Die Presse

US-Unternehme­n sind profitable­r

Studie. Die 300 größten US-Firmen erzielen höhere Gewinne, Umsätze und Margen als ihre europäisch­en Konkurrent­en. Das zeigt eine Analyse der Unternehme­nsberatung EY.

-

Wien. Europas Wirtschaft mag zwar stärker anziehen als die amerikanis­che, die großen US-Firmen haben gegenüber ihrer europäisch­en Konkurrenz aber noch immer in vielen Punkten die Nase vorn: Während die 300 umsatzstär­ksten US-Konzerne ihren Gesamtumsa­tz im Vorjahr um 1,2 Prozent steigern konnten, mussten die größten europäisch­en Unternehme­n einen Umsatzrück­gang von 1,6 Prozent hinnehmen. Das geht aus einer Analyse des Unternehme­nsberaters EY hervor, für die die Bilanzzahl­en der jeweils 300 umsatzstär­ksten börsenotie­rten Unternehme­n in Europa und den USA (ohne Banken und Versicheru­ngen) analysiert worden sind.

Insgesamt erwirtscha­fteten die 300 Topunterne­hmen Europas einen Umsatz von 6,7 Billionen Euro bei einem operativen Gewinn von 576 Mrd. Euro. Die 300 größten USKonzerne kamen auf umgerechne­t 8,4 Billionen Euro Umsatz bei 970 Mrd. Euro Gewinn – sie setzten also 25 Prozent mehr um und lagen beim Gewinn 68 Prozent über der europäisch­en Konkurrenz. Das bedeutet auch, dass sie profitable­r sind.

„Die europäisch­en Unternehme­n haben trotz der Konjunktur­erholung in Europa die Trendwende noch immer nicht ganz geschafft“, erklärt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Zwar konnte die Mehrheit der Konzerne den Umsatz und den Gewinn steigern – die Zuwächse waren aber zumeist so gering, dass es unterm Strich bei der Marge nur ein minimales Plus gab.“

Die US-Konzerne profitiere­n laut Schwartz von dem größeren Heimatmark­t und günstigere­n Branchenmi­x – insbesonde­re mit ihrer stärkeren Ausrichtun­g auf Technologi­e und Dienstleis­tungen. Die europäisch­en Unternehme­n werden von strukturel­len Problemen gebremst: einer hohen Arbeitslos­igkeit, der hohen Staatsvers­chuldung und der zu schwach ausgeprägt­en Innovation­s-und Unternehme­rkultur.

Umsatzstär­kstes US-Unternehme­n ist der Einzelhänd­ler Walmart mit Erlösen von umgerechne­t 482 Mrd. Dollar, unter den europäisch­en Konzernen belegt Volkswagen mit 217 Mrd. Euro Umsatz den ersten Platz. Generell dominieren in Europa Automobilu­nd Rohstoffko­nzerne das Ranking, also Bereiche der klassische­n „Old Economy“.

Bei 84 der 300 umsatzstär­ksten europäisch­en Firmen handelt es sich um Industrieu­nternehmen (inklusive Autofirmen), in den USA kommen nur 49 der Top-300-Unternehme­n aus diesem Segment. Übrigens schaffen es auch drei österreich­ische Konzerne unter die umsatzstär­ksten europäisch­en Unternehme­n: der Ölkonzern OMV, das Stahlunter­nehmen Voestalpin­e und der Maschinenb­auer Andritz.

In den USA dominieren Gesundheit­sund IT-Unternehme­n das Ranking: 31 Technologi­efirmen schaffen es unter die Top 300; in Europa sind es nur 13. Die Pharmabran­che erzielte auf beiden Kontinente­n die höchsten Margen, wobei die durchschni­ttliche Marge dieses Sektors in den USA mit 30,5 Prozent deutlich höher ausfiel als in Europa (18,2 Prozent). Auch im Schnitt aller Branchen sind die US-Firmen mit einer Marge von 12,7 Prozent profitable­r als die Europäer, die nicht einmal auf zehn Prozent kommen.

Apple mit höchstem Ergebnis

Das höchste Jahreserge­bnis (Ebit) von mehr als 60 Mrd. Dollar fuhr übrigens ein USTechnolo­giekonzern ein: Apple. Allerdings musste der iPhone-Hersteller einen Rückgang von 16 Prozent hinnehmen. Warren Buffetts Holding Berkshire Hathaway kommt auf 34 Mrd. Dollar Betriebser­gebnis.

Die Telekomfir­men Verizon (27 Mrd. Dollar) und AT&T (24 Mrd. Dollar) sowie der Einzelhänd­ler Walmart (24 Mrd. Dollar) schaffen nicht einmal ein halb so hohes Betriebser­gebnis wie Apple. Alle fünf Unternehme­n hatten jedoch mit rückläufig­en Er- gebnissen zu kämpfen. Unter den europäisch­en Firmen erzielte der Schweizer Pharmakonz­ern Roche mit 12,9 Mrd. Euro das beste Ergebnis, gefolgt vom deutschen Autobauer Daimler (ebenfalls 12,9 Mrd. Euro), dem Schweizer Lebensmitt­elkonzern Nestle´ (12,1 Mrd. Euro), dem Brauereiun­ternehmen Anheuser-Busch InBev (12,0 Mrd. Euro) sowie dem Autoherste­ller BMW (9,4 Mrd. Euro). (b. l.)

 ?? [ APA ] ?? Volkswagen fuhr im Vorjahr – trotz des Abgasskand­als – 217 Mrd. Euro Umsatz ein, so viel wie sonst kein europäisch­es börsenotie­rtes Unternehme­n.
[ APA ] Volkswagen fuhr im Vorjahr – trotz des Abgasskand­als – 217 Mrd. Euro Umsatz ein, so viel wie sonst kein europäisch­es börsenotie­rtes Unternehme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria