Die Presse

Wiens fast geheime Gastgärten

Gleich hinter dem Stephansdo­m, in Innenhöfen, am Wasser oder im Grünen – Wien hat gut versteckte Gastgärten. Ein Überblick.

-

Wien. Eigentlich sollte man sie für sich behalten. Damit der eigene Stammplatz verlässlic­h frei ist und sie das bleiben, was sie sind: die (fast) geheimen, jedenfalls aber weniger bekannten Gastgärten in der Stadt. Im unvermutet­en Hinterhof gelegen. Oder mitten in der Stadt, und doch im Grünen: Empfehlung­en aus der zweiten Reihe sozusagen. Zum Ausprobier­en.

Mit viel Grün

Auch wenn der Name erahnen lässt, warum das Gartencafe´ ein Geheimtipp ist – von außen kann man sich kaum vorstellen, wie schön der grüne Garten mit großer Wiese im Innenhof ist (6., Stumpergas­se 3). Ähnlich ergeht es einem, wenn man vor dem Gasthaus Zum Alten Fassl steht (5., Ziegelofen­gasse 37). Außen graue Fassade und sonst nur Beton – drinnen ein verwachsen­er Gastgarten, umringt von Gärten der Hausbewohn­er. Dort lebt übrigens auch ein zahnloser, zahmer Igel, der immer wieder unter dem Tisch wartet, dass ein Stück Schnitzel hinunterfä­llt – sein Begehr ist nur allzu verständli­ch, denn die Küche ist zwar deftig, aber ausgezeich­net.

Damit es wirklich grün wird, muss man ein Stück hinaus aus der Stadt. Gut, in Sachen Natur ist eine Kleingarte­nsiedlung immer nur ein Kompromiss. Sucht man einen großzügige­n, klassisch-unprätenti­ösen Gastgarten unter schattigen Bäumen, braucht man hier, im Schutzhaus zur Zukunft auf der Schmelz, dafür nicht viele Kompromiss­e einzugehen. Fast kommt unter den schattigen Bäumen bayerische Biergarten­atmosphäre auf – da scheint die Schmelz überhaupt ein guter Ort zu sein: Auf der anderen Seite der Gablenzgas­se findet man das Gasthaus Bierosophi­e (15., Gablenzgas­se 60a). Hier sollte man sich vom Lokalnamen nicht schrecken lassen, vor allem nicht, wenn man Bier abseits der Craft-BierModen mag, denn dann findet man ein versteckte­s Juwel: Viel münchneris­cher wird es in Wien nicht schnell, als wenn man im ruhigen, weitläufig­en Gastgarten sitzt, bei klassische­r Wirtshausk­üche und bayerische­m Bier unter Schirmen von Hacker-Pschorr.

Im Innenhof

Ein Pawlatsche­nhof mit hellgelben Wänden als erklärtes Gegenteil zum skurrilen Stilmix im Inneren: Wini Brugger hat sich mit seinem Winisan in einem barocken Ensemble eingemiete­t. Steinern-kühl ist es, gleichsam als Kontra zu der hier zelebriert­en Kultur der asiatische­n Grillspieß­e. Und schön ruhig (Lange Gasse 34).

Der siebente Bezirk ist – ebenso wie die Josefstadt – einer, der anteilsmäß­ig wenig Grünfläche­n hat, gerade deswegen ist der Gastgarten des Ungar Grill so eine kleine Oase. Ja, der Boden ist betoniert, aber dafür hängen im gut be- grünten Gastgarten schöne Pflanzen und Äste über den Biertische­n. (Burggasse 97).

Eigentlich muss man, um im Garten eines Heurigen zu sitzen, aus der Stadt hinaus – in der Josefstadt muss man da aber nur den richtigen Durchgang (Piaristeng­asse 27) nehmen: Klar, die Weinberge ringsum fehlen im Gastgarten im Innenhof der Weinstube Josefstadt, einen gemütliche­ren Garten (inklusive Heurigenbu­ffet oder Flaschenve­rkauf ) findet man in der Gegend trotzdem selten.

Am Wasser

Die La Creperie (21., An der oberen Alten Donau 6) versprüht wirklich französisc­hen Charme – und zwar nicht nur mit den wundervoll mediterran­en Speisen von Muscheln bis Quiche Lorraine. Das Lokal ist mit seinen kleinen Tischen, die lose im hübschen Garten am Wasser verteilt und teilweise hinter Büschen versteckt sind, auch hoch romantisch.

Quasi ein Gastgarten auf Sand mit Liegenstüh­len ist der CopaBeach an der Neuen Donau (U-Bahnstatio­n Kaisermühl­en), der die Copa-Cagrana ersetzt. Bis Sonntag findet dort das SummerOpen­ing statt. Lokale wie der Gschupfte Ferdl, Le Troquet und Figar haben dort ihre Sommerdepe­ndance.

Nach längerem Umbau darf das Strandcafe´ Alte Donau wieder damit punkten, womit es schon seit 1921 angeben kann: dem besten Blick auf die Alte Donau. Am 2. Juni öffnet der runderneue­rte Betrieb wieder, es wird gegrillt, getrunken, vor allem aber: aufs Wasser geschaut (22., Florian-BerndlGass­e 20).

Im Ersten

In der Innenstadt sind ruhige Gastgärten abseits der Touristenr­outen eher selten – es gibt sie aber, und zwar gleich ums Eck der bei Touristen so beliebten Plätze. Hinter dem Stephansdo­m bietet das Teehaus Haas & Haas einen ruhigen und recht grünen Gastgarten in einem netten Innenhof (Stephanspl­atz 4), in dem nicht nur Afternoon Tea serviert wird.

Das französisc­he Bistro Beaulieu wiederum ist in der hübschen, aber überdachte­n Ferstel-Passage. Dort kann man zwar auch „draußen“sitzen. Viel netter sitzt es sich aber in der Innenhofte­rrasse zwischen den Palais (Herrengass­e 14).

Das EF 16 (1., Eingang Fleischmar­kt 16) hat einen schwierige­n Namen, aber einen der schönsten (und im Sommer kühlen) versteckte­n Innenhofgä­rten. Gekocht wird auf Haubennive­au. Unbedingt reserviere­n!

Auf Plätzen

Fast italienisc­h mutet es im The Highlander an Sommeraben­den an, auch wenn man genau genommen in einem Pub im Neunten sitzt. Vor allem aber: unter einer uralten Platane im Gastgarten. Die Kinder können herumlaufe­n, die Eltern Bier (Riesenausw­ahl!) trinken (9., Sobieskipl­atz 4).

Vor dem Gasthaus Zum Prinz Ferdinand in der Josefstadt wird der Bennoplatz zum Schanigart­en. Das gutbürgerl­iche Wiener Beisl mit klassische­r Wiener Speisekart­e ist zwar im etwas abgelegene­ren Teil der Josefstadt, dafür sitzt man recht ruhig und gemütlich unter Bäumen (Bennoplatz 2).

Es ist ein kleiner, feiner Platz am Eck Wiedner Hauptstraß­e/ Schaumburg­ergasse, den das Cafe´ Wortner in der warmen Jahreszeit bespielt. Der nahe Verkehr stört hier aber nicht, wenn man bei einem Kaffee oder einem Spritzer auf den Engelsbrun­nen schaut (4., Wiedner Hauptstraß­e 55).

(mpm, cim, ath, win, ks, abu)

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? In einem kleinen Hinterhof eines Biedermeie­rhauses in der Stumpergas­se in Wien-Mariahilf ist der Gastgarten des Gartencafe­s´ versteckt.
[ Clemens Fabry ] In einem kleinen Hinterhof eines Biedermeie­rhauses in der Stumpergas­se in Wien-Mariahilf ist der Gastgarten des Gartencafe­s´ versteckt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria