Hardliner pfeifen Kandidaten zurück
Iran. Teherans Bürgermeister Ghalibaf zog kurz vor der Präsidentschaftswahl seine Kandidatur zurück, um zur Wahl des Favoriten von Führer Khamenei aufzurufen.
Wien/Teheran. Scharfe gegenseitige Attacken, Intrigen und Rochaden: Kurz vor den Präsidentenwahlen am Freitag ist im Iran der Machtkampf zwischen den Lagern des Mullah-Regimes vollends ausgebrochen. Unter dem massiven Druck der Hardliner zog Mohammad Bagher Ghalibaf seine Präsidentschaftskandidatur zurück, nachdem er sich lange dagegen gesträubt hatte.
Der 55-jährige, charismatische Teheraner Bürgermeister, Ex-Kommandant der Revolutionsgarden, Pilot und Polizeichef, hatte sich ursprünglich gute Chancen ausgerechnet, in einer Stichwahl gegen Präsident Hassan Rohani anzutreten. Auch Ex-Präsident Mahmoud Ahmadinejad war 2005 aus der Position des Teheraner Bürgermeisters gestartet. Vor vier Jahren war Ghalibaf abgeschlagen auf dem zweiten Platz gelandet. Bei der TVDebatte der Präsidentschaftskandidaten hatte er Rohani wegen dessen enttäuschender Wirtschaftsbilanz nach Aufhebung der Sanktionen kritisiert: „Ein Baum, der in vier Jahren keine Früchte getragen hat, wird auch in der Zukunft nichts Positives hervorbringen.“
Ghalibaf weicht Ebrahim Raissi und rief auch ausdrücklich zu dessen Wahl auf. Der Kleriker und Ju- rist gilt ebenfalls als Hardliner, vor allem jedoch als Kandidat Ali Khameneis, des obersten Führers. Der 56-Jährige war einst dessen Schüler, als Zeichen der direkten Nachfolge trägt er einen schwarzen Turban – und er ist auch ein Anwärter für das Erbe Khameneis als geistlicher Führer.
Währenddessen schart Präsident Rohani seine Anhänger um sich: Ex-Präsident Khatami und Oppositionsführer Karroubi sprachen sich explizit für seine Wiederwahl aus. Zuletzt hat Rohani seine Gegner im Militär und im Sicherheitsapparat mit offenem Visier und vehement attackiert. (vier)