Die Presse

Sowohl als auch: Zwei Frauen an der Spitze der Grünen

Vorstand. Einigung auf eine Doppelspit­ze: Ingrid Felipe wird Bundesspre­cherin, Ulrike Lunacek Spitzenkan­didatin.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Am Ende hatte es Symbolkraf­t: Ingrid Felipe ging nach der Vorbesprec­hung als erstes Mitglied des Bundesvors­tands in den Sitzungssa­al, nahm einen Platz in der Mitte der großen Diskussion­srunde ein und ging vier Stunden später als designiert­e grüne Bundesspre­cherin wieder hinaus – gemeinsam mit Europaabge­ordneter Ulrike Lunacek, die für die Grünen als Spitzenkan­didatin in die Nationalra­tswahlen ziehen wird.

Nur einen Tag nach dem Rücktritt von Eva Glawischni­g von all ihren Ämtern hat sich der erweiterte Bundesvors­tand der Grünen nach relativ kurzer Diskussion einstimmig für eine Trennung der Ämter entschiede­n: Felipe macht die Bundesspre­cherin, Lunacek die Spitzenkan­didatin für die Nationalra­tswahl. So lautet die Empfehlung an den Bundeskong­ress, der voraussich­tlich am 25. Juni in Linz stattfinde­n wird. „Es gibt kein Entweder-oder, sondern ein Sowohlals-auch“, sagte Felipe nach der Sitzung.

Bei dem Treffen im Saal Untersberg des Parkhotel Brunauer hatte sich sehr schnell herauskris­tallisiert, dass es auf diese Trennung der Ämter hinauslauf­en wird. Beide Funktionen wollte sich keine der im Vorfeld genannten möglichen Kandidatin­nen antun. Felipe verwies auf ihre Arbeit in der Tiroler Landesregi­erung und ihren 13-jährigen Sohn, der sie als alleinerzi­ehende Mutter brauche. „Ich habe gesagt, ich kann als Parteispre­cherin zur Verfügung stehen, nicht aber als Spitzenkan­didatin“, sagte Felipe nach der Sitzung.

Risken der Ämtertrenn­ung

Auch Lunacek wollte auf ihre Arbeit im Europäisch­en Parlament vorerst nicht verzichten. Die gesundheit­lichen Probleme von Glawischni­g hatten allen vor Augen geführt, wie belastend die Arbeit in der Politik ist. Auch das war ein Grund, warum die Ämtertrenn­ung für viele im Bundesvors­tand plötzlich eine Option war. In der knapp vierstündi­gen Sitzung wurden aber auch die Risken der Trennung nicht ausgespart. Es gebe erhöhten Abstimmung­sbedarf, die Kommunikat­ion werde schwierige­r, waren laut Sitzungste­ilnehmern Argumente, die genannt wurden. Insgesamt gaben sich die Grünen an diesem sonnigen Freitag aber geschlosse­n wie selten.

Es wurde diskutiert, nicht gestritten, hieß es. Als sehr wertschätz­end und konstrukti­v beschrieb Salzburgs Grünen-Chefin Astrid Rössler das Treffen. Sie sprach sogar von einem „Meilenstei­n in der grünen Geschichte“. „Es war in der Früh nicht klar, ob wir heute eine Entscheidu­ng treffen können“, sagte Rössler. Dass es dann so schnell eine von allen getragene Lösung gab, freute sie besonders. Rössler selbst war zwar auch als mögliche Bundesspre­cherin im Gespräch, hatte ihren Parteifreu­nden aber intern rasch abgesagt. Sie wolle ihre Arbeit in Salzburg fortsetzen, meinte Rössler.

„Die einzigen links der Mitte“

Felipe will sich auf die inhaltlich­e und strategisc­he Ausrichtun­g der Grünen, die Betreuung des Wahlkampfs und die Vernetzung in der Partei konzentrie­ren. Sie will die Grünen als Alternativ­e „zum rechtsdrif­tenden Einheitsbr­ei“positionie­ren, sagte Felipe. Ähnlich Lunacek: „Wir sind die einzigen, die links der Mitte stehen.“Parteien, die vor Kurzem in der Mitte gewesen seien, würden nach rechts abdriften. Sie nannte die ÖVP unter Sebastian Kurz. Aber auch in der SPÖ sei nicht klar, ob Kern mit der FPÖ liebäugle. Lunacek: „Wir garantiere­n, dass es mit uns keine FPÖ in der Regierung gibt.“Wie es im Parlaments­klub weitergeht, ist noch offen. Eva Glawischni­g ist also gegangen, drei Personen übernehmen ihre Ämter.

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[ APA ] Lunacek führt die Grünen in die Wahl, Felipe führt die die Grünen von Innsbruck aus.

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