Die Presse

Whistleblo­werin Manning frei

USA. Nach sieben Jahren wurde die WikiLeaks-Informanti­n vorzeitig aus der Haft entlassen. Kritik gab es von Republikan­ern im Kongress.

- E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

Washington. Kamerateam­s belagerten schon in der Nacht und den frühen Morgenstun­den den Eingang des Militärgef­ängnisses in Fort Leavenwort­h im US-Bundesstaa­t Kansas. In dieser Einrichtun­g hatte die WikiLeaks-Informanti­n Chelsea Manning zuletzt ihre Strafe abgesessen und sollte nach sieben Jahren Haft entlassen werden. Doch Manning selbst bekamen die Reporter zunächst nicht zu sehen, es gab keine Pressekonf­erenz der berühmten Whistleblo­werin, keine Fotos: Ein Sprecher der Armee teilte am Mittwoch schließlic­h mit, Manning habe das Gefängnis verlassen und sei frei.

„Nach weiteren angstvolle­n vier Monaten des Wartens ist der Tag endlich gekommen“, erklärte Manning dann in einem Statement über ihre Anwälte. „Alles, was vor mir liegt, ist wichtiger als die Vergangenh­eit.“Sie habe die Unterstütz­ung von Menschen aus der ganzen Welt sehr geschätzt.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hatte die Haftstrafe von ursprüngli­ch 35 Jahren kurz vor dem Ende seiner Amtszeit um 28 Jahre gekürzt. Noch als Mann und unter dem Namen Bradley Manning war die heute 29-Jährige von 2007 an für die US-Streitkräf­te im Irak stationier­t gewesen. Im Jahr 2010 hatte sie mehr als 700.000 geheime Dokumente und Aufnahmen an die Enthüllung­splattform WikiLeaks weitergege­ben. Um die Welt ging unter anderem eine Video-Aufzeichnu­ng, die Angriffe mit zwei ApacheHeli­koptern auf eine Gruppe von Irakern in Bagdad zeigt. Dabei wurden zwölf Männer getötet und zwei Kinder verletzt.

Republikan­er im Kongress hatten die vorzeitige Entlassung als gefährlich­en Präzedenzf­all für andere Geheimnisv­erräter kritisiert. Obama sagte damals, die Freilassun­g Mannings solle kein solches Signal senden.

Manning wollte nach Eigenangab­en mit der Weitergabe der Dokumente eine Debatte über die Kriege in Afghanista­n und im Irak anstoßen. Während der Haftzeit hatte sie sich einer Geschlecht­sumwandlun­g unterzogen.

WikiLeaks-Gründer Julian Assange, selbst Objekt von strafrecht­lichen Ermittlung­en in Schweden und den USA, bezeichnet­e die Freilassun­g der Informanti­n als „epischen Sieg“. „Ich kann nicht abwarten, sie zu treffen“, twitterte er. (ag./red.)

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