Die Presse

Neuer Markt soll zur Piazza werden

Innere Stadt. Die Tiefgarage unter dem Platz steht nach jahrzehnte­langer Diskussion vor der Umsetzung. Öffentlich­e Parkplätze sollen verschwind­en, Fußgänger mehr Platz bekommen.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Im Büro von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou (Grüne) träumt man davon, dass der Neue Markt die Piazza Navona wird. Tatsächlic­h gibt es Ähnlichkei­ten zwischen dem berühmten Platz in Roms Altstadt und dem Wiener Pendant nahe der Albertina im ersten Bezirk: Beide sind von prunkvolle­n Altbauten gesäumt, eher länglich, und in ihrer Mitte steht ein Brunnen, der vier wichtige Flüsse symbolisie­rt. Der 1648 von Papst Innozenz X. in Auftrag gegebene Vierströme­brunnen in Rom steht für Donau, Ganges, Nil und Rio de la Plata – der Donnerbrun­nen in Wien für Traun, Enns, Ybbs und March.

In einem unterschei­den sich die beiden Plätze dann aber doch sehr wesentlich: Während die Piazza Navona eine touristisc­he Hauptattra­ktion ist, wird der Neue Markt in erster Linie als unschöner Parkplatz genutzt. Schon seit Jahrzehnte­n wird um die Neugestalt­ung des Areals inklusive Tiefgarage­nbau gerungen – nun steht das Projekt kurz vor der Umsetzung, die Bauverhand­lungen sind fast abgeschlos­sen.

Ein Platz für Fußgänger

Das Herzstück des Vorhabens ist eine Tiefgarage unter dem Platz, deren Ein- und Ausfahrt sich in der Tegetthoff­gasse befinden sollen. Rund 350 Stellplätz­e sollen errichtet werden, dafür die Parkplätze an der Oberfläche verschwind­en. Dass es darum wieder zu Anrainerpr­otesten kommt, ist wahrschein­lich. Denn die Parkplätze in der Inneren Stadt wurden in den vergangene­n Jahren sukzessive weniger.

Mit dem Garagenbau wird auch die Oberfläche des Platzes neu gestaltet. Details können erst ausgearbei­tet werden, wenn die technische­n Pläne der Garage fixiert sind. Eckpunkte gibt es aber: Der Platz soll den Fußgängern gewidmet und mit Begrünung und Sitzgelege­nheiten aufgewerte­t werden. Weil manche Anrainer noch Zufahrtsre­chte haben, soll der hintere Teil zur Begegnungs­zone werden. Eine Fahrspur Rich- tung Plankgasse wird erhalten, der Rest des Platzes soll eine helle Pflasterun­g bekommen. Mit der Umgestaltu­ng des Neuen Marktes wird auch der Platz vor der Albertina renoviert. Was mit den Touristenb­ussen passieren wird, die hier fahren, ist noch nicht ganz klar.

Bürger für das Projekt

Derzeit laufen die Bauverhand­lungen – es sollte für die Genehmigun­g aber keine gröberen Stolperste­ine mehr geben: Immerhin unterstütz­en sowohl die Stadt als auch die überwiegen­de Mehrheit der Anrainer das Projekt. Das ergab eine Bürgerbefr­agung unter 6000 Personen aus dem Jahr 2012. Mehr als drei Viertel stimmten damals dafür – wie im Übrigen auch schon im Jahr 2006, als schon einmal eine Befragung durchgefüh­rt wurde.

Massiven Widerstand gab es allerdings immer wieder seitens der Kaufleute – und auch die frühere Bezirksvor­steherin Ursula Stenzel (damals ÖVP, jetzt FPÖ) sprach sich lang vehement gegen das Projekt aus.

Zuletzt kämpfte Investor Johann Breitended­er von der Best in Parking GmbH noch mit einigen hartnäckig­en Anrainern, die sich ihre Kellerabte­ile nicht ablösen lassen wollten – aber auch diese Hürde wurde genommen.

Falls nun nicht wieder unvorherge­sehene Probleme auftreten, könnte mit dem Bau in ein bis zwei Jahren begonnen werden. Die Kosten für die Umgestaltu­ng des Neuen Marktes soll laut Informatio­nen des Büros von Vassilakou der Investor tragen.

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[ Stanislav Jenis ] Die Parkplätze um den Donnerbrun­nen auf dem Neuen Markt sollen bald verschwund­en sein.

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