In Traumform
Tennis. Österreichs Jungstar Dominic Thiem, 23, bezwang im Viertelfinale von Rom Rafael Nadal mit 6:4, 6:3. Es war Thiems zweiter Sieg im sechsten Vergleich mit dem spanischen Sandplatzkönig.
Rom/Wien. Dominic Thiem hat Freitagnachmittag einen der größten Siege seiner noch jungen Karriere gefeiert. Der Niederösterreicher besiegte im Viertelfinale des ATP-1000-Turniers von Rom den Spanier Rafael Nadal mit 6:3, 6:3 – es war der zweite Sieg gegen den Spanier im sechsten Aufeinandertreffen. Thiem, aktuell die Nummer sieben der Weltrangliste, wurde für sein risikoreiches Spiel belohnt, er schlug mehr Winner als sein Kontrahent (24 zu 21). „Das war spielerisch eine meiner besten Leistungen“, bemerkte das ÖTV-Ass, das im Halbfinale am Samstag (20 Uhr, live in Sky) auf Novak Djokovic oder Juan Martin del Potro (nach Redaktionsschluss) trifft. „Noch ist es zu früh für irgendwelche Freudensprünge, ich bin mitten in einem Turnier.“
Das Talent früh erkannt
Dass der österreichische Jungstar auf Sand aktuell zu jenem kleinen Kreis von Spielern gehört, die sogar Sandplatzkönig Nadal gefährlich werden können, wusste Trainer Günter Bresnik schon vor dem Spiel. „Dominic hat gute Voraussetzungen, weil er ein ziemlich schnelles und ein komplettes Spiel hat. Er serviert gut, spielt eine schnelle Vor- und Rückhand, er bewegt sich sehr gut. Dominic steht nicht umsonst auf Rang sieben und hat gegen Nadal jetzt zweimal in Folge im Finale gespielt.“
Thiems Aufstieg kommt auch für die Konkurrenz nicht überraschend. Nadals Onkel Toni, der im Herbst 2013 beim Turnier in Wien gewesen ist, hat die knappe Niederlage des damals 20-jährigen Thiem gegen Jo-Wilfried Tsonga (6:7 im dritten Satz) gesehen. „Er hat damals am gleichen Abend noch seinen Neffen angerufen und gesagt: Da ist ein junger Bursche, der ist gut“, berichtete Bresnik. „Toni Na- dal erzählt mir heute immer noch von dem Match gegen Tsonga.“Doch der Dominic Thiem im Mai 2017 hat sich im Vergleich zum damals ersten aufsehenerregenden Duell mit einem Topstar in vielen Belangen gesteigert. „Er serviert
Rafael Nadal ist seit 2001 als Profi auf der ATP-Tour unterwegs. Der Spanier hält bei 72 Turniersiegen, 52 davon holte er auf Sand. Mit 14-Grand-Slam-Titeln ist er hinter dem Schweizer Roger Federer (18) die Nummer zwei der ewigen Bestenliste. Bei den French Open in Paris greift Nadal ab 28. Mai nach seinem zehnten Triumph am Bois de Boulogne. Dominic Thiem erreichte im Vorjahr in Paris erstmals das Halbfinale. sehr gut momentan“, bemerkte Bresnik. „Dominic hat den Aufschlag gleichmäßig verbessert, aber jetzt fällt es halt auf. Sein erster Aufschlag ist nie unter einem gewissen Niveau. Es wird selbstverständlicher, daher stimmt die Quote.“
Zudem macht sich die harte Arbeit im Winter bezahlt, denn Thiems Winnerschläge gegen Nadal hatten bereits einen Speed zwischen 160 und 170 km/h. „Das ist schon sehr schnell.“Und gerade gegen den für seinen extremen Spin gefürchteten Nadal habe sich bei den Messungen gezeigt, dass Thiems Grundschläge schneller sind und mehr Drall haben. Die Hauptunterschiede zu Nadal sieht Bresnik in einem wesentlich besseren Return des Spaniers. „Auch körperlich ist er noch um ein Alzerl besser. Und natürlich die taktische Reife, die er hat.“Die freilich auch an der weit größeren Erfahrung liegt. „Für Nadal sind die Dinge eine Selbstverständlichkeit, Dominic muss in manchen Situationen noch nachdenken.“
„Er will keine Extrawürschte“
Vorbildlich ist Thiem nach wie vor bezüglich seiner Einstellung, aber auch, was seine trotz des deutlich gewachsenen Erfolgs nicht vorhandenen Allüren betrifft. „Dem Burschen kannst du nichts vorwerfen. Der ist teilweise kitschig“, schwärmt Bresnik. Einen kurzfristig angedachten Privatjetflug von Madrid nach Rom verwarf Thiem selbst. „Er will keine Extrawürschte.“