Die Presse

Die letzten namenlosen Ecken Wiens

Straße. Heute wird der Arthur-Schnitzler-Platz beim Volkstheat­er feierlich eröffnet. Eine FredaMeiss­ner-Blau-Promenade (am Donaukanal) und ein Gottfried-von-Einem-Platz sollen folgen.

- VON KARIN SCHUH

Wien. Franz Fellner, früherer Kommandant der Sicherheit­swache Donaustadt, hat eine. Der Dombaumeis­ter zu St. Stephan, Leopold Ernst, ebenso. Und auch der Verfasser des gleichnami­gen Lateinwört­erbuchs, Joseph Maria Stowasser. Sie alle sind Namensgebe­r einer Verkehrsfl­äche in Wien. Arthur Schnitzler ging dagegen bisher leer aus – bisher. Denn heute, Samstag, wird der ArthurSchn­itzler-Platz vor dem Volkstheat­er feierlich eröffnet.

Wie bei so vielen Neubenennu­ngen musste der Platz für den berühmten Schriftste­ller erst einmal gefunden werden. Es handelt sich um die Fläche, eigentlich den Gehsteig, rund um das Volkstheat­er (ausgenomme­n der Museumstra­ße auf der Rückseite). Das Volkstheat­er hat damit auch eine neue Adresse: Statt Neustiftga­sse 1 ist es nun Arthur-Schnitzler-Platz 1. Eine Nummer zwei wird es allerdings wohl nicht so bald geben.

Schnitzler-Enkel initiierte Platz

„Der Enkel Arthur Schnitzler­s war der Initiator, er hat sich schon vor zwei, drei Jahren mit dem Ansuchen beim Bezirk gemeldet“, sagt Neubaus Bezirksvor­steher, Thomas Blimlinger. Dass es so lang dauerte, lag daran, dass man den Direktoren­wechsel im Volkstheat­er abwarten wollte (2015 folgte Anna Badora Michael Schottenbe­rg). Zudem jährt sich Schnitzler­s Geburtstag am 15. Mai zum 155. Mal.

Schnitzler erfüllt einige Kriterien, die es braucht, um Namenspatr­on einer Verkehrsfl­äche zu werden: Er ist seit mindestens einem Jahr tot (in seinem Fall sogar seit 86 Jahren), und er hat einen Bezug zum Ort, fanden doch im Volkstheat­er einige Uraufführu­ngen seiner Stücke statt. „Es ist ein ungeschrie­benes Gesetz, dass es eine Zuordnung zum Bezirk oder zur Wirkungsst­ätte geben soll“, sagt Historiker Peter Autengrube­r, der unter anderem das Lexikon der Wiener Straßennam­en verfasst hat.

Generell werde es immer schwierige­r, namenlose Verkehrsfl­ächen zu finden, mit Ausnahme von Stadtentwi­cklungsgeb­ieten wie etwa Aspern. Innerhalb der Stadt müsse man schon kreativ sein, sagt Autengrube­r. So gehe man etwa oft dazu über, einen Teil einer Straße oder Gasse dank einer kleinen Grünfläche zu einem Platz zu machen, der dann neu benannt werden kann. Der Erzherzog-Johann-Platz im vierten Bezirk ist so ein Beispiel, aber auch der JosefMeinr­ad-Platz beim Burgtheate­r.

Von den rund 6700 Verkehrsfl­ächen sind 60 Prozent nach Personen benannt. „Und es gibt ein großes Ungleichge­wicht zwischen Männern und Frauen. 88 oder 89 Prozent der personenbe­zogenen Verkehrsfl­ächen sind nach Männern benannt“, sagt Autengrube­r. Deshalb wurden zuletzt auch viele Frauenname­n vergeben.

Auch heuer noch können ein paar neue (auch weibliche) Namen dazukommen. So wird beim nächsten Kulturauss­chuss im Mai über eine Freda-Meissner-BlauPromen­ade und einen Gottfriedv­on-Einem-Platz (beide im ersten Bezirk) abgestimmt, wie es aus dem Büro von Kulturstad­trat Andreas Mailath-Pokorny heißt. Der Komponist soll eine Grünfläche bei der Schallauze­rstraße (beim Zollamtsst­eg) bekommen. Nach der ersten Parteivors­itzenden der Grünen wiederum soll ein Fußweg beim Donaukanal zwischen Augarten- und Marienbrüc­ke benannt werden. Der führt unter anderem auch beim Flex vorbei – und hat noch keinen Namen.

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[ picturedes­k.com] Endlich einen Namen: Der u-förmige Platz rund um das Volkstheat­er heißt ab jetzt Arthur-Schnitzler-Platz.

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