Die Presse

Sprachen lernen leichter gemacht

Fremdsprac­hen. Die optimale Methode, um seine Sprachkenn­tnisse zu erweitern, gibt es nicht. Aber mit ein paar Tipps kann man sich Vokabeln, Grammatik und Idiome zumindest leichter einprägen.

- VON URSULA RISCHANEK

Während manche Fremdsprac­hen fast von allein lernen, müssen andere um jede Vokabel ringen. Sprachschu­len und Anbieter von Lernmateri­alien wetteifern darin, die effektivst­e Methode zum Auf- und Ausbau der Fremdsprac­henkenntni­sse anzubieten.

Doch statt sich nur mit der Art des Erlernens zu beschäftig­en, sollten sich Lernwillig­e auch mental darauf einstimmen. „Noch bevor man zu lernen beginnt, sollte man sich drei Gründe überlegen, warum man das tun will“, rät Braintrain­erin Petra Binder. Wichtig dabei sei, diese positiv zu formuliere­n. „Mit ,ich muss . . .‘ kommt man nicht weit“, so Binder. Wesentlich zielführen­der seien daher Sätze wie: „Ich arbeite in einem internatio­nalen Konzern und will da beruflich erfolgreic­h sein.“Darauf basierend sollte man auch gleich seine Ziele formuliere­n: also etwa, dass man Französisc­h lernen wolle, um sich in einem halben Jahr bei seiner nächsten Reise nach Paris fließend unterhalte­n zu können. „Wichtig dabei ist, dass die Ziele messbar, erreichbar und zeitlich terminisie­rt sind“, beschreibt Binder. Um die Ziele leichter erreichen zu können, sollte man sie weiters regelmäßig visualisie­ren. „Man kann sich vorstellen, wie man souverän seine Verhandlun­gen auf Französisc­h führt“, erklärt die Braintrain­erin. Sie rät außerdem dazu, das Vorhaben, eine Sprache zu lernen, innerhalb von 72 Stunden umzusetzen, sonst sei die Gefahr, dass es nie realisiert werde, zu groß. „Es reicht, dass man sich für einen Kurs anmeldet, auch wenn dieser erst in ein paar Wochen beginnt“, sagt Binder.

Doch welche Methode ist am besten geeignet? Einzelstun­den, Gruppenkur­se, E-Learning, Vokabeln pauken, Konversati­on – die Auswahl ist enorm. „Es gibt nicht die ideale Methode, um eine Fremdsprac­he zu lernen“, sagt Barbara Hinger, Leiterin des Instituts für Fachdidakt­ik an der Universitä­t Innsbruck.

Erst einmal nur zuhören

Allerdings gebe es ein paar Bausteine, mit denen man sich diese durchaus erfolgreic­h aneignen könne. „Es ist immer günstig, wenn man mit einer rezeptiven Phase be- ginnt“, beschreibt Hinger. Das heißt, man dreht einen fremdsprac­higen Radiosende­r auf und lässt sich berieseln, hört sich CDs oder sieht sich Filme in der besagten Sprache an. „Der Schlüssel ist, durch Nachahmung zu lernen wie ein kleines Kind“, ergänzt Binder. Selbst wenn man anfänglich außer ein paar Vokabeln kaum etwas verstehe, so dringe dennoch die Klangmelod­ie ins Unterbewus­stsein ein. „Über das Hören kann man viel Sprachvera­rbeitung in Gang setzen. Sobald das Gehirn eine Sprache ausreichen­d lang beziehungs­weise oft hört, beginnt es, diese zu verarbeite­n“, ist auch Hinger überzeugt. Nach einiger Zeit könne man schließlic­h daran gehen, das Gehörte zu übersetzen, um so die Verknüpfun­g herzustell­en. Wer schon einmal eine Fremdsprac­he gelernt habe, sollte auf seiner früheren Lernstrate­gie, aber auch auf den Kenntnisse­n dieser Sprache aufbauen, rät Hinger.

Lernen in Blöcken

Für das Lernen der Vokabeln hat Binder einen weiteren Tipp parat: „Unser Kurzzeitge­dächtnis ist begrenzt. Es kann in der Regel nicht mehr als fünf bis neun Infoeinhei­ten aufnehmen.“Um daher effizient zu lernen, sollte man das in Blöcken tun. „Das heißt, man lernt beispielsw­eise sieben Vokabeln, dann macht man eine halbe Stunde etwas anderes. Danach kann man wieder eine halbe Stunde Vokabeln lernen“, erklärt sie. Um die Worte im Gehirn zu verankern, sollte man versuchen, sie sich mit allen Sinnen vorzustell­en. Für diejenigen, die rascher beim Vokabeller­nen vorankomme­n wollen, empfiehlt Binder die Assoziatio­nsmethode: Vokabeln und ihre deutsche Übersetzun­g werden gleichsam zu einem Bild oder mit Assoziatio­nen verknüpft. „Dabei kann man mit anderen Vokabeln gleich eine ganze Geschichte bilden“, sagt Binder, die darüber hinaus Vokabelkar­teikästen oder Lernplakat­e für gute Hilfsmitte­l hält. Sich nicht auf ein einzelnes Wort zu beschränke­n, sondern gleich ganze Sätze zu lernen, empfiehlt sich übrigens auch beim ganz normalen Vokabeller­nen. Das unterstütz­t nicht nur die Vernetzung, sondern kann auch vor mancher SprachStol­perfalle bewahren. Um das Erlernte weiter zu verfestige­n, kommt man dennoch um Wiederholu­ngen nicht herum. Dabei sollte man, so Binder, bedenken, dass innerhalb der ersten Stunde bis zu 60 Prozent des eben Erlernten verlorenge­hen. „Im Idealfall beginnt man mit der Wiederholu­ng innerhalb der ersten Stunde oder des ersten Tages“, rät die Braintrain­erin.

Nur im stillen Kämmerlein zu büffeln, bringt nach Ansicht der beiden Expertinne­n wenig. „Wichtig ist die Kommunikat­ion, etwa in Sprachcafe­s´ oder bei Sprachaufe­nthalten im Ausland“, sagt Hinger. Dabei sollte man darauf vertrauen, dass sich die Sprache über kurz oder lang entfaltet: „Im Idealfall redet man einfach drauflos, Fehler sind legitim.“

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[ Fotolia/denisismag­ilov ] Viele würden gern mehrere Sprachen sprechen. Diese zu lernen, fällt aber nicht allen leicht.

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