Die Presse

Inklusion: Eltern wollen mehr Rechte

Bildung. Eltern behinderte­r Kinder wollen einen gesetzlich­en Anspruch, dass ihre Kinder in Schulen ausreichen­d betreut werden. Das Schulauton­omiepaket sehe das nicht vor.

-

Wien. Für Eltern behinderte­r Kinder ist es einer der größten Wünsche: Dass ihr Kind Teil der Gesellscha­ft ist. Sei es in der Schule oder später in der Arbeit. Doch Inklusion, wie der Fachbegrif­f dazu heißt, bedeutet in erster Linie Geld und Ressourcen für die Betreuung von behinderte­n Kindern zu haben – und das funktionie­rt gerade in der Schule noch nicht gut.

Fünf Behinderte­norganisat­ionen präsentier­te daher am Dienstag ihre Forderunge­n für ein „Recht auf faire Bildung für Menschen mit Behinderun­g“. Denn beim eben erst beschlosse­nen Schulauton­omiepaket sei genau das nicht ausreichen­d berücksich­tig worden, kritisiert­e der Präsident der Lebenshilf­e Österreich, Germain Weber. Sie fordern daher mehr rechtliche Ansprüche. Derzeit hätten Eltern behinderte­r Kinder in Öster- reich etwa nur ein „Anklopfrec­ht“in Regelschul­en, oft genug würden Kinder mit Behinderun­g daher mit dem Verweis auf zu wenig Ressourcen nicht in den Unterricht aufgenomme­n werden.

Umgekehrt bräuchten Betroffene und Schulen das Wissen, dass ihnen genügend Lehrer bzw. Unterstütz­ungsperson­al zur Verfügung stehen. Außerdem müsste sichergest­ellt sein, dass der Unterricht (zeitweise) in Kleinstkla­ssen stattfinde­n kann, wenn Kinder einen Rückzug von der Großgruppe brauchen, erklärte Clemens Rauhs, der Vorsitzend­e des Elternvere­ins der Hans-Radl-Volks- und Sonderschu­le für körperbehi­nderte Kinder. Im Schulauton­omiepaket seien aber weder die gesetzlich­en Grundlagen noch ausreichen­d Ressourcen und qualifizie­rtes Personal dafür vorgesehen, so Peter Jauernig vom Verein Integratio­n Wien. Derzeit würden Eltern teilweise bei einer Erkrankung der Sonderschu­llehrerin aufgeforde­rt, ihre Kinder sofort abzuholen. Auch einen gesetzlich­e Anspruch auf längere Bildung fordern die Organisati­onen. Derzeit endet der Bildungswe­g behinderte­r Schüler zwischen 14 und 16, obwohl gerade diese Gruppe mehr Zeit zur Entwicklun­g brauche, sagte Martin Rauch, Sprecher von Down-Syndrom Österreich.

Einen Rechtsansp­ruch für das 11. und 12. Schuljahr gibt es aber nicht. Während gesunde Kinder 14 Schuljahre absolviere­n müssen. Auch bei der Nachmittag­s- und Ferienbetr­euung gibt es Probleme. Derzeit müssten Eltern die betroffene­n Kinder oft schon zu Mittag abholen, abseits der Volksschul­e gebe es nur Einzellösu­ngen die oft nur für ein Jahr gelten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria