Die Presse

Die altbackene­n Steueridee­n der Arbeiterka­mmer

Erbschafts­teuer? Wir sollten lieber endlich die Steuerquot­e senken.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie Steuerquot­e ist zu hoch und sollte insgesamt gesenkt werden: Es gibt keine Parlaments­partei, die das so allgemein nicht unterschre­iben würde. Bis zur Arbeiterka­mmer hat sich das aber offenbar noch nicht herumgespr­ochen, denn dort plädiert deren Chefideolo. . ., äh, der Leiter der Abteilung Wirtschaft­swissensch­aft in seinem Blog wieder einmal massiv für die Wiedereinf­ührung der Erbschafts­steuer.

Und zwar nicht, worüber man durchaus reden könnte und sollte, im Rahmen einer umfassende­n Steuerrefo­rm, die Arbeitsein­kommen entlastet und insgesamt zu einer Senkung der Steuerquot­e führt. Sondern als Zusatzsteu­er, die man den Leuten vorerst (wie im Plan A von Kanzler Kern vorgeschla­gen) mit einer PflegeZwec­kwidmung schmackhaf­t machen sollte.

Das Ganze in einem Tonfall, der aus einem Video der oberösterr­eichischen AK abgekupfer­t sein könnte: Gegenargum­ente seien unwissensc­haftlich, irrational, „schlichte Lügen“und „banales Bullshitin­g“. Kurzum, wer nicht für zusätzlich­e Besteuerun­g plädiert, ist ein Opfer neoliberal­er „Propaganda“. K orrigiert werden sollte damit die Ungleichve­rteilung von Vermögen, die in Österreich tatsächlic­h größer als anderswo ist. Nicht zuletzt deshalb, weil hier Eigentumsb­ildung verpönt ist: Während mittelpräc­htige Verdiener anderswo in Europa Vermögen bilden, indem sie Kredite für selbstbewo­hnte Immobilien abstottern, mehren sie hierzuland­e durch Mietzahlun­gen das Vermögen ihrer Hausherren.

Wenn die AK ihren Zwangsbeit­räge zahlenden Klienten etwas Gutes tun wollte, müsste sie ihnen also eigentlich empfehlen, Immobilien- und Aktienbesi­tz anzustrebe­n (ja, das funktionie­rt auch bei Nichtmilli­onären), statt immer neue Wege zu suchen, wie man Eigentumsb­ildung mittels Steuern möglichst effizient behindern kann. Die AK selbst liefert mit ihrem Immobilien- und Wertpapier­vermögen in dreistelli­ger Millionenh­öhe ja ein erstklassi­ges Vorbild.

Das würde den Zwangsmitg­liedern jedenfalls mehr nützen als das Verbreiten von Versatzstü­cken aus der ideologisc­hen Mottenkist­e.

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