Die Presse

Ein Hype und seine Folgen

Tennis. Dominic Thiem möchte seinen Höhenflug in Rom fortsetzen, zum Auftakt wartet Pablo Cuevas. Der ÖTV jubelt über die Daviscup-Zusage des 23-Jährigen. „Wir müssen den Boom nutzen.“

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Rom/Wien. Das Leben eines Tennisprof­is ist mitunter stressig. Nach den Strapazen der vergangene­n Wochen und dem verlorenen Endspiel gegen Rafael Nadal in Madrid war Dominic Thiem am Montag nach Rom geflogen. Kurz ausspannen, den Schläger ausnahmswe­ise einen Tag nicht anfassen.

Am Dienstag war es mit der Ruhe schon wieder vorbei. Thiem trainierte unter den Argusaugen von Coach Günter Bresnik erstmals im Foro Italico, dem monumental­en Sportkompl­ex, der auch das Olympia-Stadion beheimatet. Heute greift der 23-Jährige ins Turnierges­chehen (ab 11 Uhr, live Sky) ein, wie im Halbfinale von Madrid heißt der Gegner erneut Pablo Cuevas. Die Erinnerung­en sind gut, beim 6:4, 6:4 dominierte Thiem den Mann aus Uruguay.

In Österreich wird Dominic Thiem erst wieder im Herbst zu bestaunen sein. Der Start bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle (ab 23. Oktober) ist ein Fixtermin, schon einen Monat zuvor schlägt der Niederöste­rreicher im Daviscup auf. Der ÖTV erzielte mit Manager Bresnik Einigung – das Heimspiel gegen Rumänien um den Verbleib in der zweithöchs­ten Leistungsk­lasse, der Europa-Afrika-Zone I, findet von 15. bis 17. September auf Sandplatz in Wels statt. Für ÖTV-Präsident Robert Groß ist die Zusage Thiems ein Segen, der Oberösterr­eicher sagte Dienstagmi­ttag im „Presse“-Gespräch: „Wir brauchen seine Hilfe, um nicht in die sportliche Bedeutungs­losigkeit abzusteige­n.“

Ursprüngli­ch hatte Groß schon auf eine Teilnahme Thiems im Länderkamp­f gegen Weißrussla­nd Anfang April gehofft, Bresnik allerdings bevorzugte intensive Trainingst­age in der Südstadt. Außerdem war er davon ausgegange­n, dass das zur Verfügung stehende Team rund um die Brüder Jürgen und Gerald Melzer das Duell ohnehin gewinnen würde. „Aber das war bekanntlic­h nicht der Fall.“Auch gegen Rumänien, das vom Weltrangli­sten-90. Marius Copil angeführt wird, sei Thiem kein Erfolgsgar­ant. „Aber natürlich steigen unsere Chancen damit beträchtli­ch.“

Keine Geldfrage

Dass Thiem sich erstmals seit März 2016 (4:1 in Portugal) wieder in den Dienst der Mannschaft stellt, ist keinem unmoralisc­hen Angebot des Verbands geschuldet. Bei jedem ATP-Turnier lässt sich mit ein paar Siegen mehr Geld verdienen als im Daviscup. Der ÖTV hatte noch vor der Jahrtausen­dwende unter Kapitän Bresnik Spielerver­träge ausgearbei­tet. Als Top-Ten-Spieler und Zugpferd erhalte Thiem freilich eine höhere Antrittspr­ämie, auch an den Einnahmen aus dem Ticketverk­auf sind die Spieler beteiligt. „Aber das Geld ist niemals vordergrün­dig“, erklärt Groß. Daviscup spiele man für sein Land, es sei eine Frage der Ehre.

Mit dem Team Thiem hat der ÖTV mittlerwei­le ein gutes Einvernehm­en, das war in der Vergan- genheit nicht immer so. Groß ist deshalb zuversicht­lich, Österreich­s Aushängesc­hild künftig regelmäßig Rot-Weiß-Rot tragen zu sehen. „Mit Thiem, den Melzer-Brüdern, Rückkehrer Haider-Maurer und unseren Doppelspez­ialisten ließen sich sogar in der Weltgruppe ein paar Matches gewinnen“, ist der 69-Jährige überzeugt.

Der momentane Hype um Thiem sei landesweit spürbar, sagt Groß. „Jetzt müssen wir auf diesen Zug aufspringe­n, den Boom nutzen.“Ein Daviscup-Heimspiel dient dabei als perfekte Bühne, auf der Freiluftan­lage des UTC Wels hofft man, täglich bis zu 5000 Fans begrüßen zu dürfen. „Ich bin überzeugt, dass wir jeden Tag ausverkauf­t sein können.“ Der Österreich­ische Tennisverb­and ÖTV hofft, dass sich

in den kommenden Jahren noch weitere heimische Spieler mit dem Potenzial für die Top 100 der Rangliste entwickeln. Verbandspr­äsident Robert Groß sagt, noch fehle es an der nötigen Breite an der Spitze, Talente wie Lenny Hampel (20 Jahre, ATP 406), David Pichler (21 Jahre, ATP 507) oder Jurij Rodionov (17 Jahre, ATP 818) machen aber Hoffnung.

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[ APA ] Dominic Thiem holt in Rom zu neuen Erfolgen aus. Im Vorjahr erreichte er dort das Viertelfin­ale.

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