Drei Oberösterreicher im Aufsichtsrat
Deutsche Bank. Die gröbste Krise hat Aufsichtsratschef Paul Achleitner überstanden. Seine Wiederwahl morgen gilt als fix. Und zwei Landsleute ziehen neu ins Kontrollgremium ein.
Wien. Läuft alles nach Plan, dann werden dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank schon bald gleich drei Österreicher angehören, genauer gesagt, drei Oberösterreicher. Neben Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner sollen künftig der Peuerbacher Gerhard Eschelbeck, Sicherheitschef bei Google, und der Linzer Alexander Schütz, Gründer der Fondsgesellschaft C-Quadrat, die Österreicher Fraktion im Kontrollgremium des größten deutschen Geldhauses bilden. Eschelbeck zieht übrigens anstelle von ExSiemenschef Peter Löscher neu in den Aufsichtsrat ein. Schütz wird von den chinesischen Großaktionäre entsandt.
Der Linzer Paul Achleitner stellt sich bei der Hauptversammlung in der Festhalle in Frankfurt am Donnerstag bereits seiner Wiederwahl. Und es sieht derzeit alles danach aus, als würde die große Mehrheit der Aktionäre dem 60-jährigen auch für die kommenden fünf Jahre wieder ihr Vertrauen aussprechen.
Investoren gingen auf Distanz
Noch vor einem Jahr sah das ganz anders aus. Nach milliardenschweren Verlusten gingen viele Aktionäre, darunter auch große Investoren, zu Achleitner auf Distanz. Sie warfen ihm nicht nur vor, den ExVorständen Anshu Jain und Jürgen Fitschen viel zu lange die Stange gehalten zu haben, sondern auch keine überzeugende Strategie vorweisen zu können. Noch dazu habe der höchstbezahlte Aufsichtsratschef Deutschlands (2016 etwa 800.000 Euro) ihnen viel zu früh versichert, die Deutsche Bank habe das Gröbste schon überstanden. Bloß dem war nicht so.
Aber Achleitner ist für seinen langen Atem bekannt. In den vergangenen Monaten ist ihm gelungen, was in der verfahrenen Situation wohl nur wenige geschafft hätten: Das Vertrauen der meisten Aktionäre zurückzuerobern. Seine Fähigkeit, seine Schwächen zu erkennen und – noch mehr – sie öffentlich einzugestehen, dürfte ihm dabei zu gute gekommen sein. „Ja, ich habe Fehler gemacht in diesen fünf Jahren“, gab er jüngst im „Handelsblatt“zu Protokoll. „Einer davon war, dass ich gedacht habe, die Deutsche Bank sei in Deutschland deutlich fester verankert.“Auch habe er die kommunikative Aufgabe unterschätzt, gestand der Linzer ein. „Am Anfang hatte ich noch gedacht, die Leute müssen doch einfach verstehen, was wir da machen und warum das richtig ist. Inzwischen weiß ich, dass man in dieser Rolle viel besser erklären muss, warum man was tut.“
Wohl eine der bitteren Lehren, die er aus den Hauptversammlungen 2015 und 2016 ziehen musste. Vergangenes Jahr etwa entlasteten ihn nur 87 Prozent der Aktionäre. Anders als es auf den ersten Blick aussehen mag, ist diese Quote ein wahrlich schlechtes Ergebnis. In der Regel liegt die Entlastungsquote bei über 95 Prozent.
Ein ähnliches Szenario ist für Donnerstag nicht zu erwarten. Auf ruhigen Stunden in der Frankfurter Festhalle kann sich der Aufsichtsrat dennoch nicht gefasst machen. Grund dafür sind verschiedene Sonderprüfungen, die die unzufriedene und einflussreiche Aktionärin Marita Lampatz – auch dieses Jahr wieder – beantragt hat. Im Zuge dieser Prüfungen soll unter anderem geklärt werden, welche Rolle der Aufsichtsratsvorsitzende Achleitner bei dem Skandal um manipulierte Zinsen (Libor) gespielt hat.
Konkret hatte die britische Aufsichtsbehörde FCA hatte der Deut- sche Bank 2015 vorgeworfen, die Untersuchungen beim milliardenschweren Zinsmanipulationsskandal erschwert zu haben. Und auch bei den Geldwäschegeschäften in Russland scheint für viele noch nicht aufgeklärt zu sein, weshalb die Machenschaften nicht schon früher ans Tageslicht drangen.
Höchste Zeit, Geld zu verdienen
Unterstützung erhält die umtriebige Aktionärin bei ihrem Vorstoß von gewichtigen Stimmrechtsberatern. Das sind Unternehmen, die institutionelle Investoren bei der Vorbereitung auf die Hauptversammlung beraten. Der größte von ihnen, ISS, empfiehlt seinen Kunden für die beantragten Sonderprüfungen zu stimmen. Glass Lewis, ein anderer bedeutender Stimmrechtsberater, rät sogar, weder Vorstand noch Aufsichtsrat für 2016 zu entlasten. ISS hat gegen die Entlastung nichts einzuwenden. Niemand habe sich nachweislich etwas zu Schulden kommen lassen, lautet ihre Begründung.
Im übrigen ist den meisten Investoren eines bewusst: Mit Vergangenheitsbewältigung lässt sich kein Geld verdienen. Nach der Kapitalerhöhung von acht Mrd. Euro wollen sie endlich nach vorne schauen und die Bank kräftig wachsen sehen. Eine Demontage des Kontrollgremiums würde dazu sicher nicht beitragen.