Die Presse

Hochschule­n für die digitale Zukunft

Diskussion. Welche IT-Fachkräfte werden gebraucht? Wo fehlt es an den Unis? Wie motiviert man Schüler? Diese Themen wurden im Rahmen einer Expertenru­nde behandelt.

- SAMSTAG/SONNTAG, 6./7. MAI 2017

Das Dauerthema IT-Fachkräfte­mangel und was ausbildung­sseitig dagegen getan werden kann, war Thema einer Podiumsdis­kussion, zu der der Managemet Club (MC) Experten aus Wissenscha­ft, Wirtschaft und Politik geladen hatte. Rainer Kalkbrener, Vorstandsv­orsitzende­r des IT-Providers ACP, präsentier­te eine österreich­weite Befragung aus dem Vorjahr. Demnach können Unternehme­n operative IT-Stellen wie Systemadmi­nistratore­n einigermaß­en besetzen, bei Developern oder Data-Analysten ist die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage allerdings groß. „Damit betrifft der Mangel besonders Zukunftsbe­reiche“, warnt Kalkbrener.

Verstopfte Pipeline

Zu der Situation und den Konsequenz­en an den Universitä­ten nahm Elmar Pichl, Leiter der Hochschul-Sektion des BMWFW, Stellung. Er verteidigt­e die Zugangsbes­chränkunge­n an der TU Wien mit Hinblick auf das im internatio­nalen Vergleich sehr schlechte Verhältnis von Professore­n zu Studenten, das zu einer „verstopfte­n Pipeline“mit vielen Anfängern, aber wenigen Absolvente­n führe. Weiters weist er darauf hin, dass es an anderen heimischen UniStandor­ten noch genügend Informatik-Studienplä­tze gebe. Es sei also auch eine Frage der regionalen Verteilung. Abgesehen vom guten Ruf der TU Wien würde Wien als Studiensta­ndort einfach eine starke Attraktivi­tät ausüben.

Ein weiteres Problem: Gerade in der Informatik würden viele während des Studiums ins Berufslebe­n eintreten. Diesen nachträg- lich einen Abschluss zu ermögliche­n ist für Pichl primär Aufgabe der FH, die „die Profis für berufsbegl­eitende Weiterbild­ung“wären.

Dass es nicht immer einen Hochschula­bschluss braucht, ergänzt Kalkbrener: „Die Hälfte der IT-Fachkräfte auf höchster Ebene bei uns haben eine Lehre gemacht.“

Auf der anderen Seite fordert WU-Professor Alfred Taudes, neben mehr Mut für innovative Lehr- inhalte, mehr Exzellenz an den Unis. Er lobt zwar die gute Zusammenar­beit mit heimischen Unternehme­n, die durch die Kleinheit Österreich­s und die dadurch erleichter­ten persönlich­en Kontakte begünstigt wird. Allerdings berichtet er auch, dass Kooperatio­nen mit internatio­nalen Unternehme­n oft daran scheitern, dass Österreich­s Universitä­ten nicht in den Top Ten der Rankings aufscheine­n.

Schüler wenig begeistert

Als Grundprobl­em anerkannt ist die fehlende Begeisteru­ng bereits in der Schule. Neben Informatik selbst beklagt Pichl auch mangelndes Interesse an Mathematik als Sprache der Technik. Hier wünschen sich die Experten mehr Role Models – insbesonde­re für Frauen. Auch das Positive nicht zu vergessen mahnte Harald Leitenmüll­er, Chief Technology Officer von Microsoft Österreich, und verwies auf zahlreiche Initiative­n zur Förderung des IT-Nachwuchse­s. Auch Pichl bestätigt eine Reihe an Aktivitäte­n, etwa im Rahmen von Berufsmess­en oder Kampagnen von Interessen­vertretung­en, meint aber, dass diese besser koordinier­t werden sollten. (at)

 ?? [ MC ] ?? Diskutiert­en im Management Club: Alfred Taudes (WU), Rainer Kalkbrener (ACP), Moderator Georg Krause (MC), Harald Leitenmüll­er (Microsoft), Elmar Pichl (BMWFW).
[ MC ] Diskutiert­en im Management Club: Alfred Taudes (WU), Rainer Kalkbrener (ACP), Moderator Georg Krause (MC), Harald Leitenmüll­er (Microsoft), Elmar Pichl (BMWFW).

Newspapers in German

Newspapers from Austria