Gastlichkeit auf neuem Niveau
Tourismus. Für die Gastronomie, Hotellerie, die Wellnessbranche oder Event-Dienstleistung gibt es neue Weiterbildungsformate mit akademischem Abschluss und berufstauglichem Format.
Immer neue Herausforderungen an die Tourismusbranche, etwa die technischen Hürden des E-Tourismus, die Diversität internationaler Zielgruppen oder der Trend zur privaten Wohnungsvermittlung, verlangen auch von der touristischen Weiterbildung, auf der Höhe der Zeit zu sein.
Am Standort der FH Joanneum in Bad Gleichenberg wurde unter diesem Aspekt ein Programm für International Hospitality and Spa Management ins Leben gerufen, das für sich beanspruchen darf, weltweit der einzige MBA- beziehungsweise englischsprachige, berufsbegleitende Masterlehrgang zu sein, der auf die Spa- und Wellnessbranche spezialisiert ist.
In der ersten Teilnehmerkohorte, die demnächst das Studium abschließen wird, finden sich neben einem österreichischen Hoteldirektor vor allem internationale Teilnehmer, hauptsächlich aus dem ost- und südosteuropäischen Raum. „Fast alle sind selbstständig oder wollen ihr eigenes Hotel eröffnen“, sagt Lehrgangsleiter Daniel Binder.
Eigenes Projekt entwickeln
Attraktiv für die Studierenden sei, im Rahmen des Studiums ihr eigenes Businessprojekt entwickeln zu können. „Im Fach E-Tourism oder in Digital Sales wird zum Beispiel direkt für das eigene Haus kalkuliert, wie viele Räume oder wie viel Personal gebraucht wird. Das geht bis zur Eröffnung.“
Die internationale Teilnehmerschaft sei auch auf den Standort zurückzuführen, meint Binder. Bad Gleichenberg sei auch im Ausland bekannt, nicht nur wegen des FH-Standorts, sondern auch wegen der Landestourismusschule und der Landesberufsschule für Tourismus. Zudem könne man für Praxis-Exkursionen auf die Betriebe der Therme Bad Gleichenberg sowie auf die fünf weiteren Standorte der steirisch/burgenländischen Thermenregion zurückgreifen, aber auch auf Partnerbetriebe bis nach Wien oder – in der anderen Richtung – nach Slowenien.
Auch an der Donau-Universität Krems ist touristische Weiterbildung möglich, die bei Bedarf bis zum MBA geht. Der Studiengang Tourismus, Wellness- und Veranstaltungsmanagement soll ab dem Wintersemester 2017/18 erstmals in einem dreistufigen System starten: Basis ist ein einsemestriges Certified Program (CP). Wer danach zwei Semester anschließt, verlässt den Lehrgang als Akademischer Experte. Nach zwei weiteren Semestern inklusive Masterarbeit wird der Grad eines MBA verliehen.
Die Inhalte aller drei Formate werden laut Lehrgangsleiterin Dejana Petrovic-´Luef vom Department für Wirtschaft und Gesundheit der Donau-Universität an den aktuellen Bedarf angepasst. Neue Pflichtmodule sind beispielsweise Tourismuspsychologie und -soziologie oder Crowd Management.
Betreuung auch via Internet
Der MBA-Lehrgang ist als Mischung aus Präsenzblöcken und E-Learning organisiert. Die Präsenzmodule finden jeweils von Freitag bis Sonntag statt. „Die Studierenden kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum“, sagt Petrovic-´Luef. „Über unsere Lernplattform Moodle stehen sie in Kontakt mit der Lehrgangsbetreuung sowie miteinander.“
In einem neuen Format angeboten wird erstmals auch der dreisemestrige Universitätslehrgang Tourismus- & Eventmanagement der Executive Academy, der Business School der WU Wien. Wochenendblöcke acht bis neun Mal pro Semester sollen es vor allem Interessenten außerhalb Wiens und des Speckgürtels ermöglichen, den Lehrgang zu besuchen.
Praxisnähe besonders gefragt
Die Teilnehmer seien vor allem Personen mit Berufserfahrung, sagt Lehrgangsleiter Dieter Scharitzer vom Department für Marketing der Wirtschaftsuniversität. Sie kämen zum einen aus Familienbetrieben der Gastronomie und Hotellerie, zum anderen aus Betrieben der Freizeitwirtschaft oder der Event-Dienstleistung, oft mit dem Wunsch, sich selbstständig zu machen. Man fokussiere dabei auf den nationalen Markt. Unterrichtssprache sei Deutsch. Der Lehrplan teilt sich zu je einem Drittel in Betriebswirtschaft, Marketing und Eventmanagement. „Besonderes Interesse besteht an den sehr praxisorientierten Lehrveranstaltungen, zum Beispiel Veranstaltungstechnik und -design mit Exkursion oder an der Fallstudie Eventmanagement“, berichtet Scharitzer.
Den Teilnehmern gehe es um Höherqualifikation, sowohl in rein operativen Aufgaben wie auch in ersten strategischen Fragestellun- gen. „Berufsbegleitend heißt, dass jemand aus dem Job kommt, im Job bleibt und die Inhalte gleich on the Job ausprobieren und umsetzen kann“, erläutert Scharitzer. Eine akademische Ausbildung an der WU Wien abgeschlossen zu haben, macht laut Scharitzer für viele Teilnehmer einen entscheidenden Unterschied in ihrem Lebenslauf aus. „Für sie dient die Ausbildung auch als ein Sprungbrett für einen weiteren Karriereschritt.“