Trump hat Geheimnisse verraten
USA. Der Präsident steht dazu, extrem brisante Informationen, die die USA von einem fremden Geheimdienst erhielten, an Russland ausgeplaudert zu haben. Er dürfe das in seinem Amt, sagte er, und desavouierte so eigene Mitarbeiter.
Der US-Präsident gibt zu, extrem brisante Informationen an Russland ausgeplaudert zu haben. Er dürfe das in seinem Amt, sagt Trump.
Washington. US-Präsident Donald Trump bestätigte am Dienstag, dass er vorige Woche heikle Geheimdiensterkenntnisse an Russland ausgeplaudert hatte. Nur wenige Stunden zuvor war das noch von seiner Regierung dementiert worden. Der 70-Jährige sieht das Problem aber vor allem bei Mitarbeitern der US-Geheimdienste, die seine intime Plauderei mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow durchsickern ließen.
US-Medien hatten am Montag gemeldet, Trump habe gegenüber Lawrow und Russlands Botschafter vertrauliche Erkenntnisse erwähnt, die nicht für Moskau gedacht waren. Sie seien so sensibel, dass sie selbst innerhalb der Regierung nur einem kleinen Kreis zugänglich waren. Auch Geheimdiensten befreundeter Länder wurden sie vorenthalten. Laut den Berichten habe Trump regelrecht mit den Geheimdienstinformationen geprahlt, die er jeden Tag erhalte. Es ging etwa um Pläne des Islamischen Staates (IS) für eine LaptopBombe in einem Verkehrsflug- zeug; Trump sagte demnach sogar, in welcher Stadt im IS-Herrschaftsbereich sich die Quelle des Hinweises auf den Plan befinde.
Diese war indes ein Kontakt eines fremden Geheimdienstes, der die Weitergabe der Erkenntnisse nicht genehmigt hatte. Mitarbeiter des Präsidenten verständigten sofort die US-Dienste, um eine Schadensbegrenzung einzuleiten.
Informanten in Gefahr
Tatsächlich dürfte die Quelle dem jordanischen Geheimdienst zurechenbar sein, immerhin telefonierte Trump am Dienstag sogleich mit König Abdullah. Dank Trumps Redseligkeit könnte Russland nun erforschen, wer konkret der Informant war, und „etwas unternehmen“, falls Russlands Interessen gefährdet seien, sagen Kritiker.
Die Geschichte schlug in den USA wie eine Bombe ein, das Weiße Haus musste reagieren. Trumps Sicherheitsberater, Herbert Raymond McMaster, nannte sie „falsch“und sagte, Trump habe den Russen weder von Geheim- dienstquellen noch -Methoden erzählt. McMaster ließ danach keine Reporterfragen zu. Das war sicher klug, denn er hätte kaum überzeugende Antworten geben können.
Es war aber klar, dass die Regierung das Problem nicht losgeworden war. Und am Dienstag hintertrieb Trump die Bemühungen seiner Mitarbeiter, die neue Affäre aus der Welt zu schaffen: In TwitterMitteilungen betonte Trump nämlich, als Präsident habe er das Recht, mit Gesprächspartnern über Geheimdiensterkenntnisse zu sprechen. Er habe die russischen Vertreter über Informationen in Sachen Terrorismus und Sicherheit des Luftverkehrs in Kenntnis setzen wollen. Damit entzog Trump den Dementis von McMaster und Außenminister Rex Tillerson, der sich ebenfalls schützend vor Trump gestellt hatte, die Grundlage, und ließ sie im Grunde im Regen stehen. In der Öffentlichkeit wurde gefordert, McMaster solle nach dieser Demütigung zurücktreten.
Im Kongress gingen mittlerweile republikanische Politiker auf Distanz zu Trump: Senator Bob Corker etwa sprach von der „Abwärtsspirale“einer Regierung, die im Chaos versinke. Von den Demokraten hieß es, Trump habe den US-Geheimdiensten einen „Schlag ins Gesicht versetzt“.
Geheimdienste gegen Trump
Tatsächlich tobt ein Kleinkrieg zwischen dem Präsidenten und den Geheimdiensten: Trump hat sie mehrfach mit verächtlichen Kommentaren bedacht und ihre Erkenntnisse hinsichtlich der russischen Einmischungsversuche in den US-Wahlkampf 2016 in Zweifel gezogen. Als Reaktion lassen verärgerte Geheimdienstler nun möglicherweise heikle Informationen an die Presse durchsickern, um Trump in Verlegenheit zu bringen.
Genau das vermutet auch Trump. Er beklagte auf Twitter, seit seinem Amtsantritt fordere er vom Sicherheitsapparat erfolglos die Entlassung von Leuten, die Vertrauliches publik machten. Dass er selbst geheimes Material weitergibt, ist ihm wohl egal.