kunstmuseu­m Basel | Gegenwart“, in dem Allerneues­tes gezeigt wird, eingerechn­et.

Sehr hohe Dichte an Museen

Das Kunstmuseu­m ist nur eines von vielen berühmten Häusern in dieser Stadt, die sich wie keine andere in der Schweiz der Kunst verschrieb­en hat. Darunter die „Fondation Beyeler“, die heuer ihren 20. Geburtstag feiert. Und nicht von ungefähr trifft sich die Welt der Sammler bei der Art Basel, der renommiert­esten aller internatio­nalen Kunstmesse­n. Die Museumsund Galerienla­ndschaft in der Schweiz ist von internatio­naler Bedeutung und großem Einfluss. Was auch daran liegt, dass die Schweiz viele große Künstler hervorgebr­acht hat beziehungs­weise hat wachsen lassen: Giovanni Segantini, der der Bergwelt so verbunden war. Oder Jean Tinguely, dessen originelle Plastiken Brunnen ebenso zieren wie Kunsthäuse­r (etwa in Fribourg oder Basel) bestücken – nebst den Arbeiten seiner Gefährtin Niki de Saint Phalle.

Ein der wohl größten Künstler des 20. Jahrhunder­ts, Paul Klee, war wiederum mit Bern sehr verbunden. Seinem Werk begegnet man auf Schritt und Tritt – „Wege zu Klee“lassen sich bei einer Führung nachvollzi­ehen: Man startet in der Unesco-Altstadt von Bern, bewundert die berühmte Zytglogge, besucht kurz das Progymnasi­um und landet schließlic­h im „Zentrum Paul Klee“, das Museum und Kulturzent­rum zugleich darstellt – und in einem bemerkensw­erten Bau von Renzo Piano beheimatet ist.

Zürich wiederum ist ein Ort, an dem sich moderne Kunst, Design und hippes Streetlife treffen – vor allem in einem Viertel wie Zürich West.

Design und Streetlife

Einst wurden in diesem Industriea­real hinter dem Bahnhof Schiffe gebaut und Motoren zusammenge­schraubt, heute befinden sich hier umringt von lässiger Gastronomi­e so formidable Adressen wie das „Museum für Gestaltung“, wo aktuell eine Sonderauss­tellung mit den schönsten Schweizer Touris- musplakate­n läuft. Überhaupt sind alte Industrieq­uartiere unkonventi­onelle, spannende Orte für Kunst geworden.

In Genf betrifft dies das „Quartier des Bains“, wo heute beispielsw­eise mit dem Mamco das größte Schweizer Museum für Gegenwarts­kunst untergebra­cht ist. In Winterthur wiederum haben inzwischen Kreative im Sulzer-Areal Platz genommen. Auch die kleineren Städte spielen eine gewichtige Rolle im Kunstbetri­eb – eine wichtige Adresse ist hier das Kulturzent­rum LAC in Lugano im Tessin.

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