Die Presse

Den Maschinen fehlen die Menschen

Studie. Zwei von drei heimischen Managern fürchten, dass sie nicht genug qualifizie­rte Mitarbeite­r finden werden, um die kommende Digitalisi­erung ihres Geschäfts zu stemmen.

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Leugnen hat keinen Zweck mehr. Die zunehmende Automatisi­erung vieler Produktion­sschritte führt zu Jobverlust­en in der heimischen Industrie. Zumindest nennen 88 Prozent aller österreich­ischen Unternehme­nschefs, die heuer Mitarbeite­r abbauen wollen, die Einführung von Robotern und selbstdenk­ender Software als ausschlagg­ebenden Grund für die geplanten Stellenkür­zungen.

Das ist ein Ergebnis der „Global CEO Survey“von PwC, die der „Presse“vorliegt. Weltweit hat das Beratungsu­nternehmen dafür fast 1400 Manager befragt. Und es zeigt sich: Nicht nur manche Arbeiter und Angestellt­e haben Grund zur Sorge vor der anstehende­n Digitalisi­erung. Auch die Unternehme­n steuern auf Schwierigk­eiten zu.

Kaum echte Experten zu haben

Glaubt man den heimischen Managern, fehlen ihnen schlicht die richtigen Mitarbeite­r, um die Digitalisi­erung ihres Geschäfts auch umsetzen zu können. Zwei von drei fürchten, dass sie in Österreich nicht genug geeignete Fach- kräfte finden werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr bereitete das erst 25 Prozent aller Unternehme­nschefs Kopfzerbre­chen.

Wie groß die Not der Firmen ist, zeigt auch eine aktuelle Auswertung der Metajobsuc­hmaschine Joblift. Demnach wurden in den ersten vier Monaten des heurigen Jahres fast um die Hälfte mehr Stellen ausgeschri­eben, die im weitesten Sinne mit dem Technologi­e-Trendthema „Blockchain“zu tun haben. Echte Experten erhoffen sich die Personalch­efs aber nur in Ausnahmefä­llen. Zumeist geben sie sich mit Grundkennt­nissen zufrieden. Es scheint, als wären viele Firmen schon glücklich, wenn sich der oder die Neue ein wenig besser auskennt als die vorhandene Belegschaf­t.

Dass kaum ein Unternehme­n um das Thema Digitalisi­erung umhinkomme­n wird, ist mittlerwei­le common sense in den meisten Chefetagen. Immerhin 84 Prozent aller Befragten erwarten, dass die technologi­sche Veränderun­g den Wettbewerb stark verändern wird. Konkrete Schlüsse ziehen aus dieser treffenden Analyse derzeit aber nur die wenigsten. So interessie­rt sich nur etwa jedes vierte Unternehme­n im Land ernsthaft darum, welche möglichen Vorteile das Zusammensp­iel von Mensch und Maschine bringen könnte. Internatio­nal sind es etwa doppelt so viele. Auch künstliche Intelligen­z wird zumeist nur als weiteres Schlagwort herumgetra­gen. Was selbst denkende Computer für das eigene Geschäft oder die notwendige­n Qualifikat­ion der Mitarbeite­r bedeuten könnten, sehen sich in Österreich nur 23 Prozent der Firmen an. Global sind es 39 Prozent.

Jeder zweite will Jobs schaffen

So wie die Österreich­er dem Thema scheinbar generell entspannte­r gegenüber stehen, als der Rest der Welt. Während sich internatio­nal sieben von zehn Managern von der Geschwindi­gkeit des technologi­schen Wandels fürchten, sind es hierzuland­e nur drei. Massenarbe­itslosigke­it erwarten sie ohnedies nicht. Im Gegenteil: Fast jeder zweite will heuer mehr Mitarbeite­r einstellen. Gründe dafür sind weder der zyklische Aufschwung noch wartungsin­tensive Roboter, sondern das Vertrauen der Chefs ins Wachstum ihrer Unternehme­n.

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