„Mehr Erlebnis pro Quadratmeter“
Shoppingcenter. Beim Regio-Plan-Symposium in der Vorwoche im Palais Ferstel standen aktuelle Strategien des stationären Handels auf dem Prüfstand, nach weiteren wurde gesucht.
Wien. Dass sich der stationäre Handel mitten in einem Umbruch befindet, darüber herrscht unter den Experten durchwegs Einigkeit. Den Königsweg, um mit den Herausforderungen der Onlinekonkurrenz umzugehen, hat man jedoch noch nicht gefunden. Das zeigte sich auch beim 19. Europäischen Shoppingcenter-Symposium im Palais Ferstel in Wien, zu dem sich vergangene Woche mehr als 300 Fachleute eingefunden hatten.
Einige schon länger diskutierte Entwicklungen kristallisierten sich in den Vorträgen und Diskussionen aber dennoch heraus. Da ist zum einen die Omni-ChannelStrategie. Lukas Schwarz, Head of Shopping Center Services Austria & CEE bei CBRE, etwa betonte, dass die Mehrkanalnutzung nicht mehr lediglich ein Trend sei, sondern auch tatsächlich funktioniere. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Untersuchungen, die belegen, dass sich durch die Nutzung und Verknüpfung mehrerer Kanäle die Zusatzumsätze in den stationären Geschäften um bis zu 30 Prozent steigern lassen. „Viele Konsumenten informieren sich online über ein Produkt, kaufen es und lassen es sich in den Store liefern, wo sie es abholen“, erläuterte Schwarz. Reine Online-Shops – auch das zeigten die Untersuchungen – hätten im Gegenzug zunehmend mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Wohl auch ein Grund, warum große Onlinehändler wie Amazon bereits dazu übergehen, selbst nach stationären Flächen zu suchen. Einen weiteren Grund hierfür nannte Nicole Srock Stanley von der strategischen Kreativagentur Dan Pearlman: „Eine digitale Topplatzierung ist oftmals teu- rer als eine reale Eins-a-Lage in der Innenstadt.“
Das doppelgleisige Fahren allein löst die aktuellen Probleme des Handels allerdings noch nicht, betonte die Expertin. Der stationäre Handel müsse sich umorientieren und könne sich dabei einiges von der Freizeitindustrie abschauen: „Menschen wollen Ge- schichten hören. Wir gehen auf Konsumenten immer noch zu rational zu“, kritisierte sie. Die Devise laute daher „mehr Erlebnis pro Quadratmeter“. Dazu passt etwa die Erhöhung des Gastronomieangebots, sowohl was die Quantität als auch die Qualität der Betriebe betrifft, wie Ian Hanlon, Associate Director von JLL Food Consulting, hinwies. Laut JLL liegt der momentane Gastronomieanteil in Shoppingcentern bei acht bis zehn, bis 2025 wird eine Steigerung auf mehr als 20 Prozent erwartet. Schützenhilfe für mehr stationäre Erlebnisse kommt aber auch aus der digitalen Welt, wie die Geschäftsführer von vier teilnehmenden Start-ups betonten: Diese kann von digitalen Umkleidekabinen über Indoor-Navigation bis hin zu weiterer Interaktivität mit den Kunden reichen. (ebe)