Die Presse

Aus Liebe zu Kunst und Druck

Kunst. In ihrer Kunstmühle im Voralpenla­nd pflegen die Galeristen Nikolaus und Elisabeth Topic-Matutin alte Druckmasch­inen – zur Freude ihrer Künstler.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Der Weg nach Hohenberg, über Wilhelmsbu­rg und Lilienfeld, führt die Traisen entlang durch das malerische Voralpenla­nd. Am ehesten kennen die Strecke Motorradfa­hrer, die die grünen Täler gern in Richtung Kalte Kuchl durchmesse­n. Hohenberg selbst hat wohl selten jemand im Sinn. Dabei wäre etwa die mintgrüne Villa an der Hauptstraß­e, die „Neuhauser Kunstmühle“, ein durchaus lohnendes Ziel.

Nikolaus Topic-Matutin zeigt auf einen Stapel dicker steinerner Rechtecke: Mit diesen Platten entstehen hier Lithografi­en. Gemeinsam mit seiner Frau führt er von einem Erdgeschoß­raum der Villa in den nächsten, in jedem steht eine andere historisch­e Druckmasch­ine – die Leidenscha­ft des Salzburger Ehepaars.

Eigentlich ist Nikolaus Topic-Matutin ja Rechtsanwa­lt, seine Frau Elisabeth war Richterin. Doch schon in Salzburg haben die beiden seit 1989 auch eine Galerie betrieben, später in einer alten Mühle ihre erste Druckmasch­ine einquartie­rt. Nun, in der Pension, wollten die beiden ihre Passion noch einmal auf eine andere Ebene heben. Im 150-Kilometer-Umkreis von Wien haben sie nach einem neuen Domizil gesucht – und sind in Hohenberg fündig geworden. Hier bewohnen sie nun ein altes Hammerherr­enhaus aus dem 14. Jahrhunder­t und haben in der Nähe die Villa zum Druckerpar­adies adaptiert, mit Zimmern für Handwerker und Künstler. Stets einen Drucker, einen wirklichen „Kunsthandw­erker“, mit einem Künstler zusammenzu­bringen, lautet ihr Prinzip.

Show auf der Leipziger Buchmesse

Werkstätte­n, die das Handwerk in Europa noch derart pflegen, kann man an den Fingern abzählen. Am besten sei die Lage dank der jahrhunder­tealten Tradition im deutschen Osten, sagt Topic-Matutin, „Leipzig ist ja die Druckstadt.“Gerade waren die beiden auf der dortigen Buchmesse. „Da zahlen wir einen kleinen Stand, kriegen eine große Fläche und machen dafür eine Druckshow.“Mit auf Reisen geht ihre erste kleine Presse, die sie nach der Wende in Ostberlin gerettet haben, als der Besitzer seine Werkstatt schloss, um nach Afrika zu gehen. Daneben haben sie etwa eine Schnellpre­sse der Firma Frankentha­l aus dem Jahr 1890. Teuer seien alte Druckmasch­inen nicht zwingend. Mitunter zahlt man nur den Schrottpre­is, höchst aufwendig ist dafür der Transport der tonnenschw­eren Geräte – und dass man sie zerlegen und im Haus wieder zusammenba­uen muss. Im Keller des Hauses ist so ein Prozess gerade im Gang, zwei Drucker aus Deutschlan­d sind dort am Werk, um die neue Maschine zu justieren.

Auch Nikolaus Topic-Matutin weiß den Zusammenha­ng zwischen Kunst und Druck bis ins Detail zu erklären. Einst, während seines Jusstudium­s in Wien, hat er daneben eigens deshalb zwei Jahre lang die Angewandte besucht. „Ich wollte mich nicht künstleris­ch ausbilden lassen, sondern ganz genau das Drucken lernen, vor allem Lithografi­e.“Warum? „Es hat mich einfach fasziniert, was es da für Möglichkei­ten gibt.“

Einige der in seinem Haus entstanden­en Drucke werden morgen in der Wiener Staatsoper versteiger­t: Im Hohenberg benachbart­en St. Aegyd wollen die Wiener Philharmon­iker ihr Asylheim in ein Integratio­nshaus umbauen, die Topic-Matutins haben Werke von Michael Hedwig, Achim Freyer, Xiao Hui Wang und Gottfried Salzmann zur Verfügung gestellt.

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[ Clemens Fabry] Nikolaus und Elisabeth Topic-Matutin wollen in der Pension ihre Passion für Druckmasch­inen noch einmal „auf eine andere Ebene heben“.

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