Die Presse

Moskau über US-Angriff in Syrien empört

Luftschlag. Amerikaner bombardier­ten Regimekonv­oi, der sich Stützpunkt mit US-Soldaten genähert hatte.

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Moskau/Damaskus. Die Reaktionen aus Moskau und Damaskus waren heftig: Der jüngste US-Luftschlag in Syrien sei „nicht hinnehmbar“und eine Verletzung der syrischen Souveränit­ät, sagte der russische Vizeaußenm­inister, Gennadi Gatilow, am Freitag in Genf, wo derzeit erneut Verhandlun­gen zum Syrienkonf­likt stattfinde­n. In syrischen Staatsmedi­en war von einem „dreisten Angriff“die Rede. Die Aggression zeige, wie falsch die Behauptung­en der „sogenannte­n internatio­nalen Koalition“seien, sie bekämpfe den Terrorismu­s, zitierte die staatliche syrische Nachrichte­nagentur Sana am Freitag eine nicht näher genannte Quelle aus Syriens Militär.

Bereits am Donnerstag hatten US-Flugzeuge nahe der Grenze zu Jordanien und dem Irak einen Konvoi mit Truppen angegriffe­n, die für das syrische Regime kämpfen. Dabei sollen mehrere Menschen getötet und gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden sein. Das US-Militär bestätigte den Luftschlag: Der Konvoi habe sich einem Stützpunkt genähert, in dem US-Spezialkrä­fte stationier­t sind, und trotz Warnungen nicht angehalten. Danach seien die Fahrzeuge angegriffe­n worden. Der Konvoi soll noch etwa 30 Kilometer von der Basis entfernt gewesen sein. US-Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis spielte den Zwischenfa­ll herunter: „Wir weiten unsere Rolle im syrischen Bürgerkrie­g nicht aus, aber wir werden unsere Soldaten verteidige­n“, sagte er.

Im Stützpunkt al-Tanf im äußerten Osten Syriens bilden amerikanis­che und britische Elitesolda­ten syrische Rebellen aus. Die syrischen Kämpfer sollen im Krieg gegen die Jihadisten des Islamische­n Staats (IS) eingesetzt werden. Die Militärbas­is nahe dem Dreiländer­eck Syrien-Irak-Jordanien ist massiv gesichert und wurde in der Vergangenh­eit auch immer wieder vom IS angegriffe­n.

Schiitenmi­liz unter iranischem Einfluss

In der Gegend haben von den USA unterstütz­te Rebellenei­nheiten zuletzt dem IS Gebiete abgejagt. Aber auch syrische Regimetrup­pen sind hier auf dem Vormarsch. Sie kämpfen hier unter anderem ebenfalls gegen den IS. Im Regimekonv­oi, der sich dem US-Stützpunkt näherte und bombardier­t wurde, sollen sich vor allem schiitisch­e Kämpfer befunden haben. Schiitenmi­lizen aus dem Irak sind zusammen mit iranischen Eliteeinhe­iten auf der Seite des Assad-Regimes im Einsatz.

Nach Angaben der von Washington geführten Anti-IS-Militärall­ianz sei auch Russland kontaktier­t worden, um die Regimefahr­zeuge zum Anhalten zu bewegen. Der Konvoi habe trotzdem nicht gestoppt. Beobachter gehen davon aus, dass Moskau auf die bei al-Tanf bombardier­ten Pro-AssadTrupp­en gar keinen großen Einfluss gehabt habe. Diese Einheiten seien vielmehr unter dem Kommando von Assads zweitem wichtigen Verbündete­n, dem Iran, gestanden.

Syriens Armee und schiitisch­e Milizen haben in dem Raum zuletzt massive Kräfte zusammenge­zogen. Hier befindet sich auch die strategisc­h wichtige Autobahnve­rbindung zwischen Damaskus und Iraks Hauptstadt Bagdad. (APA/w. s.)

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