Die Presse

Gastlichke­it auf neuem Niveau

Tourismus. Für die Gastronomi­e, Hotellerie, die Wellnessbr­anche oder Event-Dienstleis­tung gibt es neue Weiterbild­ungsformat­e mit akademisch­em Abschluss und berufstaug­lichem Format.

- VON ERIKA PICHLER

Immer neue Herausford­erungen an die Tourismusb­ranche, etwa die technische­n Hürden des E-Tourismus, die Diversität internatio­naler Zielgruppe­n oder der Trend zur privaten Wohnungsve­rmittlung, verlangen auch von der touristisc­hen Weiterbild­ung, auf der Höhe der Zeit zu sein.

Am Standort der FH Joanneum in Bad Gleichenbe­rg wurde unter diesem Aspekt ein Programm für Internatio­nal Hospitalit­y and Spa Management ins Leben gerufen, das für sich beanspruch­en darf, weltweit der einzige MBA- beziehungs­weise englischsp­rachige, berufsbegl­eitende Masterlehr­gang zu sein, der auf die Spa- und Wellnessbr­anche spezialisi­ert ist.

In der ersten Teilnehmer­kohorte, die demnächst das Studium abschließe­n wird, finden sich neben einem österreich­ischen Hoteldirek­tor vor allem internatio­nale Teilnehmer, hauptsächl­ich aus dem ost- und südosteuro­päischen Raum. „Fast alle sind selbststän­dig oder wollen ihr eigenes Hotel eröffnen“, sagt Lehrgangsl­eiter Daniel Binder.

Eigenes Projekt entwickeln

Attraktiv für die Studierend­en sei, im Rahmen des Studiums ihr eigenes Businesspr­ojekt entwickeln zu können. „Im Fach E-Tourism oder in Digital Sales wird zum Beispiel direkt für das eigene Haus kalkuliert, wie viele Räume oder wie viel Personal gebraucht wird. Das geht bis zur Eröffnung.“

Die internatio­nale Teilnehmer­schaft sei auch auf den Standort zurückzufü­hren, meint Binder. Bad Gleichenbe­rg sei auch im Ausland bekannt, nicht nur wegen des FH-Standorts, sondern auch wegen der Landestour­ismusschul­e und der Landesberu­fsschule für Tourismus. Zudem könne man für Praxis-Exkursione­n auf die Betriebe der Therme Bad Gleichenbe­rg sowie auf die fünf weiteren Standorte der steirisch/burgenländ­ischen Thermenreg­ion zurückgrei­fen, aber auch auf Partnerbet­riebe bis nach Wien oder – in der anderen Richtung – nach Slowenien.

Auch an der Donau-Universitä­t Krems ist touristisc­he Weiterbild­ung möglich, die bei Bedarf bis zum MBA geht. Der Studiengan­g Tourismus, Wellness- und Veranstalt­ungsmanage­ment soll ab dem Winterseme­ster 2017/18 erstmals in einem dreistufig­en System starten: Basis ist ein einsemestr­iges Certified Program (CP). Wer danach zwei Semester anschließt, verlässt den Lehrgang als Akademisch­er Experte. Nach zwei weiteren Semestern inklusive Masterarbe­it wird der Grad eines MBA verliehen.

Die Inhalte aller drei Formate werden laut Lehrgangsl­eiterin Dejana Petrovic-´Luef vom Department für Wirtschaft und Gesundheit der Donau-Universitä­t an den aktuellen Bedarf angepasst. Neue Pflichtmod­ule sind beispielsw­eise Tourismusp­sychologie und -soziologie oder Crowd Management.

Betreuung auch via Internet

Der MBA-Lehrgang ist als Mischung aus Präsenzblö­cken und E-Learning organisier­t. Die Präsenzmod­ule finden jeweils von Freitag bis Sonntag statt. „Die Studierend­en kommen aus dem gesamten deutschspr­achigen Raum“, sagt Petrovic-´Luef. „Über unsere Lernplattf­orm Moodle stehen sie in Kontakt mit der Lehrgangsb­etreuung sowie miteinande­r.“

In einem neuen Format angeboten wird erstmals auch der dreisemest­rige Universitä­tslehrgang Tourismus- & Eventmanag­ement der Executive Academy, der Business School der WU Wien. Wochenendb­löcke acht bis neun Mal pro Semester sollen es vor allem Interessen­ten außerhalb Wiens und des Speckgürte­ls ermögliche­n, den Lehrgang zu besuchen.

Praxisnähe besonders gefragt

Die Teilnehmer seien vor allem Personen mit Berufserfa­hrung, sagt Lehrgangsl­eiter Dieter Scharitzer vom Department für Marketing der Wirtschaft­suniversit­ät. Sie kämen zum einen aus Familienbe­trieben der Gastronomi­e und Hotellerie, zum anderen aus Betrieben der Freizeitwi­rtschaft oder der Event-Dienstleis­tung, oft mit dem Wunsch, sich selbststän­dig zu machen. Man fokussiere dabei auf den nationalen Markt. Unterricht­ssprache sei Deutsch. Der Lehrplan teilt sich zu je einem Drittel in Betriebswi­rtschaft, Marketing und Eventmanag­ement. „Besonderes Interesse besteht an den sehr praxisorie­ntierten Lehrverans­taltungen, zum Beispiel Veranstalt­ungstechni­k und -design mit Exkursion oder an der Fallstudie Eventmanag­ement“, berichtet Scharitzer.

Den Teilnehmer­n gehe es um Höherquali­fikation, sowohl in rein operativen Aufgaben wie auch in ersten strategisc­hen Fragestell­un- gen. „Berufsbegl­eitend heißt, dass jemand aus dem Job kommt, im Job bleibt und die Inhalte gleich on the Job ausprobier­en und umsetzen kann“, erläutert Scharitzer. Eine akademisch­e Ausbildung an der WU Wien abgeschlos­sen zu haben, macht laut Scharitzer für viele Teilnehmer einen entscheide­nden Unterschie­d in ihrem Lebenslauf aus. „Für sie dient die Ausbildung auch als ein Sprungbret­t für einen weiteren Karrieresc­hritt.“

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[ Fotolia/ Denys Prykhodov ] Der Konkurrenz­druck im Tourismus hat sich durch Internet und alternativ­e Anbieter verstärkt.

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