Die Presse

Westbahn fährt in Richtung Gewinn

Bahn. Westbahn-Eigner Haselstein­er erwartet, 2019 um neue Bahnstreck­en gegen die ÖBB mitbieten zu dürfen. Mit neuen Zügen fährt die Westbahn künftig auch zum Hauptbahnh­of Wien.

- VON MATTHIAS AUER

Wien/St. Pölten. Für Hans Peter Haselstein­er ist die Sache klar: Seine Westbahn wird künftig nicht nur zwischen Wien und Salzburg unterwegs sein. „Wir fahren gern in den Süden, und wir fahren gern noch weiter in den Westen“, sagte der Haupteigne­r des privaten ÖBBKonkurr­enten. Einziger Haken: Die Entscheidu­ng, ob das etwas wird, trifft nicht er, sondern das SP-geführte Verkehrsmi­nisterium, das den Betrieb der Strecken im Zehnjahres­rhythmus vergibt. Bisher gingen die Milliarden­aufträge allesamt ohne Ausschreib­ung an die ÖBB.

„2019 (wenn die nächsten Vergaben anstehen, Anm.) wird das anders sein“, ist Haselstein­er überzeugt. „Auch ein roter Bundeskanz­ler kann es sich politisch nicht mehr leisten, diesen teuren Weg zu gehen.“Die Realität sieht derzeit noch anders aus. Zwar fordert die EU die Liberalisi­erung des Personenve­rkehrs ab 2023. Bis dahin können die Staaten aber im Alleingang entscheide­n. Und wie „Die Presse“am Freitag exklusiv berichtete, setzt die Partei des früheren ÖBB-Chefs Christian Kern alles daran, der Staatsbahn noch eine letzte Direktverg­abe zu sichern und ihr Monopol so um mindestens sechs Jahre auszudehne­n. Während die Bahngewerk­schaft Beifall klatscht, blockiert die Volksparte­i das neue Vergabeges­etz, solange darin nicht mehr Wettbewerb für die Bahn verankert ist. Auch die Neos kündigten an, den „Klientelis­mus der SPÖ“nach Kräften verhindern zu wollen.

Noch 180 Mio. Euro Schulden

Die Westbahn stehe in jedem Fall bereit und werde in Zukunft wohl „bei allen Ausschreib­ungen in Österreich mitbieten“, versichert­en die beiden Eigentümer. Was das – neben geringeren Zuschüssen – für die Österreich­er bringen könnte, ist seit fünfeinhal­b Jahren auf der Stre- cke Wien – Salzburg zu beobachten. Seit 2012 macht die Westbahn den staatliche­n ÖBB hier gehörig Konkurrenz. Im Vorjahr erreichte das Unternehme­n mit fünf Millionen Kunden 23 Prozent Marktantei­l. Die Ticketprei­se sanken auf dieser Strecke dank der neuen Konkurrenz auch bei den ÖBB.

Diesen Erfolg haben sich Haselstein­er (49,89 Prozent) und Mitinvesto­r Erhard Grossnigg (32,7 Prozent) einiges kosten lassen. Bisher haben die Investoren rund 300 Millionen Euro in das Unternehme­n gesteckt, 180 Millionen Euro an Schulden sind noch vorhanden. Den Eigentümer­n wurde „zu Beginn eine hohe Leidensfäh­igkeit abverlangt“, bestätigte auch Westbahn-Chef Erich Forster. Mittlerwei­le aber stimme der Kurs. Das Er- gebnis vor Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) drehte von minus elf (2012) auf knapp plus elf Millionen Euro (2016). Im vergangene­n Jahr sei sich sogar erstmals ein Plus beim Gewinn vor Steuern (EGT) ausgegange­n. Um jedoch die Abschreibu­ngen regelmäßig zurückverd­ienen zu können, wäre in Zukunft ein Ebitda von 14 bis 15 Mio. Euro notwendig.

Traum: alle 15 Minuten ein Zug

In den kommenden Jahren dürfte dieses Ziel etwas schwierige­r zu erreichen sein. Denn die Westbahn investiert noch einmal 130 Millionen Euro in zehn neue Züge (Kiss 2) vom Schweizer Hersteller Stadler. „Das reißt uns natürlich eine Delle ins Ergebnis“, so Grossnigg. Dafür soll der Umsatz steigen. Mit den neuen Zügen will die Westbahn ab Dezember doppelt so oft von Wien nach Salzburg fahren wie bisher. Im Halbstunde­ntakt werden dann Westbahn-Züge erstmals abwechseln­d vom Westbahnho­f und auch vom Hauptbahnh­of in Richtung Westen starten. Das Unternehme­n hofft, die Passagierz­ahl so bis 2020 auf zehn Millionen im Jahr verdoppeln zu können.

Sein „Traum“sei es, dass in Wien alle 15 Minuten ein Zug in den Westen abfahre, so Haselstein­er. Gemeinsam mit den ÖBB könnte er das heute schon anbieten. Der Staatsbetr­ieb habe aber freilich wenig Interesse, sein Geschäft freiwillig mit der Konkurrenz zu teilen, meint Haselstein­er: „Auch das wird also nur gehen, wenn es die Regierung fordert.“

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Im Vorjahr fuhren fünf Millionen Passagiere mit der Westbahn. 2020 sollen es doppelt so viele sein.
[ Clemens Fabry ] Im Vorjahr fuhren fünf Millionen Passagiere mit der Westbahn. 2020 sollen es doppelt so viele sein.

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