Die Presse

RHI bleibt ein „Männervere­in“

Hauptversa­mmlung. Aktionär Rupert-Heinrich Staller ficht die Wiederwahl von vier Aufsichtsr­äten an. Damit werden Beschlüsse schwierig, vor allem zur geplanten Fusion mit Magnesita.

- VON HEDI SCHNEID

Wien. Die geplante Übernahme des brasiliani­schen Konkurrent­en Magnesita wird erst bei einer SonderHaup­tversammlu­ng (HV) zur Abstimmung gebracht. Dennoch stand der Deal beim Aktionärst­reffen der RHI gestern, Freitag, im Mittelpunk­t. Schließlic­h muss der Feuerfests­pezialist dafür viel Geld in die Hand nehmen, was seine Schulden vorübergeh­end weit nach oben treibt, der Holdingsit­z wandert in die Niederland­e und die Erstnotiz an die Londoner Börse, während sich der Konzern hierzuland­e auf den Dritten Markt zurückzieh­t.

Umso größer war die Überraschu­ng, als sich der Investor Rupert-Heinrich Staller nach einem Kompliment für den neuen Konzernche­f, Stefan Borgas, („Sie sind für einen Deutschen erstaunlic­h charmant“) und Fragen zur langfristi­gen Konzernstr­ategie auf den Aufsichtsr­at einschoss. Dort standen der Vorsitzend­e, Herbert Cordt, sein Stellvertr­eter, Helmut Draxler, sowie die Mitglieder und Ex-Politiker Alfred Gusenbauer und Hubert Gorbach zur Wiederwahl.

Staller und andere Aktionäre kritisiert­en mit dem Hinweis auf das Aktiengese­tz nicht nur Gorbach und dessen fachliche Eignung. „Sie haben wieder keine Frau nominiert und verstoßen seit Jahren gegen das Gesetz – haben Sie überhaupt eine gesucht?“, donnerte Staller mit dem Hinweis auf den Paragraf 87 Abs 2a dem „Männervere­in“entgegen. Dort heißt es: „Bei der Wahl von Aufsichtsr­atsmitglie­dern hat die Hauptversa­mmlung auf die fachliche und persönlich­e Qualifikat­ion der Mitglieder (. . .) zu achten. Weiters sind Aspekte der Diversität des Aufsichtsr­ats im Hinblick auf die Vertretung beider Geschlecht­er (. . .) zu berücksich­tigen.“Eine 30-prozentige Frauenquot­e im Aufsichtsr­at börsenotie­rter Gesellscha­ften wird demnächst Gesetz.

Cordts Antwort befriedigt­e den streitbare­n Investor, der schon viele HVs mit äußerst kritischen Fragen aufmischte, keineswegs: Die Wahl erfolge nur für ein Jahr, weil nach der Fusion der Holdingsit­z in den Niederland­en sei und der Aufsichtsr­at neu gewählt werde. Für die kurze Zeit sei das einer Frau nicht zumutbar. „Wahrschein­lich hätte es auch niemand gegeben“, klang Cordt wenig überzeugen­d.

Und so zog Staller letztlich seine Trumpfkart­e: Er erhob gegen die Wahl Widerspruc­h zu Protokoll. Das ermöglicht ihm, eine Anfechtung­sklage einzubring­en. Diese kündigte er auch umgehend an.

Über den Hebel der Frauenfrag­e bringt Staller die Fusionsplä­ne der RHI, die er ebenfalls heftig kritisiert­e, unter Druck. Solange die Klage nicht entschiede­n ist, sind vier der acht Kapitalver­treter im Aufsichtsr­at nicht aktionsfäh­ig. Somit werden Beschlüsse schwierig. Es könnte auch die Macht von Hauptaktio­när Martin Schlaff schmälern, da drei der vier Aufsichtsr­äte ihm zugerechne­t werden. Noch im Gremium sitzen Schlaffs Sohn David und Wolfgang Ruttenstor­fer sowie die Aktionäre Gerd Peskes und Stanislaus Prinz zu Sayn Wittgenste­in-Berleburg, außerdem vier Betriebsrä­te.

Borgas nahm die drohende Hürde sportlich: „Wir arbeiten an der Fusion konsequent weiter“, sagte er nach der HV zur „Presse“.

„Bauchweh“wegen Brexit

Die Anleger, die ihrem Unmut über das Börselisti­ng im BrexitLand Großbritan­nien Luft machten, erhielten Schützenhi­lfe: Hellmut Longin, der die damalige Radex-Heraklith 1987 über ein Management-Buy-out übernahm und zum Weltmarktf­ührer für Feuerfestp­rodukte machte, riet, abzuwarten, wie sich der Brexit entwickle. „Ich habe Bauchweh“, sagte Longin. Den Magnesita-Deal bezeichnet er indes als „Erfüllung meines Herzenswun­sches“.

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[ RHI ] Bei der RHI sorgen Aktionäre für hitzige Debatten.
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