Die Physik hinter dem perfekten Wurf
Leichtathletik. Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, 25, hat große Ziele für die neue Saison. Mit maßgeschneiderter Kraftmaschine und 300 Trainingswürfen täglich jagt der Olympia-Sechste beim WM-Highlight im August die Bestweite.
Maria Enzersdorf. Es ist nur ein Zwischenstopp, den Lukas Weißhaidinger in der Südstadt einlegt. Gerade einmal 48 Stunden hielt sich der Diskuswerfer in Shanghai auf, nach einem starken vierten Platz beim Diamond-League-Meeting, trat er die Rückreise an. „Ein sehr toller Wettkampf, der mir viele Informationen gegeben hat, was heuer noch möglich ist“, sagte der 25-Jährige, der sich mit einer Weite von 63,71 m vor Olympiasieger Christoph Harting platzierte. Der China-Start war sein dritter in der hochklassigen Leichtathletik-Serie, schon 2016 hatte er in Lausanne (Zweiter) und Brüssel (Dritter) mit Topplatzierungen aufgezeigt.
Aufgrund der kurzen Aufenthaltszeit in Asien hat Weißhaidinger den Jetlag gekonnt übertaucht und absolviert die kommenden Tage sein gewohntes Trainingsprogramm im Bundesleistungszentrum. Schon am Samstag wartet im Rahmen der Halleschen Werfertage der nächste Wettkampf. „Ich glaube, dass er an seine Leistung anschließen und schon am Samstag weiter werfen kann. Wir müssen nur die Zündungen ein bisschen einstellen“, erklärte Trainer Gregor Högler.
2015 hat Weißhaidinger vom Stützabwurf auf die Umsprungtechnik umgestellt, die längere Beschleunigungswege und somit größere Weiten ermöglicht. „Das ist unser größtes Potenzial. Der dynamische Abwurf wird Lukis größter Vorteil in Zukunft sein“, ist Högler überzeugt. Zumal der OlympiaSechste nach den Spielen in Rio nach Wien übersiedelt ist und das Training in der Südstadt auf noch professionellere Beine gestellt wurde. Dank auf die Maße des Oberösterreichers (1,97 m/142 kg) zugeschnittener Kraftmaschine hat sich das Pensum auf mehr als 300 Würfe pro Tag gesteigert. „Diskuswerfen ist eine hochkomplizierte, technische Disziplin, die viele Wiederholungen mit präziser Ausführung braucht“, erklärt Högler.
London in der Südstadt
Weißhaidingers großes Ziel ist die Freiluft-WM 2017 in London im August. Dafür wird nun in der Südstadt ein Wurfkreis und Werferfeld erreichtet, das ident mit jenem im Olympia-Stadion der britischen Hauptstadt ist. Damit kann sich der 25-Jährige im Training an die Bedingungen bei allen klimatischen Verhältnissen gewöhnen, das verleiht wichtige Sicherheit. Mit dem Druck bei Großveranstaltungen hat Weißhaidinger inzwischen umzugehen gelernt. „Wenn du mit dem Rücken zur Wand bist, geht es weiter zurück eh nicht mehr. Man muss lernen, dass nervliche Anspannung was anderes ist als die Angst vor dem Wettkampf“, sagt er und betont: „Ich weiß, wie der perfekte Wurf aussehen würde.“Dieser soll schon bald den von ihm gehaltenen Rekord aus 2015 (67,25 m) verbessern. Dafür müsse freilich alles stimmen, von der Tagesform bis zum Wind. „Ein Rekord muss passieren und ohne Glück bist du chancenlos“, erklärt Högler. Nervös brauche sich sein Schützling deshalb nicht zu machen. „Der Kreis hat einen Durchmesser von 2,5 m, die Scheibe wiegt zwei Kilo, Luki 142. Der Rest ist Physik.“