Jung, hip und anspruchsvoll
Trends. Die Generation der Millennials drückt auch dem Immobilienmarkt ihren Stempel auf: Büros werden flexibler, Wohnungen kleiner und stationäre Geschäfte weniger.
Sie wurden zwischen 1980 und 2000 geboren, haben die Digitalisierung mit der Muttermilch aufgezogen, legen viel Wert auf Qualität und geben ihr Geld lieber für Freizeiterlebnisse als für materielle Güter aus: Die Rede ist von den Millennials oder der Generation Y. Mit ihren neuen Ansprüchen und ihrem Lebensstil drücken sie ganz unterschiedlichen Bereichen ihren Stempel auf – so auch der Immobilienbranche.
Dabei ist es für die Branchenplayer entscheidend, sich damit auseinanderzusetzen, wie sie wohnen, arbeiten und einkaufen. „Als Developer müssen wir den Spagat meistern, Immobilien zu entwickeln, die den Anforderungen möglichst vieler Nutzer – dem unterschiedlichen Alter oder Branchenbackground – gerecht werden“, sagt Jens Böhnlein, Global Head of Office Solutions & Design bei der CA Immo. Aber auch wenn die daraus resultierenden Anforderungen durchaus unterschiedlich sind: „Es gibt Trends wie etwa die Digitalisierung oder aber die sich verändernden Arbeitsstile, die das Nutzungsverhalten generationsübergreifend beeinflussen“, meint Böhnlein.
Flexible Arbeitsumgebung
Von den Millennials getrieben ist jedenfalls die Ablehnung von hierarchischen Strukturen oder die Bevorzugung projektbezogener Arbeit. Beides bedeutet, dass Kommunikation und Interaktion wichtiger werden: „Dies muss durch flexible Flächenkonzepte mit Kontakt- und Interaktionsmöglichkeiten unterstützt werden.“Hinzu kommen hohe Ansprüche an die Ausstattung ihres Arbeitsplatzes, der darüber hinaus nicht unbedingt an ein festes Büro gebunden sein muss. „Das müssen die Arbeitgeber berücksichtigen, wenn sie die Mitarbeiter überzeugen wollen, an einem bestimmten Ort zusammenzukommen“, so Böhnlein. Eine hohe bauliche und emo- tionale Qualität der Arbeitsstätte sei diesbezüglich von Nutzen. „Das gilt vor allem für Unternehmen, die in B- oder C-Städten angesiedelt sind und bei vielen Millennials als wenig attraktiv gelten. Stichwort: Kampf um die besten Köpfe.“
Neben dem Büro- drückt diese Generation auch dem Wohnungsmarkt ihren ganz eigenen Stempel auf, weiß Franz Pöltl, Geschäftsführer EHL Investment Consulting. „Aufgrund ihres jungen Alters und daher begrenzten Budgets sind Millennials überwiegend Mieter, die wegen ihrer knappen finanziellen Mittel zudem mit kleineren Wohnungen vorliebnehmen.“Mangels Platz spiele sich das soziale Leben weniger in den eigenen vier Wänden als vielmehr in den öffentlichen Räumen von Cafes´ und Restaurants ab. „Viele Deve- loper zollen dieser Tendenz Tribut, indem sie ihre Wohnprojekte mit großzügigen Gemeinschaftsräumen ausstatten.“
Was die Lagen betrifft, wohnen Millennials gern hip und zentral. „Das steht allerdings meist im Widerspruch zu ihrer budgetären Situation“, meint Pöltl. Einen Ausweg bietet eine gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Wenn diese gegeben sei, kämen auch weniger gefragte Wohngegenden zum Zug. „Das zieht dann den Zuzug weiterer Generationsgenossen nach sich, wobei sich allmählich neue Subzentren herausbilden – frei nach der Devise ,Die Karawane zieht weiter‘.“
Geschäfte wandern ins Netz
Ihrem Ruf als Digital Natives oder Net Generation werden sie vor al- lem bei ihrem Einkaufsverhalten gerecht. „Sie sind mit Tablets und Smartphones aufgewachsen und kaufen daher überwiegend online ein, und zwar eigentlich alles, was man nicht unmittelbar angreifen muss“, sagt Pöltl. Damit sind ihre Kaufgewohnheiten auch mitverantwortlich dafür, dass der stationäre Handel zunehmend unter Druck gerät. Ausnahmen bilden für den Experten Handelsflächen in den A-Lagen der Innenstädte oder gut gehenden Einkaufszentren. „Dort finden sich zumeist jene Leisureund Entertainment-Einrichtungen, denen sie einen hohen Stellenwert beimessen.“Dieses Einkaufsverhalten ist für Pöltl aber auch für eine weitere Entwicklung verantwortlich: den stark steigenden Flächenbedarf im Logistikbereich. In einer CBRE-Studie, für die 13.000 Millennials in dreizehn Ländern befragt wurden, wurde als wichtigstes Argument für Onlinekäufe die größere Vielfalt an Zustelloptionen angeführt. „Das ist ein unmissverständliches Signal an Onlinehändler und Versanddienstleister, ihre Lieferungen weiter auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zuzuschneiden“, kommentiert Jan Linsin, Head of Research Germany. Und das geht am besten mit der Einrichtung von Verteilzentren in der Nähe von oder direkt in den Ballungsgebieten.
AUF EINEN BLICK
Die Generation der Millennials ist Gegenstand vieler Studien. Auch die Immobilienwirtschaft hat sich schon damit befasst, wobei sich vier für diesen Bereich relevante Erkenntnisse ergeben haben:
Das Arbeitsumfeld muss flexibler gestaltet werden.
Wohnungen dürfen klein, ihre Lage aber muss hip sein.
Der stationäre Handel verliert an Attraktivität.
Der Trend zum Online-Einkauf führt zur Entwicklung einer neuen Citylogistik mit innerstädtischen Lagerflächen.