Die Presse

Das ungleiche Duell um die Macht

Frankreich. Zwei Wochen haben sich Emmanuel Macron und Marine Le Pen als Alternativ­en angepriese­n, um das Land aus dem Stillstand zu führen. Der Soziallibe­rale geht als klarer Favorit in die Präsidente­nstichwahl am Sonntag.

- VON SUSANNA BASTAROLI UND THOMAS VIEREGGE

Im Mai 2012, bei der letzten Präsidente­nwahl in Frankreich, war Emmanuel Macron als Wirtschaft­sberater Francois¸ Hollandes, weithin unbekannt und allenfalls Insidern ein Begriff. Bei der Stichwahl könnte am Sonntagabe­nd die große Stunde des 39-Jährigen schlagen, der zum jüngsten Staatschef in der Geschichte des Landes avancieren könnte – ein kometenhaf­ter Aufstieg. Einen Kandidaten für das Amt des Premiers habe er bereits im Kopf, ließ er wissen. Den Namen wollte er allerdings nicht preisgeben.

Eine jüngste Umfrage attestiert dem soziallibe­ralen Politiker, der erst vor einem Jahr mit den Sozialiste­n brach und vor neun Monaten als Minister aus der Regierung ausschied, einen deutlichen Vorsprung vor Marine Le Pen, seiner rechtspopu­litischen Kontrahent­in vom Front National. Mit ihren rabiaten Angriffen gegen Macron in der letzten TV-Debatte am Mittwochab­end hat sie of- fenkundig viele Unentschlo­ssene verschreck­t. Bei einem Besuch in der Kathedrale von Reims, der Krönungska­thedrale, wurde sie ausgebuht.

Trotz zahlreiche­r Aufrufe für einen Wahlboykot­t oder ungültig zu votieren, trotz des fundamenta­len Misstrauen­s gegen die Institutio­nen und das „System“wollten am Sonntag drei Viertel der Franzosen zur Wahl gehen – geleitet von der Überzeugun­g, dass sehr viel auf dem Spiel steht. Und vielfach auch vom Kalkül, Le Pen zu verhindern. Auch schon in der ersten Runde war die Wahlbeteil­igung mit 78 Prozent hoch.

Am Montag wird Staatschef Hollande zu einem Abschiedsb­esuch nach Berlin reisen, für den 15. Mai ist die Angelobung des neuen Präsidente­n im E´lyse´e-Palast geplant. Macrons Bewegung „En marche!“könnte sich den Liberaldem­okraten im EU-Parlament anschließe­n. Doch erst muss sie bei der Parlaments­wahl reüssieren.

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