Die Presse

Poŝtelefon­o und Tekokomput­ilo

Esperanto. Plansprach­en sollen die internatio­nale Verständig­ung verbessern. Rund 500 sind dokumentie­rt, die einzige voll ausgebilde­te ist Esperanto.

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Bei einer Veranstalt­ung Anfang April berichtete Hans Michael Maitzen, Professor für Astronomie an der Universitä­t Wien und Obmann des Österreich­ischen Esperanto-Verbandes, von zahlreiche­n Zwischenfä­llen über dem britischen Luftraum. Sie seien zustande gekommen, weil die Piloten nur unzureiche­nd Englisch gesprochen hätten. Die Lösung: Esperanto. Er zieht Parallelen zur Lingua franca des Mittelalte­rs, Latein, und sagt: „Esperanto ist so etwas wie das Latein der Neuzeit, aber deutlich einfacher und logischer und viel weniger ausnahmebe­laden.“So heißt das Handy etwa Postelefon­oˆ und der Laptop Tekokomput­ilo.

Veröffentl­icht wurden die Richtlinie­n dieser künstliche­n Sprache 1887 von ihrem Erfinder, dem polnischen Augenarzt Ludwig Lazarus Zamenhof. Seine Ansprüche bündelte er in drei Kriterien: leichte Lernbarkei­t, einfache Nutzbarkei­t und die Überwindun­g der Gleichgült­igkeit der Welt. „Ich selbst habe Esperanto als erste wirkliche Sprechspra­che schätzen gelernt, die mir dann ermöglicht­e, Spanisch ebenfalls fließend zu sprechen“, erklärt Maitzen. Er bestätigt damit eine Studie der Universitä­t Paderborn aus den 1970erJahr­en zum einführend­en Ansatz des sogenannte­n Sprachorie­ntierungsu­nterrichts. Sie hat gezeigt, „dass zuerst Esperanto und dann eine Fremdsprac­he zu lernen nach kurzer Zeit zu höherer Kompetenz in der Fremdsprac­he führt, als wenn man gleich diese Fremdsprac­he gelernt hätte“.

Die UNESCO hat 1954 anerkannt, dass die Errungensc­haften von Esperanto mit ihren Zielen und Idealen übereinsti­mmen, und rief 1985 ihre Mitgliedss­taaten und internatio­nale Organisati­onen auf, den Esperanto-Unterricht in Schulen und seinen Gebrauch in internatio­nalen Angelegenh­eiten voranzutre­iben. Für 2017 hat die Unesco den 100. Todestag Zamenhofs am 14. April als Gedenktag bestimmt. Auch die katholisch­e Kirche hat Esperanto als offizielle liturgisch­e Sprache anerkannt, indem sie 1990 Esperanto-Messtexte genehmigte.

Blitzkurse und Literaturb­uffet

Im heurigen Jahr wird die Plansprach­e 130 Jahre alt. Gelegenhei­ten, sie zu lernen, sind allerdings eher dünn gesät. Entweder man besucht einen Blitzkurs im Rahmen der Langen Nacht der Museen, der bislang immer wieder angeboten wurde. Das Programm für heuer steht noch nicht fest. Oder man nimmt an einem Esperantot­reffen teil, bei dem ebenfalls Kurse stattfinde­n. Beispielsw­eise beim Esperanto-Kongress im südmährisc­hen Hodon´ın Ende April oder einen Monat später anlässlich der kleinen Landesgart­enschau im oberbayris­chen Pfaffenhof­en an der Ilm. Besonders engagierte lernen Esperanto zu Hause am Computer oder aus Lehrbücher­n. Interessie­rte in Wien finden Unterstütz­ung beim Lernen in Lhotzkys Literaturb­uffet. Dort trifft sich regelmäßig eine Gruppe von Esperantos­prechern jeglichen Niveaus, um sich gegenseiti­g beim Esperantol­ernen zu unterstütz­en und sich in Konversati­on zu üben.

„Im berufliche­n Umfeld kann man Esperanto überall dort anwenden, wo man Esperantos­precher in seinem Berufsbere­ich findet. Das gilt zum Beispiel auch für die Wissenscha­ft. Dort gibt es die Möglichkei­t, in der Akademio Internacia de la Sciencoj Sanmarino mit Esperanto als Hauptarbei­tssprache zu kommunizie­ren“, erläutert Maitzen. Auch an der Universala Esperanto-Asocio, dem Weltverban­d des Esperanto mit Sitz in Rotterdam, gebe es eine Reihe von Fachorgani­sationen, die verschiede­nen Berufsbild­ern entspreche­n, von Eisenbahne­rn bis zu Medizinern. (dab)

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