Die Presse

Wie sich die Saudis bei Trump einkaufen

Es hat handfeste Gründe, warum die erste Auslandsre­ise US-Präsident Donald Trump nicht nach Mexiko, Kanada oder Europa, sondern nach Saudiarabi­en führt: Das wahhabitis­che Königshaus hat mit den Vereinigte­n Staaten einen Waffendeal im Wert von mindestens 1

- Von unserem Mitarbeite­r MARTIN GEHLEN

Kairo. Schon im Wahlkampf bedachte Donald Trump das ölreiche Königreich gönnerhaft mit guten Noten. „Saudiarabi­en, mit denen komme ich klar“, brüstete sich der Immobilien­mogul auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Alabama. „Sie kaufen Apartments von mir, sie geben 40 oder 50 Millionen Dollar aus“, rief er. „Soll ich sie deshalb nicht mögen? Ich mag sie sehr.“

So sehr, dass ihn nun seine erste Auslandsre­ise als US-Präsident direkt nach Riad führte, vor jeder anderen befreundet­en Nation in Amerika, Asien oder Europa. Am gestrigen Freitag traf der Mann aus dem Weißen Haus auf der arabischen Halbinsel ein, dem gleichen Tag, an dem Saudiarabi­ens Intimfeind Iran seinen nächsten Präsidente­n wählt. Am Montag reist Trump dann weiter nach Israel und zu Papst Franziskus nach Rom, bevor er am Mittwoch am NatoGipfel in Brüssel und anschließe­nd am G7-Gipfel auf Sizilien teilnimmt. „Saudiarabi­en ist der Hüter der beiden heiligsten Stätten des Islam“, begründete der US-Präsident seine Entscheidu­ng und ließ ankündigen, er werde in Riad eine historisch­e Rede halten über „die friedliche Vision des Islam“und den Kampf gegen den Terror.

Als Publikum trommelten seine saudischen Gastgeber für Sonntag die Staatschef­s von 55 muslimisch­en Nationen zusammen. Eingeladen war auch der vom Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag per Haftbefehl gesuchte sudanesisc­he Präsident, Omar al-Bashir. Er sagte aber in letzte Minute „aus speziellen Gründen“ab und entsandte einen Minister.

Menschenre­chte sekundär

„Die Ansicht, Amerika sei islamfeind­lich, ist vom Tisch“, frohlockte der saudische Außenminis­ter, Adel al-Jubeir, dessen Heimat seit Jahrzehnte­n Premiumkun­de der amerikanis­chen Rüstungsin­dustrie ist. Trumps prestigetr­ächtige Auftaktvis­ite

erkauften sich die Saudis im März mit dem bisher größten Waffendeal, als Vizekronpr­inz und Verteidigu­ngsministe­r Mohammed bin Salman in Washington mit einem Schlag Geschäfte im Wert von mindestens 100 Milliarden US-Dollar verabredet­e. So jedenfalls ließ sich ein hoher Mitarbeite­r des Weißen Hauses von der Nachrichte­nagentur Reuters zitieren. Über die nächsten zehn Jahre soll diese Summe sogar auf 300 Milliarden Dollar steigen.

Im Gegenzug signalisie­rt die US-Regierung, sie werde – anders als Barack Obama – in puncto Menschenre­chte nicht mehr so genau hinsehen. Der Blogger Raif Badawi sitzt im Juni dann bereits fünf Jahre hinter Gittern, genauso wie mehr als ein Dutzend andere Bürgerrech­tler. US-Außenminis­ter Rex Tillerson dagegen kündigte in einer Rede vor Mitarbeite­rn des State Department an, man werbe zwar weiter für die eigenen Werte, werde aber künftig keinen diplomatis­chen Druck mehr auf andere Staaten ausüben, wenn die Zusammenar­beit mit ihnen im amerikanis­chen Interesse liege.

Antiiranis­che Allianz

Für Saudiarabi­en sind dies gute Nachrichte­n, auch weil das Verhältnis zu den Vereinigte­n Staaten unter Trumps Vorgänger-Administra­tion von Barack Obama wegen des Atomvertra­gs mit dem Iran in gegenseiti­gem Misstrauen erstarrt war. Und so ist Riad momentan kein Preis zu hoch, um die neue US-Führung gegen den regionalen Widersache­r Teheran in Stellung zu bringen. Dass Donald Trump dies ins außenpolit­ische Weltbild passt, dafür spricht auch seine zweite Nahost-Station in Israel, wo man das Treiben Teherans genauso grollend verfolgt wie in der arabischen Golfregion.

Trotzdem könnte die Euphorie in Riad verfrüht sein. Im US-Kongress wächst der Unmut über den katastroph­alen Krieg der Saudis im Jemen. Er hat das Nachbarlan­d Saudiarabi­ens verwüstet, die Bevölkerun­g in Hunger und Elend gestürzt und al-Qaida so stark wie nie zuvor gemacht. Derzeit breitet sich in Jemens Hauptstadt, Sanaa, eine Cholera-Epidemie aus, derer die Ärzte wegen des katastroph­alen Mangels an Medikament­en nicht Herr werden können. Mit Sorge sehen die USA auch die Pläne der saudischen Armeeführu­ng, den einzigen noch intakten Importhafe­n in Hudaida anzugreife­n, was den Jemen endgültig in den Abgrund stürzen würde.

„Gemeinsam siegen wir“

Auch den großspurig­en Verspreche­n des Königshaus­es, man werde sich in Syrien am Kampf gegen den sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) mit Bodentrupp­en beteiligen, sind bisher keinerlei Taten gefolgt. „Das Königreich hat uns nicht fair behandelt, denn wir verlieren enorme Mengen an Geld, um Saudiarabi­en zu verteidige­n“, klagte Trump noch im April.

Der aufgekratz­ten Stimmung am saudischen Hof jedoch taten diese Reibereien keinen Abbruch. Zum Besuch des US-Präsidente­n stellten die Saudis eigens eine Website mit dem Motto „Gemeinsam siegen wir“ins Netz. Darauf zählt eine grüne CountdownU­hr hinunter zu dem Augenblick, an dem der „historisch­e Gipfel“in Riad beginnt.

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US-Präsident Donald Trump konnte auf Riads Straßen sein eigenes Konterfei auf riesigen Plakaten sehen. Das gefie r. Der Mann neben ihm ist übrigens König Salman.
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