Wo die Risiken am Finanzmarkt weiter lauern
FMA. Die heimischen Aufseher fordern von den Banken mehr Kundeninformation zu Frankenkrediten und zu Anleihen, die bei Pleite zum Ausfall führen. 34 Institute sind in Sachen Geldwäsche „hoch riskant“unterwegs.
Wien. Ein Selbstmord, zehntausende verzweifelte Sparer, politische Krise in Rom: Die Umsetzung der neuen EU-Regeln zur Abwicklung von gescheiterten Banken stieß schon bei ihrem ersten Testfall in Italien auf massive Hindernisse. Der Grund: Marode Institute hatten ihre Schuldpapiere an Kleinanleger verkauft. Diese müssen nun im Pleitefall gerade stehen, um die Steuerzahler zu schonen.
Ein italienischer Sonderfall? Auch die österreichischen Banken haben solche „Bail-in“-fähigen Wertpapiere im Wert von 20 Mrd. Euro an private Haushalte verkauft: Nachranganleihen, Ergänzungskapital, ungesicherte Senior Bonds und Aktien. Oft wurden sie „als Sparbuchersatz am Schalter vertrieben“, wie FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller bei der Präsentation des Jahresberichts der Finanzmarktaufsicht beklagte. Dieser Praxis schieben die Aufseher nun einen Riegel vor: Neuneinsteiger, aber auch bestehende Anleger sind über alle Risiken zu informieren. Umso mehr, als das Volumen steigen wird: Allein heuer müssen die Banken Anleihen im Wert von 20 Mrd. refinanzieren. Dazu dürften sie vermehrt bei heimischen Privatanlegern die Trommel rühren – wegen des „erschwerten Zugangs zu den internationalen Kapitalmärkten“, wie es im Bericht heißt. Denn die auslaufenden Papiere stammen oft noch aus Zeiten, als Österreichs Banken bestens dastanden und sehr niedrige Risikoaufschläge zahlten. Obwohl die Osteuropakri- se überwunden ist: „Sie sind nicht Triple-A und im internationalen Vergleich nur Mittelfeld“, wie FMA-Sprecher Klaus Grubelnik im „Presse“-Gespräch betont. Das verschlechtert die Konditionen im Ausland laut Bericht „um bis zu fünf Prozentpunkte“.
„Keine Schmuddeldestination“
Auch der Kummer mit den Fremdwährungskrediten ist nicht ausgestanden: Obwohl die Neuvergabe schon 2008 gestoppt wurde, sind immer noch 110.000 heimische Haushalte in Franken oder Yen verschuldet. Die FMA zwingt die Banken nun zum persönlichen Gespräch mit den Kunden, um diese über mögliche Maßnahmen zur Senkung des Risikos zu informieren: die Konvertierung in Euro oder die Umstellung von endfällig auf jährliche Tilgung. Bei Krediten mit einer Restlaufzeit von bis zu sieben Jahren müssen die Banken sogar jährlich über den Stand der Schuld und eines allfälligen Tilgungsträgers informieren.
Verstärkt ins Visier nimmt die FMA auch Finanzunternehmen, deren Geschäftsmodell anfällig für Geldwäsche ist. 34 Institute (fünf Prozent) gelten als „hoch riskant“– wegen der Herkunft ihrer Kunden, Kontakten zu Steueroasen und Geschäften, die über Strohmänner laufen. Die Einstufung bedeute nicht, dass es einen „Verdacht auf Geldwäsche gibt“, schwächt FMAKo-Vorstand Helmut Ettl ab. Österreich sei auch insgesamt „keine Schmuddeldestination“. Nur erhöhte Vorsicht sei geboten.