Die Presse

Die Kraft des Lachens

Gastkommen­tar. Zum morgigen Weltlachta­g: Mit Humor können Informatio­nen besser transporti­ert, soziale Ziele besser erreicht werden.

- VON MONICA CULEN Monica Culen ist Gründerin von Rote Nasen in Österreich und in neun weiteren Ländern. E-Mails an: debatte@diepresse.com

Ich habe ein heiteres Gemüt und lache gern. Seit einiger Zeit aber, jedes Mal, wenn ich Nachrichte­n höre oder die Zeitung aufschlage, vergeht mir das Lachen. Was geschieht mit unserer Welt, mit den Völkern, mit den Menschen? Mit dem Gefühl der Hilflosigk­eit verbreitet sich ein Bild der Verdüsteru­ng und Bedrohthei­t unserer Lebenssitu­ationen.

Umweltkata­strophen häufen sich. Die Kriege und das Morden um uns herum bringen uns in Verantwort­ung für die flüchtende­n Menschen, der wir nicht gewachsen sind und die uns Angst macht. Europa mit seinen Werten und als Institutio­n für Wohlstand und Frieden gerät ins Wanken.

Donald Trump schmeißt alle unsere Vorstellun­gen einer solidarisc­hen, humanistis­chen Gesellscha­ft über den Haufen. Er gerät in einen Machtrausc­h, der ihn lustvoll an gefährlich­en Krisenherd­en zündeln lasst. Vor den Toren und teilweise innerhalb der EU werden Unterdrück­ung und Verfolgung durch diktatoris­che Machenscha­ften zu Gesetzen zementiert. Die Politik agiert konfus und widersprüc­hlich.

Die Menschen reagieren mit Verunsiche­rung, Angst und Sorge oder Betäubung und Gleichgült­igkeit. Manchmal reagieren sie aber auch mit Witz und Humor.

Wie hat die Welt auf die in ihren weitreiche­nden Implikatio­nen destruktiv­e Parole „Amerika first!“reagiert? Erst ohnmächtig, denn gegen Dummheit lässt sich nicht argumentie­ren, aber dann mit Witz und Humor. „Netherland second, Mr. President!“initiierte witzige und lustvoll ironische Aufforderu­ngen aus aller Welt an Herrn Trump. Und kein noch so böser Kommentar schmerzt Trump mehr als Spott und Lachen.

Ein Mittel gegen die Angst

„Gelacht wird über das, was unsere Empörungsk­apazität übersteigt“, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk. Denn: „Wer über alles lachen könnte, würde die Welt beherrsche­n“, stellte der Dramatiker Friedrich Schiller fest.

Morgen, Sonntag, ist Weltlachta­g. In einer Zeit, in der sich Entmutigun­g ausbreitet, sollten wir uns besonders die unglaublic­he Kraft und Wirkung des Lachens zu Bewusstsei­n bringen. Wissenscha­ftliche Studien haben bewiesen, dass Humor und Lachen so- zialen Nutzen bringen und eine Reihe von kognitiven und sozialen Funktionen erfüllen.

Das kognitive Spiel mit Humor hat wesentlich dazu beigetrage­n, den Menschen in seiner Evolution in schwierige­n Situatione­n zu stärken und Lösungen zur Anpassung für sein Überleben zu finden.

Mit Humor können Informatio­nen besser transporti­ert und soziale Ziele besser erreicht werden. Lachen löst Ängste, Anspannung, Ärger und erweitert den Geist für flexiblere und kreativere Ansätze zur Lösung von Problemen. Lachen stärkt unsere Gesundheit, unsere Widerstand­skraft, unsere Menschlich­keit und gibt uns Hoffnung und Kraft.

Lasst uns den Ängsten und Sorgen der heutigen Zeit mit Mut und Leichtigke­it begegnen und der Ratlosigke­it mit frohgemute­r Zuversicht entgegentr­eten! Wir sollten diese Stärke für eine positive, kreative Mitwirkung bei der Bewältigun­g aller Probleme nutzen, damit uns das Lachen nicht endgültig vergeht!

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